Castrop-Rauxel war Nabel der Fußball-Welt Turnier mit 6000 D-Mark Siegprämien

Castrop-Rauxel war Nabel der Fußball-Welt : Turnier mit 6000 D-Mark Siegprämien
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Vor 30 Jahren berichtete unsere Redaktion darüber, dass ein „gefühltes“ Stadtmeisterschaftsturnier in Castrop-Rauxel Konkurrenz vom wiederbelebten, offiziellen Wettbewerb bekam – und letztlich von der Bildfläche verschwand.

Nach 1978 hatte es 18 Jahre lang keine Feld-Stadtmeisterschaft der heimischen Fußballer mehr gegeben. In der Zwischenzeit nahm der von der Spvg Schwerin und dem SuS Merklinde abwechselnd ausgerichtete Iserlohner-Cup diesen Platz ein, ehe 1996 das Comeback der Stadtmeisterschaft mit dem Sieger Arminia Ickern gefeiert wurde.

Überschneidende Termine

In jenem Jahr existierten Stadtmeisterschaft und Iserlohner-Cup einträchtig nebeneinander an sich kaum überschneidenden Terminen. 1997 ging der Stadtsportverband aber in die Offensive und legte als Endspiel-Termin das letzte Wochenende vor Saisonbeginn fest. Genau an diesem war in den 14 Jahren zuvor jeweils der Iserlohner-Cup zu Ende gegangen.

„Wir haben beschlossen, Priorität auf die Feld-Stadtmeisterschaft zu legen“, wurde Klaus Holzner (SV Dingen), der damalige Spartenleiter Fußball im SSV, am 24. März 1997 in einem unserer Artikel zitiert. Vor Jahren erinnerte er sich im Wortlaut an diesem Satz und sagte: „Da war sich der Großteil der Vereine einig.“ Denn: Laut Holzner hatten die Clubs 1996 zum mit hohen Preisgeldern dotierten Iserlohner Cup ihre Erstvertretungen an den Start gebracht – und zur Stadtmeisterschaft ihre Reservemannschaften geschickt.

SuS Merklinde zieht sich zurück

Unsere Lokalsportredaktion hatte bereits am 18. März 1997 unter der Überschrift „SuS Merklinde kippt den Iserlohner Cup“ über den Rückzug eines der beiden Veranstalter berichtet. Rainer Gotthardt, damals 2. Vorsitzender des SuS, sprach demnach gegenüber den Mitgliedern von einem Beschluss der SSV-Fußballsparte vom Dezember 1996, wonach kein Castrop-Rauxeler Verein mehr beim Iserlohner Cup mitspielen werde. „Wir können ein Turnier dieser Größenordnung nicht nur mit auswärtigen Mannschaften durchführen“, wird Gotthardt im damaligen Bericht zitiert, „die bringen nur wenige Zuschauer mit.“

Spartenleiter Klaus Holzner bemühte sich eine Woche später gegenüber unserer Redaktion um Entspannung, wehrte sich aber gegen die Rolle des vermeintlichen Buhmanns. „Ich habe persönlich nichts dagegen, wenn Castrop-Rauxeler Vereine am Iserlohner Cup teilnehmen“, wurde er zitiert. Die Clubs hätten aber 1995 besprochen, zugunsten der Stadtmeisterschaft auf eigene Turniere zu verzichten. Holzners Vorgänger, Karl Sabra (Arminia Ickern), hatte die Stadtmeisterschaft wiederbelebt.

Klaus Holzner wollte in seinem Sinne handeln, und blickt zurück: „Ich weiß, dass ich mich dadurch in meinen zwei Amtsjahren weit aus dem Fenster gelehnt habe – und mir in Schwerin und Merklinde keine Freunde gemacht habe.“

Schwerin wollte weitermachen

Die Überraschung über den damals aktuellen Sparten-Beschluss, den sowohl der SuS-Vorsitzende Gotthardt als auch der Vereins-Chef der Spvg Schwerin, Klaus Winkelmann, geäußert hatten, konnte Holzner nicht nachvollziehen. „Schwerin und Merklinde sind bei Spartensitzungen oft abwesend“, konterte er damals. Die weiteren 16 Clubs zögen an einem Strang.

Winkelmann stellte vor damals in Aussicht, dass die Spvg den Iserlohner Cup, der zuletzt mit 6000 Mark dotiert gewesen war, nach dem Merklinder Rückzug allein stemmen werde. 1998 wären die Schweriner turnusgemäß wieder als Ausrichter an der Reihe gewesen.

Winkelmann sagte vor Jahren: „Die Opposition gegenüber dem Iserlohner Cup hatte auch damit zu tun, dass Vereine wie der FC Frohlinde und Wacker Obercastrop dafür auch gerne als Ausrichter aufgetreten wären. Das war allerdings nicht möglich.“