
© Jens Lukas
Martin Broll: „Die Situation im Stadtteil Merklinde macht es uns schwer“
Fußball-Kreisliga A
Seit sechs Jahren arbeitet Martin Broll mit dem SuS Merklinde an der Rückkehr in die Bezirksliga. Nach vier Kreisliga-A-Spieltagen dümpelt der SuS im Mittelfeld herum. Der Sportliche Leiter findet Gründe.
Ende Mai 2014 haben die Merklinder Fußballer ihr letztes Bezirksliga-Spiel bestritten. Damals musste der SuS als Drittletzter den Gang in die Kreisliga A antreten. Die ersten Jahre verbrachte man dort als gefühlter Bezirksligist. Mittlerweile ist von diesem Gefühl kaum etwas übrig geblieben.
2002 war die Landesliga nah
Martin Broll, der Sportliche Leiter des Vereins vom Fuchsweg, bleibt dennoch dran an seinem Ziel: zurück in die Bezirksliga, in der er einst selbst das SuS-Trikot überstreifte und 2002 als Tabellenzweiter den Sprung in die Landesliga verpasste.
Durch die 1:3-Niederlage im Derby gegen den zuvor punktlosen VfB Habinghorst haben die Merklinder als Zehnte jetzt schon acht Punkte Rückstand auf Spitzenreiter BV Herne-Süd. Broll möchte zwar nicht die Flinte komplett ins Korn werfen. Er sah aber von seinem Team ebenso wie von Gegner Habinghorst keine gute Vorstellung.
Broll sieht auch im Rückzug von Marco Gruszka (ehemaliger Profi bei FC St. Pauli) im Frühjahr einen Grund dafür, dass sein Team noch nicht so gut aufgestellt ist, wie er es sich vorstellt: „Dadurch, dass er gegangen ist, hat sich bei uns eine große Baustelle aufgetan.“ Die Trennung fiel in den Beginn der Corona-Pandemie. Personell konnte Broll nicht mehr reagieren auf die Abgänge der Spieler, die sich am Trainer orientiert hatten.
Großes Verletzungspech führte am Sonntag sogar dazu, dass Co-Trainer Dietmar Gaida eingewechselt werden musste. Der Routinier hatte dann das Pech, dass eine seiner ersten Aktionen zum 1:3 führte. Trainer Björn Brinkmann nahm Gaida in Schutz und sagte: „Er war mitten im Warmmachen, als ich ihn aufs Feld geschickt habe. So eine Aktion kann jedem passieren.“
Legendäre Abschlussfahrten
Martin Broll macht sich nicht nur Gedanken rund um die Erste Mannschaft, sondern auch über seinen Verein generell. Er betont: „Der SuS Merklinde ist eigentlich ein Dorf-Verein. Hier wird viel auf Zusammenhalt und Menschlichkeit geachtet. Das ist immer meine Priorität gewesen. Und: Unsere Abschlussfahrten sind legendär.“
Broll möchte dem Negativ-Trend trotzen. Denn er meint: „Es gibt leider immer mehr Fußballer, die vom Duschen direkt nach Hause fahren, anstatt ins Clubheim zu gehen.“
Sorgen bereitet Broll die schwierige soziale Situation im Stadtteil Merklinde: „Dadurch wird es für uns mehr als schwer, Nachwuchsmannschaften zu formieren. Auch die Identifikation mit dem Verein ist verloren gegangen. Früher blieben Spieler bis zur A-Jugend im Club. Jetzt sind sie schon in der E-Jugend weg.“
Stolz ist Broll auf die Tatsache, dass in seiner Ersten Mannschaft eine Reihe von SuS-Junioren spielen: etwa Keeper Max Moehrs, Yüksel Turan, Shawn Borys, Alex Schudmann und Torben Broll.

Spielten 2003 gemeinsam für den SuS Merklinde: Martin Broll (r.), der aktuelle Sportliche Leiter des SuS Merklinde, und Uwe Blase, der Vorsitzende des Sportplatznachbarn FC Castrop-Rauxel. © Jens Lukas
Trotz der Niederlage gegen den VfB bleibt Broll bei seiner Kampfansage: „Ich glaube noch immer, dass wir am Ende der Kreisliga-A-Saison die beste Castrop-Rauxeler Mannschaft sein werden.“
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
