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Frohlinde, Schwerin, SG und der FC können ganz neue Gegner bekommen
Fußball
Durch die hohe Zahl von Aufsteigern nach der Corona-Abbruch-Saison kann Einschneidendes passieren. Müssen Fußball-Landesligist Frohlinde und die Bezirksligisten neue Reisewege planen?
Die Empfehlungen des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) liegen auf dem Tisch: Die wegen der Corona-Pandemie abgebrochene Saison 2019/2020 soll gewertet werden - mit Aufsteigern, aber ohne Absteiger. Das FLVW-Präsidium, der Verbandsfußball-Ausschuss (VFA) und die Ständige Konferenz befürworten diese Empfehlung. Entscheiden darüber wird erst ein Außerordentlicher Verbandstag - die Entscheidung wird dann am 9. Juni veröffentlicht. „Alles andere als die Annahme dieser Empfehlung würde mich wundern“, sagt Klaus Overwien, VFA-Mitglied und Staffelleiter der Landesliga 3 sowie Bezirksliga 9.

Der Waltroper Klaus Overwien ist Staffelleiter der Landesliga 3 und der Bezirksliga 9, in der die Castrop-Rauxeler Teams zuletzt vertreten waren. © Jens Lukas
Die Wertung hat allerdings zur Folge, dass es zur Saison 2020/2021 in den überkreislichen Ligen mehr Aufsteiger als üblich auftauchen. „Momentan kann zwar noch niemand genau sagen, wann die neue Spielzeit überhaupt beginnt. Ich denke aber, dass irgendwann im September ein mögliches Datum sein könnte. Den Vereinen muss Zeit für eine vernünftige Vorbereitung gegeben werden. Auch müssen wir abwarten, ob alle Aufstiegsanwärter die Option wahrnehmen“, sagt Overwien. Den genauen Überblick über die Zahl der Aufsteiger werde es wohl erst Anfang Juli bei den Staffel-Einteilungen geben.
Staffeln werden durch mehr Absteiger wieder reduziert
Recht sicher ist, dass die Landesliga von vier auf fünf Staffeln, die Bezirksliga von 12 auf 14 Gruppen erhöht werden. „Ich denke, dass wir nach zwei Jahren durch eine Abstiegsregelung dann wieder zum alten Stand zurückkehren könnten.“ Sicher scheint auch, dass sich durch die größere Zahl der Staffeln die geographischen Grenzen verschieben. „Es könnte dazu kommen, dass die Gegner in der neuen Saison andere sind als bisherigen“, sagt Overwien.
Für den nunmehr einzigen Castrop-Rauxeler Landesligisten FC Frohlinde schaut es so aus, dass er es mit noch mehr Dortmunder Klubs zu tun bekommt - durch den Aufstieg von Türkspor Dortmund. Sollten auch die Gelsenkirchener Teams Ligarivalen bleiben, käme der Erler SV (Aufsteiger aus der Bezirksliga 9) hinzu. Frohlinde könnte mit etwas „Pech“ auch wieder mit Vereinen aus der Landesliga 2 wie dem alten Bekannten SC Obersprockhövel, oder bei ganz viel Pech bis weit runter der Spvg Olpe zu tun bekommen. Auch die Bochumer Vereine mitsamt der Bezirksliga-10-Aufsteiger SW Wattenscheid 08 und SG Welper sind mögliche Gegner.

Der FC Castrop-Rauxel (schwarze Trikots), hier im Stadtmeisterschaftsspiel gegen den VfR Rauxel, feiert in der Saison 2020/21 seine Bezirksliga-Premiere. © Marcel Witte
Für die Bezirksligisten Spvg Schwerin, SG Castrop und FC Castrop-Rauxel (Aufsteiger) ist eine Orientierung nach Bochum oder Dortmund denkbar. Vier Aufsteiger kommen allein aus dem Kreis Dortmund mit BW Huckarde, Westfalia Huckarde, ASC Dortmund II (alle Kreisliga A1) und BW Alstedde (A2). Da die Castrop-Rauxeler Vereine aus dem Fußballkreis Herne stammen, ist es ohnehin eine Frage, warum sie nicht in der Staffel 8 spielen mit den SF Wanne und SG Herne 70. Als Aufsteiger aus dem Kreis Bochum gesellten sich SC Union Bergen (Kreisliga A1), VfB Annen und TuS Stockum (A2) hinzu.
Wenn es so kommen sollte, könnten die Gladbecker Klubs BV Rentfort und SV Zweckel, wie auch die Marler Vereine VfB Hüls und FC Marl nicht mehr zu den Gegner zählen. Wohl aber die Recklinghäuser Teams. Aus deren Fußballkreis steigen Genclikspor Recklinghausen (Kreisliga A2) und VfL Ramsdorf (A1) auf. Wobei sich Ramsdorf mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Coesfeld-Münsterland-Staffel wiederfinden wird.
„Wir müssen uns erst einmal ein genaues Bild verschaffen, wer aufsteigen möchte. In manchen Kreisen ist es so, dass durch die Regelung Tabellenführer, Herbstmeister sowie Aufsteiger durch Quotient bis zu vier Vereine in die Bezirksliga aufsteigen dürfen. Ob alle das wollen, muss sich zeigen“, so Overwien. In der Landesligen halten sich die Aufsteiger mit 18 anstatt der üblichen zwölf in überschaubaren Grenzen. Klaus Overwien: „Nach aktuellem Stand gibt es 76 Landesligisten, womit sich vier Staffeln mit 15 und eine mit 16 Mannschaften anbieten. Die zusätzliche Staffel lässt sich regional gut zwischen Ostwestfalen und dem Ruhrgebiet unterbringen.“
Wohin mit den neuen Bezirksliga-Staffeln?
Komplizierter werde es bei den Bezirksligisten, wo irgendwo in Westfalen zwei neue Staffeln reingequetscht werden müssen. Da ergeben sich zwangsläufig erhebliche geographische Verschiebungen. Aus den 29 Kreisen steigen nach aktuellem Stand anstatt 36 Vereinen weit über 50 auf. „Wir haben in der neuen Saison rund 230 Bezirksligisten anstatt 190. Es werden bei den Staffel-Einteilungen nicht alle Wünsche erfüllt werden können“, weiß Overwien. Es werde Härtefälle geben. Für die drei Castrop-Rauxeler Bezirksligisten bleibt es also spannend, wohin die Reise gehen wird.
Was die Staffelleiter angeht, denkt Overwien, dass in diesem Punkt Kontinuität gewahrt bleibt. „Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass die Staffelleiter in der Region wohnen und ihre Vereine gut kennen. Es macht keinen Sinn, jemanden, der wie ich in Waltrop wohnt, nach Ostwestfalen zu versetzen.“ Sprich: Klaus Overwien wird wohl Staffelleiter der Landesliga 3 und Bezirksliga 9 bleiben.
Ganz persönlich glaubt Overwien übrigens, dass auf die Amateurfußballer nach Corona größere Veränderungen zukommen werden, und sie sich damit anfreunden müssen, dass die Vereine ihre Forderungen nicht mehr in gewohntem Maße erfüllen können. Denn: „Den Fußballklubs werden viele mittelständische Sponsoren wie der Metzger oder Bäcker um die Ecke wegbrechen, weil die selbst mit Existenzsorgen fertig werden müssen.“
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.