Ruben Shephard (links) und Marlon Bickmann lernten einst das Ein­mal­eins des Golf-Sports beim GC Castrop-Rauxel. © Christian Woop

Golfclub Castrop-Rauxel

Golf, der Altherrensport: Was hat der Sport der Jugend zu bieten?

Frische Luft, neue Freunde und Bewegung - Golf ist alles andere als ein elitärer Sport. Doch bei den Jugendlichen setzt er sich aus mehreren Gründen nur schwer durch.

Frohlinde

, 11.12.2019 / Lesedauer: 4 min

Wer über den Sport Golf nachdenkt, sieht einen Anwalt in Polohemd vor sich stehen. Stereotypisch ist es ein „Sport der Reichen und Schönen“, bekannt durch Profis wie Tiger Woods. Auch der Castrop-Rauxeler Golfclub hat schon einige erfolgreiche Spieler hervorgebracht, wie etwa die 22-jährige Greta Isabella Völker.

Sie ist aktuell als Profi in den USA unterwegs und bereitet sich auf die Qualifikation für die weltweite LPGA-Profitour vor. Gelandet ist sie dort nach dem Abitur mit einem Golfstipendium an der Texas University, erzählt Karl-Heinz Platzek, Pressekoordinator des Golfclubs Castrop-Rauxel. Doch groß wurde sie in Frohlinde als Jugend-Golferin.

Die Kosten als Hemmschwelle

Golf - das ist alles andere als ein elitärer Altherrensport für Anwälte und Ärzte, betont Platzek. „Was man braucht, sind geländefeste Turnschuhe, Jeans und Pulli. Dann kann man loslegen“, erklärt er das Trainingsoutfit. Und das hat ein jeder Jugendlicher daheim.

„Für Eltern gibt es beim Thema Golf noch immer eine Hemmschwelle. Die Wahrheit ist: es müssen keine Tausende von Euro investiert werden. Für kleines Geld kann jeden Tag auf dem Platz gespielt und trainiert werden“, so Platzek.

58 Kinder im Alter bis 18 Jahre sind aktuell Mitglied im Golfclub Castrop-Rauxel. Mit nur etwa 6 Prozent ist die Quote allerdings nicht hoch. Denn der GC hat insgesamt etwa 1000 Mitglieder.

Dieselbe Bahn, dieselbe Richtung

Der Sport hat laut Platzek für junge Sportlerinnen und Sportler einiges zu bieten. Diese sollten möglichst früh lernen, den Schläger zu schwingen. Für den Anfang ist es egal, wie gut oder schlecht sich der Nachwuchs anstellt: „Alle spielen dieselbe Bahn, und alle müssen in dieselbe Richtung“, sagt Platzek. Wie viele Schläge das dauert, ist nicht wichtig. Doch jeder junge Golfer kann im Verein darauf vertrauen, dass ihm professionelle Hilfe zur Seite steht.

Auch Profi Greta Völker fing einst klein an. © Volker Engel

Die zwei hauptamtlichen Trainer, Julian Albers (Pro) und Andrew Shephard (Head Pro), bieten Kindern und Jugendlichen unterschiedliche Varianten des Trainings auf dem Platz an. Shephard stammt aus dem Mutterland des Golfs, England. „Julian Albers ist ein Eigengewächs. Er hat damals nach dem Abitur die Ausbildung zum Golflehrer gemacht“, erklärt Platzek.

Beide sind schon etwa 13 Jahre dabei, leiten freitags das Jugendtraining, bei dem die Jugendlichen gemeinsam auf dem Platz stehen - oder bieten Einzelstunden an. „Ohne professionelle Anleitung kommt man auch beim Golf nicht weiter“, so Platzek.

Als Einzelspieler oder im Team

Die Jugendlichen lernen auf dem Golfplatz, sich alleine bei Turnieren zu beweisen oder in einer der beiden Jugendmannschaften zu spielen. Für Golfer zwischen 10 und 13 Jahren bietet sich hier die Bezirksliga-Mannschaft an: Die Kinder haben da bereits ihre Platz-Reife erworben. Für ein Meisterschaftsspiel braucht die Mannschaft etwa sechs Spieler. Bis zu zwölf Spieler nimmt die Nachwuchstruppe auf.

