Hallenstadtmeisterschaft Spielertrainer wechselte sich im Finale nicht aus - und triumphierte

Hallenstadtmeisterschaft: Spielertrainer wechselte sich im Finale nicht aus - und triumphierte
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Was war das für ein Hallenkrimi: Vor 17 Jahren kam es bei der Castrop-Rauxeler Hallenstadtmeisterschaft zu einem Schlagabtausch. Wir haben zurückgeblickt - mit jeder Menge Anekdoten und Bildern.

Am Sonntag, 8. Januar 2006, bebten um 18.30 Uhr Boden und Tribüne der Sporthalle der Willy-Brandt-Gesamtschule. Denn es war etwas Epochales im Castrop-Rauxeler Fußball passiert.

Bei ihrer 23. Auflage erlebte die Hallen-Stadtmeisterschaft eine Premiere. Der SV Yeni Genclik, dessen Vorläufer SC Genclikspor erst 1990 gegründet worden war, gewann erstmals den Titel. Der türkische Verein versüßte seinen Erfolg ausgerechnet mit einem Sieg im Endspiel gegen den damaligen mit fünf Titeln heimischen Rekordmeister: Spvg Schwerin. Das Finale war ein Krimi und endete mit einem 6:4 (4:4/2:4) nach Verlängerung.

Spvg Schwerin führt mit 4:1 – und verliert

Nach dem Schlusspfiff ließ sich der überragend auftrumpfende Yeni-Spielertrainer Ergin Ersoy, der als einziger Feldspieler von der ersten bis zur letzten Endspiel-Minute am Ball war, erschöpft, aber überglücklich von seinen Schützlingen feiern.

Dabei standen in der Sporthalle der Willy-Brandt-Gesamtschule bis kurz vor dem Halbzeitpfiff beim Spielstand von 4:1 die Weichen auf Sieg für Schwerin. In den ersten drei Minuten war zwar der SV Yeni mit drei Torchancen für Stürmer Erkan Gül spielbestimmend. Als Ergin Ersoy jedoch nicht mehr seine Start-Fünf auf dem Parkett hatte, nutzte Patrick Kühnle seine Freiräume zu zwei Toren binnen zwei Minuten zur 2:0-Führung (4./5.).

Ersoy legt auf und trifft

Murat Kanarya erhöhte nach einem schnell ausgeführten Freistoß auf 3:0 (7.). Mit einem Gewaltschuss aus zehn Metern verkürzte Ergin Ersoy zwar auf 1:3 (8.), musste aber mit ansehen, wie seinem Kapitän Faruk Turgut ein Eigentor zum 1:4 (10.) unterlief. Noch vor dem Seitenwechsel deutete der SV Yeni an, dass er sich noch nicht aufgegeben hatte – durch eine Familien-Produktion: Ergin Ersoy passte auf Bruder Erdem, der zum 2:4 (12.) einschob.

In der zweiten Halbzeit drängte Genclik durch Serdar Gülcebi und Ergin Ersoy auf den dritten Treffer, hatte aber Glück, dass Christian Grond und Kanarya auf der Gegenseite ihre Gelegenheiten ebenfalls nicht nutzen konnten. Ergin Ersoy läutete mit seinem 3:4 dann die Wende ein. Faruk Turgut auf Vorlage von Bruder Mehmet glich vier Minuten vor der Schluss-Sirene zum 4:4 aus.

In der notwendigen Verlängerung scheiterte Mehmet Turgut drei Mal binnen weniger Sekunden beim Versuch, den SV Yeni erstmals in Führung zu bringen. Diesen Job übernahm dann sein Bruder Faruk, dessen überschäumender Tor-Jubel die Yeni-Anhänger und die Sporthalle zum Beben brachte. Einen schnell ausgeführten Freistoß von Ergin Ersoy nutzte Erdem Ersoy zum 6:4.

Das Genclik-Team konnte sich aber drei Minuten vor dem Ende noch nicht seiner Sache sicher sein: Nach einer Zwei-Minuten-Zeitstrafe gegen Hakan Sarkin standen die Yeni-Feldspieler nur noch zu dritt auf dem Platz. Jetzt wuchs ihr Keeper Sascha Kostic über sich hinaus und verhinderte einen Schweriner Anschlusstreffer mit mehreren Paraden. Es blieb beim 6:4.

Ersoy und Hakam waren die besten Knipser

Im Duell der besten Torschützen in Zwischenrunde und Endspielen trennten sich der neue Hallen-Stadtmeister Genclik und Schwerin unentschieden: Ergin Ersoy (Yeni) und Mohamed Hakam (Spvg) netzten jeweils fünf Mal ein. Jeweils vier Treffer erzielten Maurice Ottberg, Patrick Kühnle (beide Spvg) und Daniel Kristler (VfB Habinghorst).

Christian Grond, damals noch A-Jugend-Spieler, führte im Januar 2006 den Titelverteidiger Spvg Schwerin als Mannschaftskapitän ins Endspiel. Trainer Karsten Gowik freute sich ob des „Förderunterrichts“ für seinen Nachwuchsspieler: „Das gab es bei uns noch nie.“

Erol Bal, Vorsitzender der SV Yeni Genclik, trug während der Hallen-Stadtmeisterschaft ständig eine Plastiktüte durch die Sporthalle der Willy-Brandt-Gesamtschule. Darin war nicht die Siegprämie für sein Team, sondern das Navigationsgerät aus seinem Auto.

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