Eigentlich müsste der 5. Juli 1998 in den Geschichtsbüchern der Stadt Castrop-Rauxel aufgenommen werden. Denn der heimische Nachwuchsfußballer Sascha Lindner wurde durch ein 4:3 (2:2) nach Elfmeterschießen gegen Bayern München mit den A-Junioren von Borussia Dortmund Deutscher Meister.
Bevor Sascha Lindner allerdings seinen dritten Deutschen Meistertitel in Folge bejubeln konnte, musste er mit seinen Mannschaftskameraden das Elfmeterschießen überstehen, bei dem sein Keeper Alexander Kuschmann gleich vier Strafstöße entschärfen konnte.
Tobias Beckmann rettet Borussia Dortmund
Lindner, der etatmäßige Elfmeterschütze seines Teams, konnte hier nicht mehr eingreifen. Der Mittelfeldspieler, der bei der SG Castrop bis zu den C-Junioren das Fußballspielen erlernte, wurde eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff beim Stand von 1:2 von seinem Trainer Edwin Boekamp für einen Stürmer „geopfert“. Somit durchlebte der Castrop-Rauxeler ein Wechselbad der Gefühle: Drei Dortmunder scheiterten vom Elfmeterpunkt.
Der eingewechselte Recklinghäuser Tobias Beckmann hatte mit seinem Kopfballtreffer in der Schlussminute die Borussen in die Verlängerung gerettet. Eine 1:0-Führung hatten die Münchener Bayern zuvor in ein 2:1 umgewandelt.

Sascha Lindner entnervt Owen Hargreaves
Sascha Lindner, der in der folgenden Spielzeit als Vertragsamateur das Trikot des VfL Bochum überstreifte, hatte über eine Stunde lang den Münchener Spielmacher Owen Hargreaves (später Profi bei den Bayern, Manchester United Manchester City) ausgeschaltet. Sodass der Engländer sich entnervt auswechseln ließ.
Am Ende seines „Arbeitstages“ konnte Sascha Lindner seinen dritten Deutschen Meistertitel bei den A-Junioren in Folge, den fünften für Borussia Dortmund, verbuchen. 1996 besiegten die Dortmunder den SV Waldhof Mannheim mit 2:1 und hatten 1997 mit demselben Ergebnis gegen 1860 München die Nase vorn.
Tolles Foto glückt durch Wechsel vom Spielfeldrand auf die Tribüne
6.000 Zuschauer hatte die Tribüne des Stadions Rote Erde bevölkert. Die erste Halbzeit war arm an Höhepunkten, so die Erinnerung unseres Reporters von damals: „Sascha Lindner musste kaum in harte Zweikämpfe gehen. Sodass kaum ein Foto zustande kam. Weshalb ich für die zweite Halbzeit die Perspektive wechselte. Ich gesellte mich zu den Fans auf die Tribüne. Prompt glückte mir ein tolles Foto: Lindner im erfolgreichen Kopfballduell mit Hargeaves, der es später zu den Profis und zu Champions-League-Einsätzen schaffte.“
Nach Abpfiff des Elfmeterschießens jubelten alle, die es mit Dortmund hielten. Und dann musste aus Castrop-Rauxeler Sicht ja noch das Foto her: Lindner mit dem DM-Pokal. Deshalb nahm unser Reporter den Cup kurzerhand dem BVB-Trainer Edwin Boekamp weg – mit den Worten: „Nur ausgeliehen, ich bringe ihn gleich wieder.“ Der Fotograf drückte ihn Lindner in die Hände. Das Motiv wurde noch besser, weil Teamkamerad Tobias Beckmann vorbeikam und den Protagonisten in den Arm nahm.

Nach seiner Bochumer Zeit stand Sascha Lindner auch noch bei Eintracht Rheine sowie der U23 des MSV Duisburg unter Vertrag – wie auch der Schweriner Sebastian Janas. Lindner verschrieb sich nach der Fußball-Laufbahn 2006 dem Laufen. Als Ultra-Marathonläufer zum Beispiel durch die Alpen.
