
© Volker Engel
Ickerns Django Sahinli hat ein Tore-Ziel und freut sich schon auf sein „Wohnzimmer“
Torjäger
Mit 34 Toren ist Cihangir Sahinli von Eintracht Ickern zum Jahreswechsel 2019/20 der beste heimische Torschütze. Er hat eine feste Vorstellung, wie voll sein Tore-Konto am Saisonende sein soll.
Am Ende der vergangenen Saison 2018/19 war Dennis Teuber vom Kreisliga-B-Meister VfB Habinghorst mit der Ausbeute von 101 Treffern bester Castrop-Rauxeler Torschütze. Sogar deutschlandweit traf keiner öfter als er.
Aktuell schickt sich Cihangir Sahinli vom Kreisliga-B-Spitzenreiter Eintracht Ickern an, Teubers Nachfolger in der Stadt zu werden. In etwa zur Halbzeit der Saison verbucht Sahinli, Spitzname „Django“, 34 Tore. Die Marke von 100 Toren scheint nicht erreichbar zu sein.
Das sieht der Ickerner Goalgetter ebenso. Er sagt: „Ich bin jetzt 35 Jahre alt. Vor fünf Jahren hätte mich vielleicht noch der Ehrgeiz gepackt, mich daran zu messen.“ Jetzt allerdings überwiege der Respekt vor Teubers Leistung und eine wohl gesunde Selbsteinschätzung. „60 Tore, die möchte ich schaffen“, so Sahinli.
Überhaupt verbiete sich ein Vergleich. Sahinli meint: „Dennis ist Stoßstürmer. Ich bin eher eine hängende Spitze. Und auch die Spielweisen unserer Teams sind von Grund auf verschieden.“
Pech mit Verletzungen: Sehne gerissen
Cihangir Sahinli wurde in den vergangenen Monaten nicht von Verletzungen verschont. Mitte Februar riss im Spiel gegen die SG Castrop II nach fünf Spielminuten die Achillessehne seines linken Schussbeins. Das ist inzwischen verheilt, wobei: Schmerzfrei ist der Goalgetter nicht.
Denn er plagt sich seit einigen Wochen mit den Folgen eines Innenbandrisses im linken Knie herum. Diesen erlitt er im Sommer beim Stadtmeisterschaftsspiel gegen den VfB Habinghorst. Sahinli erklärt: „Ich spiele die ganze Zeit verletzt, hoffe aber, dass nach der Winterpause endgültig alles verheilt ist.“

Mit Humor nahm Cihangir Sahinli beim Eintracht-Spiel gegen den SV Fortuna Herne II eine Entscheidung von Schiedsrichter Meik Jahr. © Marcel Witte
Treffer mit dem falschen Fuß
Aufgrund der Verletzung kam es zuletzt zu eher Django-untypischen Toren. Der Linksfuß markierte nach eigener Zählung 20 seiner 34 Treffer mit dem schmerzfreien rechten Fuß. Sahinli: „Mit links kann ich nur die Bälle in die Ecken schieben. Alles andere schmerzt schon beim Schuss.“
Die Verletzung ist auch der Grund dafür, dass Cihangir Sahinli an den ersten Spieltagen für das Team von Eintracht Ickern II auflief. Die Mannschaft spielt ebenfalls in der Kreisliga B. Er berichtet: „Unsere erste Mannschaft hatte zu diesem Zeitpunkt drei Stürmer. Da wollte ich mich mit Handicap nicht aufdrängen - und der Zweiten fehlte ein Stürmer.“
Tore sind gesplittet
Die 34 Django-Treffer werden auf fussball.de, dem offiziellen Portal des DFB, gesplittet aufgeführt: 22 Tore für Sahinli als Eintracht-I-Akteur, 12 Tore für Sahinli als Eintracht-II-Spieler. Der Goalgetter sagt dazu: „Das wurmt mich ein wenig. Und in der Zeitung steht es ja auch so. Aber eigentlich sind es doch einfach 34 Saisontore.“
In den vergangenen 25 Jahren hat Sahinli einige Stationen als Spieler gehabt. Gegen den Begriff „Wandervogel“ wehrt er sich allerdings mit Nachdruck. Er sagt: „Ich bin nicht der Typ, der eine Urkunde für zehn Jahre Mitgliedschaft braucht. Ich brauche Abwechslung. Und mit zwei Ausnahmen war es zudem so, dass ich auch zu den Vereinen zurückgekehrt bin, in denen ich mich wohl gefühlt habe.“
Freunde drängten zum Wechsel zur Arminia Ickern
Als Kind wohnte Sahinli in Bochum und spielte zunächst für Langendreer 07 und Langendreer 04. Nach seinem Umzug nach Castrop-Rauxel schloss er sich als C-Junior auf Drängen seiner Freunde Ramazan Erdem und Mehmet Turgut dem SC Arminia Ickern an.
Als A-Junior wechselte er zum SV Preußen Lünen sowie anschließend zur Spvg Schwerin und zum SV Arminia Marten (Landesliga). Die nächsten Stationen waren SV Yeni Genclik mit dem Aufstieg zur Bezirksliga. Für die Saison 2006/07 ging es zum Sportplatznachbarn SuS Merklinde sowie nach einer Stippvisite beim SV Dingen zurück zu Yeni.

