Klaus Fichtel blickt auf Führich - besonders aber auf Schalke 04 „Schlechter geht nicht“

Klaus Fichtel blickt auf Führich und Schalke: „Schlechter geht nicht“
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Es ist nicht einfach, den in Castrop-Rauxel geborenen Ex-Nationalspieler Klaus Fichtel daheim am Telefon zu erwischen. Auch mit 78 Jahren ist er ständig unterwegs. Nach mehreren Versuchen hat es doch geklappt. Schließlich ist es ja interessant, was „Tanne“ Fichtel über den Castrop-Rauxeler Neu-Nationalspieler Chris Führich und die sportliche Misere seines FC Schalke 04 zu sagen hat.

Castrop-Rauxel ist kein Dauerlieferant von Fußballern für die deutsche Nationalmannschaft. Klaus Fichtel war der erste in der Europastadt geborene Kicker, der das Trikot mit dem Adler auf der Brust trug - 23 Mal insgesamt. Fichtels größter Erfolg: Platz drei bei der Fußball-WM 1970 in Mexiko. 552 Mal spielte „Tanne“ in der Bundesliga.

Chris Führich beendet lange Wartezeit

Erst Ende der 1980er Jahre folgten Fichtel weitere Nationalspieler mit Wurzeln in Castrop-Rauxel: Wolfram Wuttke (4 A-Länderspiele) und Christian Schreier (1), die beide mit der deutschen Olympia-Auswahl die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul holten.

Lang, lang ist es her. Nach über 30 Jahren wurde mit Chris Führich nun vom neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann wieder ein gebürtiger Castrop-Rauxeler berufen - für die Länderspiel-Reise mit Spielen gegen die USA und Mexiko. Der beim VfB Stuttgart kickende Führich war die große Überraschung in Nagelsmanns Aufgebot.

Bei einem seiner Länderspiele bestritt Klaus Fichtel (am Ball) das Spiel im Platz drei der WM 1970 gegen Uruguay (1:0).
Bei einem seiner Länderspiele bestritt Klaus Fichtel (am Ball) das Spiel im Platz drei der WM 1970 gegen Uruguay (1:0). © imago sportfotodienst

Nagelsmann muss sich beweisen

Und auch für Klaus Fichtel, unter dessen Radar Chris Führich bisher mehr oder weniger herlief: „Live habe ich Führich noch nicht spielen sehen. Im Fernsehen schon, aber dabei bekommt man ja keinen genauen Eindruck, wie gut er wirklich ist.“ Fichtel freut sich aber, dass endlich mal wieder ein Castrop-Rauxeler Junge zum Kreis der Nationalmannschaft gehört.

„Führichs Nominierung ist eine angenehme Überraschung gewesen, mit der ich nicht gerechnet hatte“, so Fichtel. Ob der 25-Jährige vom VfB Stuttgart auf der USA-Reise mit einem Einsatz auf dem Platz auch Nationalspieler wird, werde man sehen. Zum neuen Bundestrainer Nagelsmann merkt Fichtel an: „Er muss erst zeigen, wie er auf diesem Niveau zurechtkommt.“ Bei Bayern München sei ja nicht alles reibungslos abgelaufen.

Fichtel wartet auf System des neuen Schalke-Trainers

Lief Chris Führich etwas unter dem Fichtel-Radar, so stand bei „Tanne“ sein FC Schalke 04 stets im Fokus. Mit einer klaren Meinung zu Tabellenplatz 16 in der 2. Bundesliga - dem Abstiegs-Relegationsrang: „Es kann nur besser werden mit dem neuen Trainer, schlechter geht es ja nicht mehr.“ Der FC Schalke 04 hat am Montag mit den Belgier Karel Geraerts einen im Ruhrpott unbekannten Mann vorgestellt.

Mit seiner Einschätzung zum neuen Schalke-Trainer hält sich Klaus Fichtel zurück: „Da muss erst mal abgewartet werden, mit welchem System er spielen lässt - und wie er mit den Spielern umgeht.“ Indes hat Fichtel, der als Trainer der Schalker Traditionsmannschaft bei Spielen ständig live in der Arena ist, zur aktuellen Leistung eine klare Meinung: „Das ist eine Katastrophe, wie Schalke spielt.“

„Nach Rudi Assauer ging es bergab“

Beim jüngsten 1:2 gegen Hertha BSC sei wieder klar zu sehen gewesen, dass Schalke zu langsam spielt und in der Abwehr große Probleme hat, so Fichtel, der des aktuellen Übels Wurzel darin sieht: „Nach dem Abstieg wurden die besten Spieler verkauft oder waren nur auf Leihbasis bei Schalke. Für gute neue Spieler war kein Geld da.“

Nur einmal hat der 78-Jährige in dieser Saison eine starke Halbzeit in einem Schalker Heimspiel gesehen: „Das war beim Sieg gegen den FC Magdeburg. Nach dem 0:2, was auch ein 0:4 hätte sein können, sind Schalkes Jungs nach dem 1:2 plötzlich gerannt und haben guten Fußball gespielt. Wie so etwas mit einem Mal geht und nicht immer, ist mir völlig unverständlich.“

Warum es beim FC Schalke 04 die sportliche Talfahrt gibt, liegt für Fichtel „seit Jahren mit an der Führungsriege. Seit Rudi Assauer nicht mehr da war, ging es nur noch bergab.“ Bis eben zum aktuellen Abstiegs-Relegationsplatz in der 2. Bundesliga, mit der Gefahr, in die 3. Liga zu fallen - und dort zum Beispiel auf Borussia Dortmund II zu treffen.

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