
© Jens Lukas
Castrop-Rauxeler Europahalle war nicht für Events gebaut worden - sie sollte Sporthalle werden
Sportgeschichte
Die Europahalle ist weithin bekannt für Veranstaltungen. Allein die Dachkonstruktion ist ein architektonischer Hingucker. Doch die Halle war ursprünglich nicht für Ausstellungen und Kultur geplant.
Anfang der 1970er Jahre wurde sie gebaut, die Europahalle in Castrop-Rauxel. Heutzutage finden hier Shows, Kulturveranstaltungen und Messen statt. Die Wahrheit ist: Bei Baubeginn war die Halle für den Sport gedacht. Explizit sogar für die Willy-Brandt-Gesamtschule, als diese gebaut wurde. Doch es kam anders.
Laufbahn für Leichtathleten war im Oberrang geplant
Der ehemalige Sportamts-Leiter Winfried Hetzel, der im Jahr 1971 im Sportamt seine Arbeit aufnahm, erinnert sich: „Wir hatten ganz viele Ideen, wie die Europahalle für den Sport genutzt werden könnte.“ Das wurde alles Makulatur. Die Schüler wichen ins nahe Sportforum aus, bis die Gesamtschule eine eigene Sporthalle bekam.

Die Europahalle war bei ihrem Bau in den 1970er Jahren als Halle für den Schulsport sowie Leistungszentrum gedacht. © Jens Lukas
Die Ideen für die sportliche Nutzung der Europahalle waren vielfältiger Natur. Ein Stützpunkt fürs Fechten sollte sie werden. Die Leichtathleten sollten im Oberrang eine Tartan-Laufbahn bekommen. Ein Kleinkaliber-Schießstand und Krafträume rundeten die Vorstellungen zu einem Gesamtbild ab.
Nichts davon war mehr möglich, als die Europahalle stand. „Selbst für den Schulsport war sie nicht geeignet. Es gab keine Trennvorhänge - und die Basketball-Körbe hätten an der mobilen Decke gewackelt“, erinnert sich Winfried Hetzel.

Die Europahalle wird auch zum Neujahrsempfang des Bürgermeisters genutzt. © Volker Engel
Also wurde aus der 1800 Quadratmeter großen Europahalle das, was sie heute ist: ein Event-Zentrum für alles, was Menschen Spaß macht. „Schulsport in dieser großen Halle wurde damals ohnehin als zu teuer empfunden“, so Hetzel. Schon der harte Betonboden in der Europahalle ist für viele Sportarten ungeeignet - schlimme Verletzungen wären darauf zu befürchten gewesen.

Die Fußball-Hallenstadtmeisterschaft 2007 war eine der wenigen Veranstaltungen, bei der die Europahalle ihrer Widmung als Sporthalle gerecht wurde. © Jens Lukas
Doch mit einem gewissen Event-Charakter wurde dort tatsächlich auch schon Sport angeboten. Der Europa Cup 1993 im Korfball, ein Tischtennis-Länderspiel, und nicht zu vergessen; Die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft 2007 gab es in der Europahalle. Für den Fußball karrte der damalige Gastgeber Spvg Schwerin aus der Eissporthalle im Gysenberg tonnenweise dort lagernden Kunstrasen nach Castrop-Rauxel, um den Innenraum der Europahalle ohne große Verletzungsgefahr spielfähig zu gestalten.
Es wurde eine tolle Hallenfußball-Stadtmeisterschaft, die an jedem Tag um die 1000 Zuschauer anzog. Ex-Nationaltorwart Hans Tilkowski überreichte den Siegerpokal an Dennis Hasecke, Spielführer von Wacker Obercastrop. Die Wackeraner hatten als Bezirksligist den Landesligisten VfB Habinghorst im Finale mit 5:3 besiegt. Trotz des Erfolgs blieb dieses Fußball-Highlight ein Unikat, da später kein anderer Klub mehr die Kunstrasen-Maloche wirklich stemmen mochte.
Rein hypothetisch betrachtet hätte die Stadt Castrop-Rauxel mit der Europahalle plus einer kurzen Stichstraße zum Sportplatz Bahnhofstraße selbst heutzutage noch ein Sportzentrum auf höchstem sportlichem Niveau im Angebot. Es ist nicht so gekommen: Sportplatz und Europahalle trennt nun ein Drahtzaun. Wie sagt der Ex-Sportamtsleiter Winfried Hetzel treffend: „Als die Europahalle schon stand, wurden wir erst gefragt, was in eine Sporthalle so alles hineingehört.“
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