Cihangir Sahinli (l) wechselte zweimal zum VfB Habinghorst. Zunächst spielte er mit dem VfB in der Landesliga. Beim zweiten Mal bewahrte er die Habinghorster mit seinen Toren vor dem Bezirksliga-Abstieg. © Jens Lukas
Landesliga-Fußball spielte Cihangir Sahinli anschließend in der Saison 2008/09 und schloss sich für die folgende Spielzeit dem Klassenkameraden VfB Habinghorst an.
Auf eine Saison bei Genclik (Kreisliga A) folgte der Gang zum damaligen Bezirksligisten SV Wacker Obercastrop. Da sein Coach hier, Dennis Hasecke, zur SG Castrop ging, folgte Sahinli ihm nach einem Abstecher zum VfB Habinghorst auch zur Castroper Bahnhofstraße. Der Stürmer sagt: „Daran sieht man, dass ich mich für Neues motivieren lasse, wenn man mich anspricht.“
Zu wenig Zeit zum Trainieren
Es folgten zwei neue Jahre beim SV Wacker, ehe Sahinli drei Spielzeiten der Spvg Schwerin die Treue hielt. Da er im Einzelhandel beschäftigt ist, konnte der Linksfuß nicht alle Trainingszeiten bei Coach Marco Gruszka wahrnehmen. Sahinli: „Daher machte es irgendwann nicht mehr so viel Sinn. Wer in der Bezirksliga spielen möchte, muss immer beim Training sein.“
Und jetzt also Eintracht Ickern - in der zweiten Saison. Trainer Erkan Gül, mit dem er einst als Mitspieler mit dem SV Yeni Genclik in die Bezirksliga aufstieg, hatte ihn überzeugt. Der Club von der Uferstraße hat den Vorteil, dass das Training erst um 19.30 Uhr beginnt. Sahinli: „Und wenn ich erst um 19.45 Uhr oder noch ein bisschen später auf dem Platz stehe, dann ist mir hier keiner böse dafür.“

Im Jahr 2011 gewann der SV Wacker Obercastrop unterm Hallendach. Cihangir „Django“ Sahinli freut sich hier über einen Treffer im Endspiel gegen den FC Frohlinde. © Jens Lukas
Vorfreude auf die Halle
Die Schmerzen seiner Verletzung verdrängt Cihangir Sahinli, wenn er über die bald anstehende Hallenstadtmeisterschaft spricht: „Das ist quasi mein Wohnzimmer. Hier spiele ich schon seit fast 17 Jahren mit. Darauf warte ich jedes Jahr, bis es endlich soweit ist.“
Und: Sahinli kann beim Titelkampf unter dem Hallendach einige Erfolge vorweisen: 2005 und 2010 stand er bei den beiden einzigen Siegen des SV Yeni Genclik auf dem Parkett. Mit der Spvg Schwerin war er 2008 erfolgreich. Endspielsiege feierte der heute 35-Jährige mit dem SV Wacker Obercastrop 2011 und 2012.

Cihangir Sahinli (r) versuchte sich für Obercastrop im Zweikampf mit Schwerins Martin Kapitza unter dem Hallendach mit einem Fallrückzieher. © Jens Lukas
Aktuell ist noch fraglich, ob Sahinli am Vorrundenspieltag am Samstag, 4. Januar, dabei sein kann. Aus beruflichen Gründen muss er eigentlich passen. Der Eintracht-Stürmer sagt: „Vielleicht bekomme ich ja doch noch frei. Das wird aber erst kurzfristig feststehen.“
Am Sonntag, 5. Januar, sei er auf jeden Fall mit von der Partie. Er sagt: „Wir von Eintracht haben zwei Mannschaften am Start. Beide sind in der Halle stark. Ich trauen uns zu, das Halbfinale zu erreichen. Über den Titel zu sprechen, wäre aber vermessen.“
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
