Wacker Obercastrop ist kein Kind einer Liebesheirat Vereine buhlten beim gleichen Fleischer um Spenden

Wacker Obercastrop kein Kind einer Liebesheirat: Vereine buhlten beim gleichen Metzger um Spenden
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Der SV Wacker Obercastrop hat sich als fester Bestandteil der Fußball-Westfalenliga etabliert. Doch der Verein in seiner heutigen Form ist noch recht jung: Vor 27 Jahren, am 24. Februar 1997, berichtete unsere Redaktion über die Jahreshauptversammlung des damaligen BV Wacker Castrop, die die Fusion mit Blau-Weiß Obercastrop befürwortete.

Es war für viele Jahre die letzte Vereinsfusion im Castrop-Rauxeler Fußball - bis 2017 die SF Habinghorst mit dem SV Dingen zusammengingen.

Zwei Mal war das Vorhaben von Wacker Castrop und BW Obercastrop zuvor erfolglos diskutiert worden. Doch beim dritten Mal im Frühjahr 1997 sollte alles gut gehen: 59 der 68 anwesenden Wacker-Mitglieder stimmten bei der Versammlung im Haus Henze, über die am 24. Februar berichtet wurde, für die Fusion.

BV Wacker Castrop und BW Obercastrop schlossen sich zusammen

Da die Obercastroper bereits ihre Zustimmung signalisiert hatten, war die Bahn frei. „Die Weichen sind gestellt: Wacker und BW Obercastrop heiraten im April“, lautete die Schlagzeile. Es sollte gar noch schneller gehen. Am Karfreitag, 28. März, ging die Gründungsversammlung mit 106 Mitgliedern der beiden Vorgänger-Vereine in der Gaststätte Alt Obercastrop über die Bühne.

Der neue SV Wacker Obercastrop hatte zunächst sein Domizil am Stadtgarten: mit einem Ascheplatz und einem Vereinsheim, der einem Hangar ähnelte.
Der neue SV Wacker Obercastrop hatte zunächst sein Domizil am Stadtgarten: mit einem Ascheplatz und einem Vereinsheim, der einem Hangar ähnelte. © Archiv

Am Ende der über dreistündigen Sitzung standen der neue Name „SV Wacker Obercastrop 29/65 e.V.“, die Vereinsfarben blau-weiß und ein neues Führungsgremium. Zum 1. Vorsitzenden wurde der bisherige BWO-Vereins-Chef, Wilhelm Krumtünger, gekürt. „Es war keine Liebesheirat, sondern eine Vernunft-Ehe zur Sicherung des Obercastroper Fußballs“, ist sein Kommentar überliefert.

Frank Figur, der den BV Wacker als einer der Vorsitzenden in die Fusion führte, sagte Jahre später: „Zwei Vereine in einem kleinen Stadtteil. Das machte keinen Sinn. Wenn ich beim Fleischer nach einer Spende für den Verein gefragt hatte, hieß es: Die von BW Obercastrop waren schon da. Dann blieb für uns nicht viel übrig.“

Gespräche während der Hallenstadtmeisterschaft

Bei der Hallenstadtmeisterschaft 1996 sei die Fusions-Idee geboren worden, so Figur: „Willi Krumtünger und ich haben es während des Turniers besprochen. Er hat sich im neuen Club um das Vereinsleben gekümmert, meine Aufgabe war das Sportliche.“

Neun Jahre lang blieb der 2012 verstorbene Krumtünger im Amt. Während dieser Zeit zogen die Obercastroper vom vormaligen Wacker-Sportplatz an der Schillerstraße mit dem grünen Hangar als Clubheim in die Erin-Kampfbahn um. Wo sie auch heute noch ihre Spiele und ihr Training veranstalten.

Krumtüngers Nachfolger wurde Frank Figur. Auch weitere Männer der ersten Stunde des neuen SV Wacker blieben dem VTerein verbunden. Dieter Heermann, der letzte Vorsitzende von Wacker Castrop, bekleidete noch bis 2010 Vorstandsämter. Theo Schürhoff (†23. Juni 2020) war noch bis 2017 Geschäftsführer.

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