Für die gestandeneren Spieler geht es auf Regionalliga-Niveau, wo die Semi-Professionellen auf Clubs aus Köln und Düsseldorf treffen. Es ist die höchste Jugendspielklasse. „Im nächsten Jahr muss sich die Truppe hier behaupten. Einfach wird das nicht“, weiß Platzek. Doch auch innerhalb des Vereins können sich die Jugendlichen messen: 40 Turniere bietet der Golfclub seinen Mitgliedern im Jahr an.

Trainingsfahrten und neue Freunde

Golf ist vor allem eins: Kommunikation. „Ich sage jedem Jugendlichen: spielt so viele Turniere wie möglich, da lernt man immer neue Leute kennen und hat nach zwei Jahren einen Kreis von 50 Menschen, mit denen man auch außerhalb von Turnier und Training spielen kann“, so Platzek. Hinzu kommen viele Stunden an der frischen Luft - und Bewegung, es geht immer wieder auf Trainingsfahrten und zu Turnierwochenenden. Und nach einem langen Tag auf dem Golfplatz bietet auch der Golfclub seinen jungen Mitgliedern einen idealen Ort zum sogenannten „Socializing“ mit den anderen Golfern.

Die Junggolfer hoffen auf neuen Nachwuchs und kleine Talente. © Golfclub Castrop-Rauxel

Doch auch bei den Golfern ist der Nachwuchs rar. „Früher war es eine größere Menge an Kindern, auch wenn es weniger aktive Spieler waren“, erzählt Trainer Shephard. Heute seien es dafür weniger, aber aktivere Spieler. Das läge daran, dass vor einigen Jahren Golf tatsächlich ein kulturbesetzter Sport war: Waren die Eltern beim Golf, waren auch die Kinder automatisch Mitglied.

Der Golfclub Castrop-RauxelTraining für Kids: freitags von 14.30 bis 16 UhrTraining für Youngster: freitags von 16 bis 17 UhrTraining 1. und 2. Jugendmannschaft: Jeweils montags, mittwochs, freitags von 17 bis 18 UhrWährend der gesamten Sommerferien: Holiday Sunshine Cup Turniere in Kooperation mit Golfclubs in der RegionAngebot zum Erwerb des DGV (Deutscher Golfverband) Kindergolfabzeichen für Jungen und Mädchen bis 14 Jahre, die noch keine Platz-Reife haben.Schnupperkurse 1 x monatlich, jeweils sonntags, von April bis September (25 Euro)

Stirbt der Golf-Sport aus?

Es gäbe zwei Gründe, warum die Kinder heute nicht mehr unbedingt Golf spielten, so Shephard. „Die Schultage sind sehr lang, und die Kinder haben ein großes Angebot an Freizeitmöglichkeiten. Zeitmäßig schaffen sie das nicht mehr.“

Ob Pubertät, Freundin oder Studium - für viele sei der Sport irgendwann nicht mehr wichtig.

Große Clubs werben die besonderen Talente rechtzeitig ab. Und diejenigen, die bleiben, würden irgendwann zu alt für die Jugendmannschaften und „wachsen nach oben raus“, so Platzek.

Bessere Möglichkeiten für Kinder bieten

Trotzdem gibt Shephard die Hoffnung nicht auf. „Wir arbeiten mit dem Adalbert-Stifter-Gymnasium und der Cottenburgschule zusammen, haben kostenlose Schnupperkurse angeboten und den Tag der offenen Tür“, zählt er auf.

Zufrieden mit der Anzahl an Kindern im Golfclub ist er noch lange nicht. „Ich habe keine Angst um die Zukunft des Golfs, aber die Clubs müssen Kindern bessere Möglichkeiten anbieten. Golf ist ein langsamer Sport. Und an dieser Begehrlichkeit müssen wir durch Aktivitäten im Verein für den Nachwuchs arbeiten.“

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