In der Castrop-Rauxeler Amateurfußball-Szene kursiert ein Video, dessen rassistischer Inhalt für Entsetzen sorgt. Verantwortlich für die Verbreitung soll ein Vorstandsmitglied des Kreisligisten Sportfreunde Habinghorst/Dingen sein.
Der Funktionär will das Video jedoch gar nicht veröffentlicht haben. Die Beweislage aber ist erdrückend. Die Mannschaft reagierte geschockt und drohte sogar, in den Streik zu treten. Der Funktionär wurde vom Verein mittlerweile entlassen – auch, weil es in der Vergangenheit bereits problematische Äußerungen von ihm gegeben haben soll. Die Hintergründe.
Habinghorst/Dingen schmeißt Funktionär raus
Vor dem Ligaspiel am Sonntag (16. März) gegen die Reserve des SV Wacker Obercastrop (Endstand: 0:2) wurde von einem Spieler (Name der Redaktion bekannt) ein Video in die vereinsinterne WhatsApp-Gruppe der Sportfreunde weitergeleitet. Dieses Video liegt unserer Redaktion vor.
Der 26-sekündige Clip zeigt die Bildschirmaufnahme einer WhatsApp-Story. Gefilmt wird die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Castrop-Rauxel an der Lerchenstraße, aufgenommen nach Einbruch der Dunkelheit. Im Hintergrund sagt eine männliche Stimme: „Ja, da sind sie wieder. Die ganzen Ramadan-Wichser. Hier in der JVA. Die können sogar Vorhänge vor die Fenster machen, damit niemand reinguckt. Dann schmeißen die Ratten hier alles über den Zaun. Es ist unglaublich, was hier in Deutschland abgeht.“
Das Video trifft den Verein Habinghorst/Dingen gleich doppelt: Die Sportfreunde identifizierten den Sprecher aufgrund der Stimme und der Telefonnummer, über welche die WhatsApp-Story veröffentlicht wurde, als einen Vorstandsfunktionär aus den eigenen Reihen.
Der Klub reagierte sofort: „Wir sind im Verein schockiert. So etwas lassen wir uns nicht bieten. Es gab auch in der Vergangenheit schon rassistische Äußerungen von ihm, über die wir gesprochen haben und bei denen wir deutlich gemacht haben, dass ein solches Gedankengut nicht zu unserem Verein passt. Er wird aus dem Verein entlassen und verliert sowohl sein Vorstandsmandat als auch seine Mitgliedschaft bei Habinghorst/Dingen“, erklärte der Vorsitzende Klaus Holzner.
Eine entsprechende schriftliche Kündigung der Mitgliedschaft und des Vorstandsmandats hat der Verein bereits verschickt, so Holzner.

Auch wenn das ehemalige Vorstandsmitglied eine durchaus tragende Position innerhalb des Kreisligisten innehatte, handelt es sich bei ihm um keine Person, die regelmäßig in der Berichterstattung unseres Medienhauses vorkommt.
Da es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels (20. März 2025) nach unseren Informationen außerdem keine sport- oder zivilgerichtlichen Ermittlungen in der Causa gegen ihn gab, sieht unsere Redaktion davon ab, das ehemalige Vorstandsmitglied namentlich zu nennen. Diese Redaktion legte ihm einen schriftlichen Fragenkatalog vor.
„Ich kenne gar kein Video“
Zu den Vorwürfen, bereits in der Vergangenheit rassistische Äußerungen getroffen zu haben, antwortete er unter anderem, er sei „total überrascht“ und habe immer „ein gutes Verhältnis zu den Spielern und allen Verantwortlichen“ gehabt. Und weiter: „Aber heutzutage musst du ja echt aufpassen, was du sagst. Ein falsches Wort und du bist rassistisch und wirst in die rechte Ecke geschoben. Ich wüsste nicht, was ich gesagt haben sollte.“
Auf die Frage, ob er die Echtheit des WhatsApp-Videos bestätigen könne, antwortete er: „Ich kenne gar kein Video.“ Auf die Frage, wie er sich erklären könne, dass das Video über seine Handynummer veröffentlicht wurde, antwortete er: „Was soll ich dazu sagen? Ich habe darauf keine Antwort und keine Erklärung.“
In dem kurzen Clip ist sein WhatsApp-Profilbild zu sehen. Weitere Quellen aus dem Castrop-Rauxeler Amateurfußball bestätigten zudem die Echtheit. Aber: Theoretisch ist es nicht auszuschließen, dass das Video von jemandem zum Beispiel mithilfe einer künstlichen Intelligenz erzeugt wurde.
Die Story wurde nur wenige Minuten nach der Veröffentlichung wieder offline genommen.
Spieler-Streik im letzten Moment abgewendet
Für die Sportfreunde waren die Geschehnisse am vergangenen Wochenende zusätzlich besonders schockierend, weil ein Großteil des Kaders den muslimischen Fastenmonat Ramadan begeht.

Sogar ein Spieler-Streik für die Partie gegen Wacker II bahnte sich kurzzeitig an. „Wir haben viele Muslime in der Mannschaft. Aktuell fastet fast der gesamte Kader. Die Mannschaft wollte am Sonntag erst gar nicht antreten“, sagte Cheftrainer Aykut Hezer.
Weil der Verein aber schnell reagierte, konnte das Ligaspiel dennoch stattfinden. „Ich habe mich im Namen des ganzen Vereins bei der Mannschaft entschuldigt“, betonte Klaus Holzner.