„Ich habe gelernt, das Leben deutlich mehr wertzuschätzen.“ Das sind die Worte des 24-jährigen Jonas Rüschenschulte. Trotz seines jungen Alters durchlebte der Grevener Fußballer zuletzt schwere Zeiten. In der Folge einer Corona-Infektion wurde bei ihm im Spätsommer 2022 Long Covid diagnostiziert. Als Familienvater hatte er vor allem damit zu kämpfen, für seine Tochter nicht mehr so präsent sein zu können wie bisher. Nach harten Monaten hat der ehemalige Leistungssportler nun aber die ersten Schritte zurück ins „normale“ Leben gewagt – mit Erfolg.
Jahr 2020. Es ist Frühling. Ende März feiert der Grevener Jonas Rüschenschulte seinen 21. Geburtstag. Allerdings anders als je zuvor. In Deutschland herrscht der erste Lockdown – Corona ist in das Leben der Menschen eingekehrt, die gesetzlich vorgegebenen Einschränkungen gilt es einzuhalten. Eine Geburtstagsparty ist nicht mehr möglich. In den folgenden Monaten und Jahren kostet die Krankheit darüber hinaus viele Menschenleben. Was Rüschenschulte zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, ist, dass das Virus auch seinen Alltag schon bald mächtig auf den Kopf stellen wird.
Doch der Reihe nach: Im vergangenen Sommer entscheidet sich der Fußballer für einen Wechsel vom SC Greven 09 zum SV Mesum. Von der Bezirks- in die Westfalenliga. „Ich wollte es noch einmal probieren und versuchen, höherklassig zu spielen“, erklärt der einstige Junioren-Flemmer von Preußen Münster. Zudem kickte er als Jugendlicher unter dem ehemaligen Profi Christian Wörns beim VfL Bochum. Angebote von Borussia Dortmund, dem FC Schalke 04 und Twente Enschede schlug er aus.
Für den ganz großen Traum einer Fußballkarriere reichte es allerdings auch so nicht. Trotzdem hat Rüschenschulte über viele Jahre hinweg Leistungssport auf hohem Niveau betrieben. „Ich war nie der Typ, der auch über das Training hinaus etwas gemacht hat. Und auch laufen gehen ist nicht mein Ding.“ Dennoch fühlte sich sein Körper bis auf ein paar Wehwehchen immer fit an.

Am 1. September 2022 änderte sich das jedoch schlagartig. Rüschenschulte brach im Training in Mesum zusammen. Dem BVB-Fan wurde plötzlich schwarz vor Augen. Eine anschließende Untersuchung ergab, dass alle Werte zunächst „normal“ schienen. Doch auch das sollte nicht so bleiben. Der Sportler erhielt infolge weiterer Checks durch einen Spezialisten die Schock-Diagnose Long Covid – körperliche und seelische Langzeitfolgen, die nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus entstehen können. Im April war Rüschenschulte zuvor zwölf Tage aufgrund einer positiven Corona-Infektion außer Gefecht gesetzt – bei Dreifachimpfung.
Die ersten Folgesymptome registrierte er bereits im letzten August: „Ich habe mich schlechter gefühlt und gemerkt, dass ich nicht mehr so belastbar bin.“ Als die finale Diagnose dann da war, spürte Rüschenschulte, der nach dem Abitur mit 19 Jahren Vater einer Tochter geworden war, immerhin pure Erleichterung: „Ich wusste endlich, was mit mir los ist. Vorher bin ich komplett im Dunkeln getappt.“
„Konnte nur auf der Couch hocken“
Dennoch habe sich sein Leben von heute auf morgen erst einmal völlig verändert. Auf 20 Minuten in der Küche stehen folgten zwei Stunden Schlaf. An Arbeiten und jegliche körperliche Betätigungen war überhaupt nicht mehr zu denken. „Die Zeit war sehr schwer für mich. Ich konnte nur auf der Couch hocken. Vor allem mit der Unausgeglichenheit hatte ich zu kämpfen“, verrät Rüschenschulte. Ohne die Unterstützung seiner Familie und der Freundin hätte all das nicht funktioniert.
Insgesamt sieben Wochen blieb der Speditionskaufmann seinem Job fern. Im Anschluss daran die langsame Wiedereingliederung. Erst zwei Stunden pro Tag, dann vier, sechs und nun der Versuch, den üblichen Arbeitsalltag zu meistern. Allerdings nur in Kombination mit Medikamenten. Diese sollen den Muskelaufbau unterstützen, Asthma vorbeugen und ihm beim Schlafen helfen.