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Kira Lipperheide bei olympischen Spielen: Das war keine einfache Zeit
Olympia
Bei den olympischen Winterspielen in China gewann zuletzt das deutsche Zweierbob-Team der Frauen Gold und Silber. Ersatzanschieberin Kira Lipperheide aus Castrop-Rauxel bleiben nur Erinnerungen statt Edelmetall.
Es ist ein hartes Los für eine Athletin, zu den olympischen Spielen zu fahren und dann zum Zuschauen verdammt zu sein. Bei der Fußball-WM 2014 absolvierten Matthias Ginter, Kevin Großkreutz und Erik Durm keine Einsatzminute auf dem Rasen, durften sich am Ende aber dennoch Weltmeister nennen.
Für die Castrop-Rauxelerin Kira Lipperheide waren die olympischen Spiele im fernen China eine spannende Zeit. Doch als Ersatzschieberin im deutschen Zweierbob-Team durfte sie ihr Können nicht zeigen. Die Ersatzanschieberin bekam auch keine Medaille umgehängt. Obwohl ihr Team gewann.
Für Kira Lipperheide gab es keinen großen Bahnhof. Sie war bei den olympischen Spielen praktisch unsichtbar. Und mit einer Medaille wird man sie auch nicht in Verbindung bringen. Laura Nolte/Deborah Levi gewannen Gold, Mariama Jamanka/Alexandra Burghardt holten Silber. Und Kim Kalicki/Lisa Buckwitz landeten auf dem oft zitierten „undankbaren vierten Platz“.
Als Ersatzanschieberin ist man noch weiter weg vom Ruhm als die Gewinnerin der „Holzmedaille“. „Das war keine einfache Zeit, ich bin selbst nicht gefahren“, erklärt Kira Lipperheide, „ich freue mich aber über die Leistungen und Erfolge des deutschen Teams. Viel mehr als die Erinnerung bleibt da nicht“. Aber die Erfahrung, bei Olympia dabeigewesen zu sein, möchte sie nicht missen.

Mariama Jamanka (links) und Kira Lipperheide 2019 in Insbruck. Im Eiskanal entscheidet rund eine Minute pro Lauf über Erfolg oder Misserfolg. Eine Minute für die die Sportlerinnen monatelang trainieren. © picture alliance/dpa
„Es war aufregend, keine Frage. Es ist ein Mega-Event“, sagt Kira Lipperheide rückblickend. „Ohne Corona wäre meine Position vielleicht einfacher gewesen, aber man konnte hier gar nichts machen.“ Olympia in China fand unter einer Corona-Blase statt: Sportler und Betreuer waren komplett abgeschirmt.
Viele Menschen haben die Fernsehbilder gesehen, wie chinesische Mitarbeiter in Schutzanzügen das Gepäck der Athleten am Flughafen umladen. Für Kira Lipperheide und ihr Team ging es zunächst ins Hotel, dann ins olympische Dorf. „Außer Training gab es nichts“, so die 22-jährige Bundespolizistin.
Abgesehen von ihren sonstigen Aufgaben im Team. Als Ersatzfahrerin habe sie vor allem die Kameradinnen unterstützt, „damit sie sich auf den Wettkampf konzentrieren können“, so Kira Lipperheide. Und die haben richtig abgeräumt.
Das deutsche Olympia-Aufgebot, Männer inklusive, ergatterte 27 Medaillen. 16 davon wurden im Eiskanal von Yanqing errungen; in den Disziplinen Rodeln, Skeleton und Bob. Kira Lipperheides Team errang im Zweierbob Gold und Silber.
Nicht überall wurde das gut aufgenommen. Eine Schweizer Tageszeitung titelte: „Unmut über eine Medaillenrazzia: Die deutschen Schlittensportler vergolden ihren Materialvorteil – es ertönen Rufe nach einer Revolution“. Ehemalige Schweizer Bob-Medaillengewinner forderten dort einheitliche Materialien, um mehr Chancengleichheit herzustellen.

Kira Lipperheide (links) mit Mariama Jamanka beim Weltcup in St. Moritz im Januar 2022. Unmittelbar vor dem letzten Lauf sind die Athletinnen hoch konzentriert. © Screenshot ZDF
Die deutschen Bobs werden am Berliner Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) gebaut. Andere Verbände hätten diese Unterstützung nicht, so der Tenor. Ein Vorgang der an die Formel-1 erinnert, wo im Vergleich zum Bobsport noch immer astronomische Summen in Umlauf sind.
„Unser Material ist gut. Wie weit die anderen Nationen sind, weiß ich nicht,“, so Kira Lipperheide. Bei dem Thema sei sie die falsche Ansprechpartnerin. An der Strecke von Yanqing hat sie die Zweierbobs des Frauen-Teams immer wieder in Position gebracht, gefahren sind jedoch andere.
Beim Test letzten Test vor Olympia, dem World Cup in St. Moritz fuhr Kira Lipperheide mit Pilotin Mariama Jamanka, Olympiasiegerin von Pyeongchang 2018, auf Platz zwei hinter Kalicki/Buckwitz. Dennoch reichte es am Ende nicht für einen Platz in einem der drei Olympia-Bobs.

Die ersten Meter sind entscheidend dafür, wie schnell die Zeit am Ende ist. Kira Lipperheide (hinten) Mariama Jamanka erreichten beim Weltcup in St. Moritz den zweiten Platz trotz starker Konkurrenz aus dem eigenen Team sowie aus den USA und Kannada. Es war der letzte Test vor den Oylmpischen Spielen. © Screenshot ZDF
Die Athletinnen trainieren hart - über Monate und Jahre. Bei Olympia entscheiden vier Läufe von jeweils rund einer Minute über Erfolg und Misserfolg. 2026 wäre die nächste Chance für Kira Lipperheide in einem Olympia-Bob zu sitzen. Will sie die Strapazen auf sich nehmen, um in vier Jahren im italienischen Mailand dabei zu sein? Ihre Antwort ist knapp und prägnant: „Ja.“