Vor 18 Jahren kam die Castrop-Rauxeler Fußball-Zunft nicht zur Ruhe – obwohl im November 2005 aufgrund eines Wintereinbruchs nur wenig gespielt wurde. Es wurden Urteile über drei Teams gefällt – für Vergehen bei der Feld-Stadtmeisterschaft im August des Jahres.
Bestrafung nach Massenschlägerei
Der FC Frohlinde und der SV Dingen (beide damals Kreisliga A) bekamen für die Fußball-Hallenstadtmeisterschaft 2005 am 2. Weihnachtsfeiertag vom Stadtsportverband Castrop-Rauxel (SSV) die Rote Karte gezeigt. Der Vorstand des SSV hatte im Vorfeld entschieden, die beiden Clubs vom Turnier auszuschließen.
Grund für diese Maßnahme waren die Ausschreitungen zwischen Zuschauern und Spielern beider Vereine während des Viertelfinals der Feld-Stadtmeisterschaft im August am Schweriner Grafweg. „Der Stadtsportverband will mit dieser Entscheidung ein Zeichen setzen, weil er solche Vorfälle nicht toleriert“, sagte der damalige SSV-Geschäftsführer Gerd Freiling (2013 verstorben).
Frohlinder fühlten sich in Unterzahl
Was war passiert? Im Viertelfinale waren 78 Minuten gespielt. Es stand 4:2 (1:1) für Dingen. Frohlindes Neuzugang Nihat Güler (kam vom RSV Holthausen) hatte sich, nachdem er einen Freistoß zugesprochen bekommen hatte, zu einer Tätlichkeit gegen den damaligen Dingener Sencer Özbek hinreißen lassen.
Urplötzlich eilte ein Dingener Zuschauer über den halben Platz, wohl um dieses Vergehen zu sühnen. Daraufhin stürmten rund 40 Zuschauer auf den Platz und lösten eine Massenschlägerei aus. Die Frohlinder Spieler mussten sich ihrer Haut erwehren, berichtete Jörg Leineweber, der damals dem FCF-Vorstand angehörte: „Wir konnten unsere Spieler kaum schützen, wir waren in der Unterzahl.“

Sohn des Dingener Trainers weinte
„Meine Spieler haben da nicht mitgemacht“, betonte damals Dingens Trainer Jörg Dietrich. Er habe seine Schützlinge zusammen mit Betreuer Detlef Hantich in die andere Sportplatzhälfte geführt und dort gewartet. Dietrich: „Ich hatte an diesem Tag meinen Sohn mit auf den Sportplatz genommen. Als er das mit ansehen musste, kam er weinend zu mir gelaufen!“
Die Turnierleitung des Stadtmeisterschafts-Gastgebers Spvg Schwerin entschied nach dem Vorfall, sowohl Dingen als Frohlinde zu disqualifizieren. Anstelle der beiden Teams durfte die SG Castrop, Verlierer des vorherigen Viertelfinales, nach dem 0:10 im ersten Duell im Halbfinale noch einmal gegen den späteren Titelträger VfB Habinghorst antreten.
Dingen und Frohlinde einstimmig ausgeschlossen
Der SSV-Geschäftsführer Freiling betonte im November 2005, dass die Abstimmung des Vorstandes zum Hallen-Ausschluss von Dingen und Frohlinde einstimmig über die Bühne gegangen sei. Durch die Maßnahme spielten lediglich 14 Mannschaften um den Hallentitel. Weshalb Erika Fels vom Turnier-Gastgeber Victoria Habinghorst einen Spielplan mit drei anstatt vier Vorrundengruppen stricken musste.
Die Feld-Stadtmeisterschaft 2005 hatte neben den Ausschluss von Frohlinde und Dingen gar noch weitere Nachwirkungen: Dem Gastgeber Spvg Schwerin wurde ein Pokal weggenommen. Nämlich jener für den zweiten Platz beim Titelkampf.

Schweriner spendete Prämie
Denn A-Junior Myron Dretakis soll während des Wettbewerbs noch nicht für das Senioren-Team der Spvg bei der 1:2-Niederlage im Finale gegen den VfB Habinghorst nicht spielberechtigt gewesen sein. Das berichtete damals der Ende 2018 verstorbene Fußball-Spartenleiter Robert Mathis. Ihre Siegprämie sollten die Schweriner einer karikativen Institution spenden.

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