„Wer Wurst im Namen trägt, bei dem ist auch was drin“, sagt Michael Wurst (50) im Gespräch mit diesem Medienhaus – und muss selbst lachen. Die vorangegangene Frage in diesem Fall ist eher nebensächlich. Das Zitat aber macht deutlich: hier spricht jemand, der sich selbst nicht ganz ernst nimmt. Der mit dem, was er sagt, als Stadionsprecher des Bundesligisten VfL Bochum aber regelmäßig Zehntausende Menschen begeistert. Und in dem tatsächlich einiges steckt.
Tränenreiches Ende beim SV Sodingen
Ob als Sänger, Hauptakteur einer Doku-Soap auf Sat.1 über seine Familie (Familie Wurst) oder als Darsteller eines ungarischen Abwehrspielers in Sönke Wortmanns Sportfilm Das Wunder von Bern – Michael Wurst hat schon in ganz unterschiedlichen Bereichen seine Fußstapfen hinterlassen. Vor allem bei den Menschen, auf die er während seiner Stationen traf.
„Irgendwie hatte ich immer recht schnell einen guten Draht zu allen“, bestätigt der 50-Jährige. Zuletzt war dies beim Westfalenligisten SV Sodingen der Fall. Bis er und sein langjähriger Wegbegleiter in der Amateurfußballszene, Jimmy Thimm, im Oktober 2024 in Herne entlassen wurden. „Von 28 Spielern im Kader haben sich 24 persönlich bei mir verabschiedet. Es war emotional“, berichtet Michael Wurst. Ein Spieler habe sogar geweint.

Die Entlassung mitten in der Hinrunde kann der Trainer auch Monate später noch nicht nachvollziehen. Nochmal nachtreten – wer Michael Wurst kennt, den überrascht dies nicht – möchte der Bochumer aber nicht. „Ich musste mich schon schütteln, weil ich gerne Trainer in Sodingen gewesen bin. Eine schöne Zeit, die Spaß gemacht hat“, so Wurst.
Neustart beim SC Obersprockhövel
Eine solche erhofft er sich ab Sommer auch beim SC Obersprockhövel, wo er die Nachfolge von Chefcoach Robert Wasilewski antreten wird. Ohne Co-Trainer Jimmy Thimm, der vor Kurzem erst ins Trainerteam von Zouhair Allali bei Wacker Obercastrop einstieg.
Dabei galten die beiden nach Stationen beim FC Frohlinde, FC Castrop-Rauxel und zuletzt eben in Sodingen schon fast als unzertrennbar. Ein Problem? „Überhaupt nicht. Jimmy und ich telefonieren regelmäßig. Als er das Angebot von Wacker vorliegen hatte, habe ich sofort zu ihm gesagt: ‚Mach das! Darüber müssen wir gar nicht diskutieren‘. Es war komplett die richtige Entscheidung von ihm. Außerdem wird der aktuelle Co-Trainer Mats Ebbinghaus bleiben. Der macht das mit seinen 26-Jahren richtig gut. Er nimmt ein Mannschaftsgefüge nochmal ganz anders wahr, als ich in meinem Alter. Das wird eine perfekte Kombination“, ist sich Michael Wurst sicher.
Auf einen ehemaligen Weggefährten wir der Trainer dennoch treffen: den Castrop-Rauxeler Stefan Gosing (44). Der 44-Jährige war zeitgleich mit dem Trainerduo als Sportlicher Leiter beim SV Sodingen entlassen worden. Und steht nun bei SCO in selbiger Position in der Verantwortung.
Die beiden kennen sich noch aus ihrer aktiven Zeit im Amateurfußball. Gosing berichtet gegenüber dieser Redaktion von einer amüsanten Anekdote. Inklusive lockeren Spruchs von Michael Wurst. 2007 fand in Witten die Stadtmeisterschaft statt. Gosing war zu diesem Zeitpunkt Torhüter beim damaligen Bezirksligisten FSV Witten, Wurst (bis heute in der Alt-Herren-Mannschaft aktiv) stand beim damaligen Westfalenligisten TuRa Rüdinghausen im Kader.
Der Favorit verlor, allerdings ohne Wurst in der Startelf. „Uns ist erst Jahre später aufgefallen, dass unsere Mannschaften aufeinandergetroffen sind. Michael war aber gar nicht dabei. Seine Aussage dazu: ‚auf Asche spiele ich doch nicht‘“, erzählt der hörbar amüsierte Stefan Gosing.

Mitten in der Kaderplanung für die kommende Saison stecken die beiden schon jetzt. Auch mit den Spielern der aktuellen Mannschaft habe Wurst bereits intensiv gesprochen. Um Missverständnisse noch vor seinem offiziellen Amtsantritt auszuräumen. „Als Trainer von Sodingen haben mich die Spieler natürlich in einer anderen Position kennengelernt. Ich kann an der Seitenlinie auch mal lauter werden (lacht). Als gegnerischer Trainer kann das schonmal nicht so sympathisch rüberkommen. Mein Eindruck ist aber, dass wir das ausräumen konnten“, sagt Michael Wurst.
Gespräche mit Top-Klubs aus Castrop-Rauxel
Apropos gegnerischer Coach: Eine Rückkehr nach Castrop-Rauxel dürfte es in der kommenden Saison wohl am ehesten in der Erin-Kampfbahn geben. Sollten Wacker Obercastrop und der SC Obersprockhövel beide in der Westfalenliga bleiben. Der SCO verweilt (Stand: 18. Februar) im Mittelfeld der Tabelle, Wacker hat fünf Punkte Rückstand auf Tabellenführer TSG Sprockhövel.
In Castrop-Rauxel war Michael Wurst zehn Jahre lang Coach des FC Frohlinde. Stieg mit dem FCF 2017 in die Landesliga auf. Es folgten zwei Jahre beim FC Castrop-Rauxel, mit dem er 2022 den Kreispokal gewinnen konnte.
Vor seinem Amtsantritt in Sodingen habe es zudem auch wieder Angebote von „Top-Klubs aus der Stadt gegeben. Aber damals stand ich bei Sodingen im Wort“, sagt Michael Wurst. Ein solches hat er nun also in Obersprockhövel gegeben.