Marco Hahne kann sich an den November 1998 noch genau erinnern. Damals bekochte er vier Tage lang die deutsche Nationalelf. Aber das war für Hahne nicht der Höhepunkt seiner Koch-Laufbahn.

Castrop-Rauxel

, 01.04.2022, 16:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Sie trafen am Sonntagabend, 16. November 1998, spät ein, die deutschen Nationalspieler. Der Co-Trainer Ulrich Stielike war der Erste am Hotel Goldschmieding an der Dortmunder Straße. Die Spieler trudelten erst später ein. Beispielsweise die damaligen BVB-Akteure Andreas Möller und Stefan Klos im Porsche Boxster.

Doch den wohl lustigsten Auftritt legte der Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hin. „Ich erinnere mich, dass er mit dem Taxi zum Hotel Goldschmieding kam, sich durch die Massen der Fans kämpfte, um einen Verantwortlichen zu finden, der ihm Geld für das Taxi geben konnte“, erzählte Marco Hahne, damals Koch im Hotel Goldschmieding, am Dienstag. Tatsächlich hatte Matthäus das nötige Kleingeld für die 250 DM hohe Rechnung vom Düsseldorfer Flughafen zum Hotel nicht parat.

Für die Castrop-Rauxeler war der Aufenthalt des Teams ein großes Ereignis. Ann-Catrin Modro, die damals zwölf Jahre alt war, erinnert sich: „Die halbe Schule machte sich nach Schulschluss auf den Weg mit dem 482er von Ickern nach Castrop. Viele Kids kamen auch von den anderen Schulen.“ Doch während manche Schüler Autogramme bekamen, musste Modro den Weg nach Hause enttäuscht angehen, denn sie hatte keinen Erfolg.

Keine Spende für das Casterix-Programm

Ebenso wenig wie Friedhelm Markus, der dem Nationalteam eine Spende für das Casterix-Programm entlocken wollte. „Mit etwas Glück hätte die Casterix-Jugendarbeit über Jahre großzügig gesponsort sein können“, so Markus.

Der heute 40-jährige Marco Hahne denkt gerne an diese Zeit zurück. Gemeinsam mit Kai Große und dem damaligen Küchenchef Holger Stromberg bekochte er damals die Nationalmannschaft. „Ich war eigentlich im Haus Bladenhorst beschäftigt und wurde ins Hotel Goldschmieding gerufen, wenn dort wieder Fußballteams übernachteten“, so Hahne.

Für die Fußballer, die im Hotel Goldschmieding übernachteten, da sie drei Tage später in Gelsenkirchen gegen die Niederlande spielten, gab es spezielles Essen. Beispielsweise nur mageres Fleisch und Müslis ohne Zuckerzusatz. „Ansonsten gab es aber nichts Besonderes zu essen, im Goldschmieding waren ja oft genug Fußballteams zu Gast“, so Marco Hahne.

Das Wortgefecht zwischen Basler und Möller

Besonders waren hingegen die Begegnungen mit den Fußballprofis. „Für mich als Fußballfan war das natürlich immer ein Highlight“, so der 40-jährige Castrop-Rauxeler. In der Küche im Hotel Goldschmieding besuchte ihn beispielsweise Jörg Heinrich, der damals für den AC Florenz auflief. Ein Wortgefecht zwischen Mario Basler und Andreas Möller ist Hahne ebenfalls noch in Erinnerungen geblieben. „Der Mario stand auf der Treppe am Hotel und sah, wie Andreas Möller in Richtung Eingang lief. Da rief Basler ihm zu: ‚Andi, du alter Eierbeißer. Bist du auch endlich mal wieder dabei?‘“ Möller war nämlich damals nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM 1998 für die nachfolgenden vier Spiele nicht nominiert worden.

Doch sein absolutes Highlight als Koch erlebte Hahne bereits fast genau sieben Monate zuvor, Mitte April 1998. Real Madrid gastierte im Champions-League-Halbfinale bei Borussia Dortmund und übernachtete im Hotel Goldschmieding. Trainer der Madrilenen war damals Jupp Heynckes. Und der sorgte für eine spezielle Erinnerung bei Marco Hahne.

Ein Autoplatz neben Fernando Hierro

„Beim Büfett fragte mich Heynckes: ‚Kennen Sie einen Rasenplatz in der Nähe und haben ein Auto?‘“ Hahne bejahte und verwies auf den damaligen Rasenplatz im Stadion an der Bahnhofstraße. Heynckes Antwort: „Dann seien sie morgen mit dem Auto hier, wir fahren zusammen mit einigen Spielern zum Training.“ Und so nahmen tags darauf Akteure wie Fernando Hierro im Auto von Hahnes Vater Platz und fuhren mit dem Koch zum Training im Stadion an der Bahnhofstraße.

Für Hahne bleiben diese Begegnungen mit den Profis immer in seinen Erinnerungen und etwas Besonderes. Für seinen Chef Holger Stromberg wurde das später dagegen zum Alltag. Der auch als Fernsehkoch tätige Stromberg begleitete die deutsche Nationalelf von 2007 bis 2017 als Koch und gehörte auch beim WM-Titel 2014 zum Betreuerstab des Teams.

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