Heute vor zehn Jahren, am 3. August 2008, hat der SV Dingen den Sportplatz an der Westheide von der Stadt übernommen und ihn vor der Schließung gerettet. Die Geschichte von damals beleuchten wir in der Serie „Yesterday“.
Bereits im Jahr 2005 stand der Aschenplatz in der Nachbarschaft des ehemaligen Knepper-Kraftwerkgeländes vor dem Aus. Damals hatte die Stadt Castrop-Rauxel Kölner Wissenschaftler mit einem Sportstättenentwicklungs-Konzept beauftragt. Das Ergebnis der Wissenschaftler war vernichtend für den SV Dingen: Sie empfahlen ein schnelles Aus für den Sportplatz an der Westheide. Die Kölner bemängelten vor allem, dass der Platz baufällig sei, am Stadtrand liege und nur wenig genutzt werde.
Das Ergebnis der Studie stieß verständlicherweise auf wenig Dingener Gegenliebe, immerhin war der Verein dort bereits seit 1961 beheimatet. „Als wir über diese Pläne im Wirtschaftsförderungsausschuss in Kenntnis gesetzt wurden, habe ich großspurig gesagt, dass ich die Anlage kaufen werde“, erklärt Klaus Holzner, damaliges Vorstandsmitglied des SV Dingen, heute im Rückblick lachend. Denn damals wusste er noch nicht, wie viel Arbeit auf ihn und seine Unterstützer, wie Sven Augat, zukommen sollte. „Ein Kauf war natürlich nicht so einfach möglich, aber dadurch haben sich die Mühlen in Bewegung gesetzt“, sagt Holzner, der mittlerweile als Vorstandsvorsitzender die Geschicke des Fusionsvereins SF Habinghorst/Dingen leitet.
Pachtvertrag läuft 2019 aus
Ursprünglich sei tatsächlich ein Kauf des Geländes durch die Dingener Verantwortlichen angedacht gewesen, die Stadt habe davon aber Abstand genommen. Unter anderem aufgrund von offenen Versicherungsfragen. Stattdessen hat man sich auf einen Pachtvertrag für das Vereinsheim bis Ende 2019 geeinigt. Der Deal war also: Instandhaltung der Vereinsanlage in Eigenregie durch den damaligen A-Kreisligisten SV Dingen, im Gegenzug schließt die Stadt den Platz nicht.
Zunächst musste die Anlage jedoch noch umfänglich renoviert werden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf etwa 87.000 Euro. Davon übernahm die Stadt mit 67.000 Euro den Großteil der Kosten und finanzierte einen neuen Tennenbelag. Der SV Dingen investierte 20.000 Euro in eine neue Drainage, ehe der runderneuerte Sportplatz dem Verein vor genau zehn Jahren unter anderem vom damaligen Bürgermeister Johannes Beisenherz übergeben wurde.
Pachtkosten fallen laut Holzner keine an für den SV Dingen. Zudem erhält der Verein für die Platzwart- und Reinigungsarbeiten Zuschüsse durch die Stadt, wie Stadt-Pressesprecherin Nicole Fulgenzi auf Anfrage mitteilte.
Ärger mit Nachbarschaft
Möglichen Gedanken über einen Umbau zu einem Kunstrasenplatz machte der „Gegenwind aus der Nachbarschaft“ früh einen Strich durch die Rechnung, wie Holzner berichtet. „Es gab Ärger mit einer benachbarten Gärtnerei, die sich über Schäden an Pflanzen und Gläsern durch hineinfliegende Bälle beschwerte.“ Sogar rechtliche Schritte wurden von der Gärtnerei, die heute allerdings nicht mehr existiert, eingeleitet, sodass am Ende nur eine Renovierung des vorhandenen Aschenplatzes möglich gewesen sei.
Nachwuchs fehlt
Dieser sei auch der Hauptgrund für die fehlende Jugendarbeit gewesen. „Drei Mal haben wir versucht, Nachwuchsteams aufzubauen, drei Mal hat es wegen der Asche nicht funktioniert“, sagt Holzner. Lediglich in einer Saison habe der SV Dingen ein Minikicker-Team gestellt. Auch im neuen Fusionsverein SF Habinghorst/Dingen sei der Aufbau einer Jugendabteilung schwierig, allerdings aus anderen Gründen: „Wir haben Probleme, entsprechende Trainingszeiten zu finden, da wir uns den Platz mit Arminia Ickern teilen.“
Keine Wohnbebauung
Auf der Anlage an der Westheide trainieren und spielen derzeit nur noch die Altherren des Fusionsvereins, die den Platz auch pflegen. Was mit der Anlage nach dem Auslaufen des Pachtvertrags passiert, ist noch offen. „Eine Wohnbebauung erscheint zum aktuellen Zeitpunkt mit Blick auf die Lage, die Infrastruktur und den Flächennutzungsplan wenig wahrscheinlich“, erklärt Nicole Fulgenzi.
Der 3. August 2008 war ein Sonntag. Am darauffolgenden Montag, 4. August, berichteten die Ruhr Nachrichten auf fünf Seiten über das lokale Sportgeschehen vom Wochenende. Der aus Rauxel stammende Radprofi Marcel Sieberg trat beim Sparkassen-Giro in Bochum quasi zu einem Heimspiel an und wurde Dritter. Im Starkregen war für ihn Platz eins nach 175 Kilometern drin. Krämpfe in den Beinen 200 Meter vor der Ziellinie verhinderten aber einen Triumph. In den folgenden Jahren wurde Sieberg Seriensieger in der Bochumer City: 2012, 2014, 2015 und 2016. Den Titel des Fußball-Stadtmeisters gewann der SuS Merklinde durch einen 7:5 (1:3/4:4)-Endspielsieg gegen den Gastgeber SV Wacker Obercastrop (beide damals Bezirksliga). Marco Kaiser verwandelte den entscheidenden Schuss vom Punkt. In der regulären Spielzeit zeichnete sich Niko Kresic als dreifacher SuS-Schütze aus. Der neue Stadtmeister hatte sein Viertelfinale gegen die Spvg Schwerin mit 1:5 verloren, zog aber in das Halbfinale ein. Denn die Schweriner hatten einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt. Zu Testspielen liefen die damaligen Bezirksliga-Handballer der HSG Rauxel-Schwerin und des TuS Ickern auf. Die HSG unterlag am Ende eines Trainingslagers dem Verbandsligisten HSC Recklinghausen mit 24:34, der TuS zog mit 25:34 gegen den Landesligisten ATV Dorstfeld den Kürzeren.lukas
Seit 2008 bin ich als freier Mitarbeiter in der Castrop-Rauxeler Redaktion tätig. Zu meinen Hobbys zählen Sportarten wie Tennis, Skifahren, Squash, Badminton und besonders der Fußball. Die Sportanlagen in der Europastadt und Umgebung sind mittlerweile mein zweites Zuhause - nicht nur als Redakteur sondern auch als aktiver Fußballer. Außerdem studiere ich Wirtschafts-Psychologie in Iserlohn.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
