Großes Interview mit Christian Knappmann Ex-Trainer äußert sich auch zur Lage in Bövinghausen

Großes Interview mit Christian Knappmann
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Für 22 Spiele coachte der bekannte Fußball-Trainer und Amateurfußball-Persönlichkeit Christian Knappmann den TuS Bövinghausen. Im November 2023 wurde der ehemalige Stürmer Trainer beim Traditionsverein Westfalia Herne und führte diesen zurück in die Westfalenliga. In einem umfangreichen Interview gab Knappmann gegenüber dieser Redaktion einen Einblick in seine aktuelle Situation in Herne und blickte auch auf seinen Ex-Klub TuS Bövinghausen.

Hallo Christian! In Herne liegt ein turbulenter Winter hinter dir. Unter anderem hat sich der Klub vom Sportlichen Leiter Marcus Piossek getrennt. Wie geht es dir gerade in Herne?

Die Situation, wie sie sich jetzt gerade darstellt, auch mit dem ersten Eindruck in Bezug auf die Neuzugänge, kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden bin. Die Jungs, die wir geholt haben, scheinen uns gutzutun, das haben auch jetzt die Testspiele gezeigt. Dort haben wir gegen Oberligisten gute Leistungen gebracht, wohlwissend, dass es auch Testspiele sind.

... und die Turbulenzen?

Es war tatsächlich etwas turbulent. Das liegt auch daran, dass die Dinge, die rund um Westfalia Herne und einen Christian Knappmann passieren, immer etwas heißer gekocht werden als an anderen Standorten. Wir haben den Abgang von Marcus Piossek gut verkraftet und haben sein Aufgabenfeld, was die Sportliche Leitung betrifft, gut auf mehreren Schultern verteilt. Auch sportlich können wir das gut auffangen. Mit Jeron Al-Hazaimeh und Yanni Regäsel haben wir wieder zwei wichtige Faktoren mit an Bord.

Jetzt steht ihr zum Winter auf dem neunten Rang der Westfalenliga 2. Es wird ja immer von einem Zwei-Jahres-Plan für die Rückkehr in die Oberliga gesprochen. Seid ihr da aktuell im Soll?

Natürlich sind wir da im Soll, weil wir immer offen kommuniziert haben, dass die Rückkehr in die Oberliga zwei Jahre umfassen darf. Trotzdem haben wir immer die höchsten Ansprüche an uns selbst und sind schonungslos in der internen Bewertung. Da geht es nicht darum, dass wir jetzt gerade nicht Erster oder Zweiter sind, sondern dass wir zu viele Spiele nicht gewonnen haben, in denen wir die bessere Mannschaft waren. Natürlich könnte man da den Punkt anbringen, dass uns viele wichtige Spieler ausgefallen sind, aber das wäre nur ein Alibi. Wir haben da alle nicht am Maximum performt.

Was traust du deiner Mannschaft in der Rückrunde denn noch zu?

Wir sind ambitioniert, aber keine Träumer, sondern Realisten. Es ist ja nicht nur ein Team, sondern zwei Mannschaften, die wir einholen müssten und die zwölf Punkte Vorsprung haben. Dass beide straucheln, ist unrealistisch. Wir werden keine Luftschlösser bauen oder in Träumereien verfallen. Wir möchten guten Fußball anbieten und in jedem Spiel als Sieger vom Platz gehen. Wir wollen uns auf jeden Fall für den Westfalenpokal qualifizieren, aber haben da mit Wacker Obercastrop ein riesiges Brett vor der Brust. Auf dem Pokal liegt jetzt unser Augenmerk, weil wir in dieser Saison erlebt haben, was das bedeutet im Spiel gegen Arminia Bielefeld. Das wollen wir unbedingt wiederholen.

Stichwort Castrop-Rauxel. Du warst schon bei einigen Vereinen Trainer oder Spieler - auch hier in der Nähe. Werden wir dich auch irgendwann mal bei uns in der Europastadt sehen?

(lacht) Ich bin ja auch wie die Jungfrau zum Kind damals nach Mintard gekommen. Nach Castrop-Rauxel habe ich aber wirklich keine Berührungspunkte. Ich spiele auch aktuell überhaupt nicht mit dem Gedanken, Westfalia Herne zu verlassen. Aber wer weiß, was im Fußball alles passiert. Jetzt gerade bin ich aber glücklich, da wo ich jetzt bin.

Na gut. Dann lass uns abschließend nochmal in die Vergangenheit und auf deinen Ex-Klub TuS Bövinghausen blicken. Dort gibt es ja mal wieder einige Schlagzeilen. Wie beobachtest du das Ganze von außen?

Es gab ja eigentlich keine Zeit, wo der Verein keine Schlagzeilen produziert hat. Das ist aber auch den Protagonisten geschuldet, die sehr exzentrische und extrovertierte Menschen sind. Es war mir fast klar, dass es irgendwann diesen Verlauf nimmt. Mich wundert das nicht, gerade nachdem letztes Jahr diese Geschichte mit Ajhan (Dzaferoski, Bövinghausens Präsident, d. Red.) publik geworden ist und der Kader so krass umgekrempelt wurde. Es ist beachtlich, wie die handelnden Personen um die Sache kämpfen und nicht einfach aufgeben. Das ist aller Ehren wert. Eine Zukunft hat das aber glaube ich nicht.