Der Castrop-Rauxeler Steve Kozole (hier in zwei Spielszenen zu sehen) gewann 1998 mit den B-Junioren von Borussia Dortmund den deutschen Meistertitel. Doch zum Profifußballer reichte es nicht. © Klaus-Peter Ludewig, Grafik Martin Klose
Fußball
Früher Meisterspieler beim BVB, heute Immobilienberater
Einst gewann er mit Borussia Dortmund die B-Junioren-Meisterschaft, heute ist Steve Kozole Immobilienberater. Fußball spielt er nur noch selten, doch mit seinem Weg ist Kozole zufrieden.
Wir schreiben den 19. Juli 1998. Im Stadion Rote Erde in Dortmund stehen sich die B-Junioren des BVB und des VfB Stuttgart gegenüber. Aufseiten der Süddeutschen laufen unter anderem Spieler wie Ioannis Amanatidis (später 42-facher Nationalspieler Griechenlands) oder Andreas Hinkel, langjähriger Bundesliga-Spieler beim VfB sowie 21-facher Nationalspieler Deutschlands, auf. Im Trikot der Schwarz-Gelben sind es Spieler wie Florian Kringe (192 Bundesliga-Spiele für den BVB, Hertha BSC und den 1. FC Köln) und Marco Löring (145 Partien für den FC Augsburg) – sowie mit Steve Kozole ein damals 17-jähriger Castrop-Rauxeler.
Kozole spielt nicht durch. Nach der Halbzeitpause wird er durch Sebastian Placzek ersetzt. Der Verteidiger hat sich eine Blase am Fuß gelaufen. Placzek erzielt später das zwischenzeitliche 2:1, doch der VfB gleicht noch aus. Im Elfmeterschießen gewinnt der BVB dann mit 5:4. „Ich denke noch öfter daran“, sagt Steve Kozole heute, „ich weiß noch, dass ich die Nummer 10 vom VfB ausschalten musste.“
Den kompletten Tag dem Beruf und dem Fußball geopfert
Anschließend wird gefeiert bei einem Bankett mit Offiziellen vom Deutschen Fußball-Bund. Doch Steve Kozole bleibt nicht lange. „Ich musste die Feier um 20 Uhr verlassen, da ich am nächsten Tag mit der Westfalenauswahl nach Irland geflogen bin“, so der Castrop-Rauxeler. Viel Zeit zum Feiern bleibt damals also nicht, obwohl die B-Jugend-Meisterschaft der Höhepunkt in Kozoles Karriere bleiben sollte. Aber das weiß der 17-Jährige zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht.
Er blieb auch nach dem Meistertitel auf dem Boden. Mit Beginn der A-Junioren-Zeit startete er seine Ausbildung – eine schwierige Zeit. „Ich hatte fünfmal die Woche Training. Es ging morgens um 5 Uhr los nach Dortmund zur Arbeit, dann hatten wir um 18.30 Uhr Training und gegen 22 Uhr war ich erst zu Hause“, so Kozole. Eine harte Doppelbelastung, die dem Castrop-Rauxeler vielleicht sogar eine Karriere als Profi verwehrte.
Die Entscheidung: Beruf oder Fußballkarriere?
„Ich hätte im zweiten A-Jugend-Jahr zum 1. FC Köln gehen können, doch dafür hätte ich die Lehre abbrechen müssen“, sagt Kozole heute. Seine Eltern hätten ihm dann den Rat gegeben, erst die Ausbildung abzuschließen. „Sie sagten: ‚Wenn du so gut bist, dann kommt auch nach der Ausbildung noch einmal so ein Angebot‘“, so Kozole.
Das Angebot blieb aus, denn der Castrop-Rauxeler musste sich selbst eingestehen, dass ein Beruf und Fußballspielen nahe an der Schwelle zum Profidasein nicht vereinbar ist. „Ich konnte beides nicht zu 100 Prozent ausüben, irgendetwas blieb immer auf der Strecke“, sagt der heute 37-Jährige.
Steve Kozole arbeitet heute als Immobilienberater. In seiner A-Junioren-Zeit stand er vor der Wahl zwischen der Ausbildung und einer möglichen Fußballkarriere. © Marcel Witte
Statt wie sein Teamkollege Florian Kringe vor mehreren zehntausend Zuschauern vor den Ball zu treten, ging es für Kozole in die Oberliga zur Reserve des VfL Bochum. Nach 19 Einsätzen für den VfL wechselte er zum Lüner SV, für den er in eineinhalb Jahren insgesamt 28-mal in der Oberliga auflief. Seine neue sportliche Heimat fand Kozole dann beim VfL Schwerte, wo er im Westfalenliga-Team eine feste Größe wurde. Doch nach fünfeinhalb Jahren war auch hier Schluss. Die Pendelei zwischen Dortmund, Schwerte und Castrop-Rauxel wurde zu viel. Daher schloss sich Kozole im Jahr 2009 dem damaligen Landesligisten Spvg Schwerin an.
Mittlerweile stehen die Fußballschuhe fast ausschließlich in der Ecke. „Wenn ich es schaffe, gehe ich bei den Altherren der SG Castrop ein bisschen kicken“, so Kozole. Ansonsten kam neben dem Beruf und dem Fußball ein dritter wichtiger Aspekt in seinem Leben dazu: die Familie. Steve Kozole hat zwei Söhne (8 und 1 Jahr alt).
Der Älteste spielt ebenfalls Fußball und träumt natürlich wie fast jeder Junge von einer Profikarriere im Fußball. Steve Kozole hat da für später schon einen Tipp für seinen Sohn parat: „Selbst wenn du Deutscher Meister wirst und zum Stamm des Teams gehörst, heißt das nicht automatisch, dass du das Zeug zum Profi hast und mit dem Fußball viel Geld verdienen wirst.“
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