Im September 1998 fand im Erin-Park ein Simultan-Turnier mit dem Schach-Großmeister Vlastimil Hort (Bild l., r.) statt. Er spielte gegen 32 Spieler gleichzeitig, darunter (v.l.) der heutige Erste Beigeordnete der Stadt Castrop-Rauxel, Michael Eckhardt, der damalige Bürgermeister Hans Ettrich und der VEW-Pressesprecher Jürgen Bermes.

Schach-Simultanwettkampf

32 Spieler forderten den Großmeister Vlastimil Hort heraus

Vor 20 Jahren war der Großmeister Vlastimil Hort zu Gast. Dort spielte er gegen 32 Schachspieler und Castrop-Rauxeler gleichzeitig. Der Großmeister brachte einige Spieler zum Staunen.

Castrop-Rauxel

, 01.04.2022 / Lesedauer: 4 min

Der Weltrekordhalter Vlastimil Hort nahm vor 20 Jahren die Herausforderung an und spielte gegen 32 Leute gleichzeitig Schach. Im damaligen Gebäude der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen (VEW) im Erin-Park nahmen die Spieler Platz, Hort lief von Brett zu Brett und machte seine Züge. „Das war schon beeindruckend, in welcher Geschwindigkeit er sich im Raum bewegt hat, denn um die Figuren zu bewegen hat er meist nur wenige Sekunden überlegt“, sagte der Erste Beigeordnete der Stadt, Michael Eckhardt, der damals ebenfalls gegen Hort antrat. „Wir hatten ja etwas Zeit zum Überlegen zwischen den Zügen, aber er blickte nur kurz auf das Feld und wusste dann, was zu tun ist“, so Eckhardt.

Der Erste Beigeordnete der Stadt Castrop-Rauxel nahm neben dem damaligen Bürgermeister Hans Ettrich sowie weiteren Verwaltungsmitgliedern an dem Simultan-Wettkampf teil. Auch der damalige Pressesprecher der VEW, Jürgen Bermes, trat gegen den Großmeister an. „Ich kann mich noch gut erinnern – weil ich nach den ersten rund 20 Zügen durchaus mit zwei Mehr-Bauern aussichtsreich stand. Umso schmerzhafter, dass ich mich dann vergriff vor lauter Aufregung. Das nutzte Hort natürlich sofort aus“, so Bermes, der heute als Geschäftsführer eines Unternehmens in der Branche der Energiekommunikation arbeitet. Hort entschied diese Partie für sich – wie auch 23 weitere Spiele.

Ein Bochumer besiegte den Großmeister

Bermes, der heute hobbymäßig immer noch gerne Schach spielt, hatte schon damals ein Faible für den Schachsport und wagte den Versuch, den Großmeister zu besiegen. Das gelang letztlich aber nur einem: dem damals 13-jährigen Dominik Höhner von der SG Bochum, der als Belohnung ein Fach-Buch von Vlastimil Hort überreicht bekam. „Das Buch habe ich sogar noch zuhause. Es war, glaube ich, ein Kriminal-Roman“, sagte Höhner am Mittwoch. Der heute 33-jährige Bochumer gewann damals nach eigener Aussage durch einen Flüchtigkeitsfehler des Großmeisters. „Dadurch hatte ich, wie man im Schach sagt, einen Materialvorteil“, so Höhner. Die Grundlage dafür sind die Spielfiguren, also das Material, und ihre Wirkungsweise.

Es war das einzige Simultan-Turnier, an dem der Bochumer je teilnahm. „Ich war stolz wie Bolle, als ich gewonnen hatte“, sagte Höhner. In seiner Jugendzeit spielte er weiterhin für die SG Bochum, unter anderem in der NRW-Liga der Jugend. Doch noch vor dem Eintritt in den Seniorenbereich war für ihn Schluss. „Ich spiele nur noch in meiner Freizeit ab und zu mal Schach“, so Dominik Höhner.

Martin Böhnke, der heute für den SK Sodingen/Castrop spielt, trat damals ebenfalls gegen Vlastimil Hort an. Er erzielte ein Remis. © Volker Engel

Sieben Spieler schafften aber auch ein Remis. Darunter war auch der damalige Akteur des SV Castrop-Rauxel 23, Martin Böhnke. Er ist dem Schachsport bis heute noch treu und spielt nach der Auflösung des SV 23 für den SK Sodingen/Castrop in der NRW-Klasse. „Es war meine zweite Begegnung mit Vlastimil Hort. Bereits 1986 oder 1987 spielte ich in Sodingen gegen ihn. Damals hatte ich allerdings verloren“, sagte Böhnke. Nun konnte er ein besseres Ergebnis erzielen.

Zwar stand für die Schachspieler selbst der sportliche Wettkampf im Fokus, doch der Spaß an dieser Veranstaltung sollte nicht zu kurz kommen. „Ich weiß zwar, wie man die Figuren auf dem Schachbrett bewegen muss, das war es dann aber auch“, sagte der Erste Beigeordnete Michael Eckhardt.

Doch Hort sorgte dafür, dass sich alle Spieler wohlfühlten. „Er war sehr freundlich, nicht überheblich. Er hat geflachst, war aber dennoch konzentriert, was letztlich ja auch das Ergebnis beweist“, so Eckhardt. So soll Vlastimil Hort laut dem damaligen Bericht in dieser Zeitung mit den Spielern das Gespräch gesucht und auch die jeweilige Eröffnung ausdrücklich gelobt haben. Einen Konkurrenten forderte er sogar auf: „Sie können auch mit der Emscher-Variante beginnen.“

Kein Bundesliga-Schachsport mehr in Castrop-Rauxel

Eine vergleichbare Schach-Veranstaltung gab es in Castrop-Rauxel nicht mehr. Damals kam das Simultan-Turnier durch die Zusammenarbeit der VEW mit dem Bundesligisten SV Castrop-Rauxel 23 zustande, denn die VEW sponsorte den SV 23. Die VEW fusionierte im Jahr 2000 mit dem Energiekonzern RWE. Der SV 23 stieg im Jahr 2002 freiwillig aus der 1. Bundesliga ab und knüpfte bis zu seiner Auflösung nie wieder an alte Erfolge an. Schach wird heute in Castrop-Rauxel nur noch bei einem Verein gespielt: dem Bezirksligisten SK Ickern.

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