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Gökhan Gül: „Ich möchte die Chancen nutzen, egal mit welchem Körperteil“
Fußball
Der Habinghorster Gökhan Gül hat mit dem SV Wehen Wiesbaden die Relegation zur 2. Liga erreicht. Im Interview erzählt er, warum er jetzt in seiner noch jungen Profi-Laufbahn Neuland betritt.
Fußball-Profi Gökhan Gül ist vom Bundesligisten Fortuna Düsseldorf im Januar an den Drittligisten SV Wehen Wiesbaden ausgeliehen geworden. Für die Hessen kam er seitdem in elf Partien zum Einsatz. Sein Team schloss die Saison auf Rang drei ab und erreichte somit die Relegation zur 2. Liga. Hier duelliert sich Wiesbaden am Freitag, 24. Mai, daheim und Dienstag, 28. Mai, auswärts mit dem 16. der 2. Bundesliga: dem FC Ingolstadt. Wir sprachen mit Gökhan Gül über die Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt, der jeweils um 18.15 Uhr angepfiffen wird.
Herr Gül, Glückwunsch zum Erreichen der Aufstiegsspiele. Das ZDF und Eurosport werden die Partien übertragen. Haben Sie schon einmal vor einem solchen Millionen-Publikum gespielt?
Nein, Vergleichbares habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt. In einer Vereinsmannschaft ist es für mich zudem das erste Mal, dass ich in Endspielen stehe.
Am Montag waren Sie zuhause in Habinghorst. Hat da bereits die Vorbereitung auf die Relegation begonnen?
Nein, daheim war erst einmal Ausruhen nach dem 3:2-Sieg in Duisburg gegen Uerdingen angesagt. Es hat richtig gutgetan, einen Tag mit der Familie zu verbringen. Am Dienstag steht um 15 Uhr das nächste Training im Terminkalender.
Das Relegations-Hinspiel wird in Wiesbaden ausgetragen. Werden Sie da auch Unterstützung aus Castrop-Rauxel bekommen?
Ja, da bahnt sich etwas an. Neben meinen Eltern werden auch einige meiner Freunde kommen. Sie werden in drei Autos anreisen.
In den vergangenen acht Partien sind Sie mit einer Ausnahme stets zum Einsatz gekommen. Wie optimistisch sind Sie, dass Sie am Freitag in der Start-Elf stehen?
Ich denke, wenn nichts – wie etwa eine Verletzung – dazwischen kommt, stehen meine Chancen sehr gut. Ich bin wie bei meinen Einsätzen in der U20-Nationalmannschaft auf der Sechser-Position zuletzt eingesetzt worden. Da habe ich mich gut eingewöhnt.
Wäre Ihnen Sandhausen lieber als Ingolstadt als Relegationsgegner gewesen? Schließlich hat Ingolstadt in den vergangenen Wochen ja eine Erfolgsserie hingelegt.
Einen Wunschgegner habe ich nicht gehabt. Natürlich habe ich mitbekommen, wie sich Ingolstadt vom letzten Platz hochgekämpft hat. Aber auch Sandhausen hat eine gute Mannschaft. Es wird auf jeden Fall schwer. Schließlich wollen die Ingolstädter ja nicht in der 3. Liga spielen.
Bei Ihrem zweiten Einsatz für Wehen Wiesbaden im Spiel gegen Hansa Rostock ist Ihnen ein Tor mit dem eher schwächeren linken Fuß gelungen. Werden Sie auch gegen Ingolstadt so mutig vor dem gegnerischen Tor sein?
Ja, ich möchte meine Chance nutzen, egal mit welchem Körperteil. Gerne auch bei Standardsituationen per Kopfball. Da habe ich ja mit meiner Sprungkraft und 1,80 Meter Körpergröße auch eine meiner Stärken.
Gegen Uerdingen haben Sie alle Eckbälle geschossen. Ist das auch eine Ihrer Spezialitäten?
Ehrlich gesagt, war das in meiner Laufbahn das erste Mal, dass ich diese Aufgabe bekommen habe. Mich freut, dass mein Trainer Rüdiger Rehm mir dafür das Vertrauen geschenkt hat.
In der Relegation werden neben der Torlinientechnologie auch Video-Assistenten eingesetzt. Haben Sie damit Erfahrung?
Nein, das ist für mich das erste Mal. Unser Trainer wird uns auch darauf vorbereiten. Man selbst muss ja mehr denn je die Auswirkungen aller seiner Aktionen bedenken.
In wenigen Wochen läuft die Ausleihe von Düsseldorf nach Wiesbaden aus. Wissen Sie bereits, ob Sie zur Fortuna nach Düsseldorf zurückkehren oder Ihre Zukunft anders aussieht?
Ich bin da ganz ehrlich: Ich habe mir keine konkreten Gedanken gemacht. Und es ist auch noch keine Entscheidung gefallen. Für mich sind jetzt diese beiden Spiele wichtig.
Erst danach entscheiden wir, wie es weitergeht. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich mich hier in Wiesbaden sehr wohl fühle.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
