Verblüffende Wandlungen und gebrochene Illusionen Der große MLZ-Saisonrückblick zur A-Liga

Verblüffende Wandlungen und gebrochene Illusionen
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Die Kreisliga-Saison 2022/23 ist beendet. Die abgelaufene A-Liga-Spielzeit hielt einen endlosen Dreikampf um den Titel, verblüffende Wandlungen im Kampf um den Klassenerhalt und gleich mehrere gebrochene Illusionen bereit. Im großen MLZ-Saisonrückblick ziehen wir ein Fazit zur abgelaufenen Saison der Kreisliga A1.

Das Spitzentrio

Die große Überraschung blieb am Ende aus. Im Kampf um die A-Liga-Meisterschaft setzte sich der SC Südlohn durch – so hatten es die meisten Trainer im Vorfeld der Saison vorhergesagt. Von einem Durchmarsch des Sportclubs kann aber glücklicherweise nicht die Rede sein. Das Titelrennen entwickelte sich zum endlosen Dreikampf zwischen Südlohn, Oeding und Wessum, das erst auf den letzten Metern entschieden wurde.

Eine Statistik, die den Dreikampf eindringlich beschreibt: Vom neunten Spieltag bis zum Saisonende belegte ausnahmslos das benannte Trio die ersten drei Tabellenplätze. Zur Winterpause hatte die junge Union-Elf mit der Tabellenführung für eine waschechte Überraschung gesorgt, kurzzeitig schob sich noch der FC Oeding um Torjäger Chris Harmeling (25 Tore) vor, doch im Saisonendspurt setzte sich der SC Südlohn mit einer beeindruckenden Abgeklärtheit noch durch.

Die Wellenreiter

Im Vorfeld der Saison war aus Legden und Vreden zu hören, oben mitspielen zu wollen. Auch die Reserve von Vorwärts Epe hatte sich ambitioniert gegeben. Die selbstbewussten Einschätzungen hatten durchaus ihre Berechtigung. Alle drei Mannschaften spielten über die Saison hinweg um das obere Tabellendrittel, der ganz große Wurf war allerdings zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Sicht. Mal hier eine langanhaltende Siegesserie, mal dort ein kaum abkehrbarer Abwärtstrend.

Spannend ist vor allem, dass die Teams die beschriebenen Phasen zu völlig unterschiedlichen Zeitpunkten in der Saison durchlebten. Die Vorwärts-Reserve startete gleich zu Saisonbeginn einen furiosen Lauf, ließ aber mit zunehmender Dauer der Saison Konstanz vermissen. Beim FC Vreden war es genau andersherum: Erst hinten heraus zündete man so richtig. Der SuS Legden verwarf sich anbahnende Siegesserie dagegen zu häufig durch unerwartete Niederlagen gegen Teams von unten.

Für den Sprung nach ganz oben fehlten Julius Effkemann (2.v.l.) und dem SuS Legden die Konstanz.
Für den Sprung nach ganz oben fehlten Julius Effkemann (2.v.l.) und dem SuS Legden die Konstanz. © Alexander Eckrodt

Die Abgeklärten

GW Lünten war die „Graue Maus“ der abgelaufenen A-Liga-Saison. Die Grün-Weißen hinterließen immer einen abgeklärten und aufgeräumten Eindruck, aber, um in höhere Regionen vorzudringen, mangelte es an Konstanz. Eine vielsagende Statistik: Die gesamte Rückrunde verbrachte Lünten ohne Ausnahme auf Platz acht oder neun. Dabei war die Mannschaft von Trainer Dirk Bültbrun vor der Saison noch fest entschlossen, zumindest den sechsten Platz aus der Vorsaison zu verteidigen.

Darüber, dass die abgelaufene Spielzeit so unspektakulär verlaufen ist, dürften der ASV Ellewick und FC Epe II deutlich zufriedener sein. Der ASV befand sich nach dem Bezirksliga-Abstieg in einem Umbruch, als Mindestziel gab man den „Klassenerhalt“ aus. Für die Epe-Reserve galten ähnliche Vorzeichen. Beinahe hätte es für die Eperaner sogar mehr werden können, doch Richtung Saisonende machten sich das Schicksal einer Zweitvertretung bemerkbar: Viele Spieler halfen bei der Ersten aus.

Die Wankelmütigen

Nach dem überzeugenden Aufstieg bestand für SF Graes und Trainerroutinier Peter Ruminski das einzige Saisonziel darin, den Klassenerhalt zu schaffen. Die zweite Mannschaft von Eintracht Ahaus startete dagegen mit unkonkreten Zielen in die Saison. Graes sicherte sich tatsächlich den Ligaverbleib, Ahaus II schloss eine sorgenfreie Spielzeit auf Platz zehn ab, doch eine Beobachtung eint die beiden Mannschaften: Eine auffällige Wankelmütigkeit in den Leistungen.

Sowohl SF Graes als auch Eintracht Ahaus II ist es zu kaum einem Zeitpunkt in der Saison gelungen, über mehrere Wochen hinweg konstante Leistungen zu zeigen. So ließ Graes beispielsweise zum Saisonende auf zwei wichtige Siege (Ammeloe, DJK) zwei enttäuschende Niederlagen (Fortuna, SuS II) folgen – nicht das einzige Mal. Ähnlich sieht es bei der Eintracht-Reserve aus. Einen langen Abwärtsstrudel gab es nie, eine überzeugende Siegesserie allerdings auch nicht.

Andreas Herking (l.) und die SF Graes schafften trotz schwankender Leistungen den Klassenerhalt.
Andreas Herking (l.) und die SF Graes schafften trotz schwankender Leistungen den Klassenerhalt. © Raphael Kampshoff

Die Gewandelten

Die meisten Vereine, die sich in einer besorgniserregenden Situation befanden, zogen im Laufe der Saison den Joker und wechselten ihren Trainer. Einen positiven Effekt hatte das nicht immer. In zwei Fällen dafür ganz besonders. SF Ammeloe engagierte noch vor der Winterpause das alte Trainerduo aus Jürgen Banken und Andre Stroetmann, die SuS-Reserve setzte zur Rückrunde auf Stephan Weise. Die Idee, ein neuer Impuls könnte helfen, ging vollkommen auf.

Als das alte Duo in Ammeloe übernahm, befanden sich die Sportfreunde auf dem abgeschlagenen letzten Platz – ohne einen einzigen Saisonsieg. Kaum hatten Banken und Stroetmann übernommen, ging es stetig bergauf. In der Rückrunde holte Ammeloe beeindruckende 25 Punkte – genauso viele wie Titelanwärter Wessum. Ein direkter Trainereffekt war auch beim SuS zu spüren. Von den ersten sechs Pflichtspielen unter Waise verlor die SuS-Reserve nur ein einziges.

Marvin Rosing (r.) und die SF Ammeloe stehen in der Rückrundentabelle auf Platz sechs.
Marvin Rosing (r.) und die SF Ammeloe stehen in der Rückrundentabelle auf Platz sechs. © Sascha Keirat

Die Desillusionierten

Bei keinen Teams lagen Anspruch und Realität so weit auseinander wie bei DJK Stadtlohn, Fortuna Gronau und TuS Wüllen. Die DJK peilte vor der Saison mit attraktivem Offensivfußball das obere Tabellendrittel an, die Fortuna wollte nach dem Trainerwechsel im Winter noch nach oben und der TuS hoffte nach dem großen Umbruch im Sommer auf eine ruhige Spielzeit. Von den beschriebenen Ansprüchen waren alle drei Teams meilenweit entfernt – die Illusionen zerbrachen.

Bei DJK Stadtlohn sorgte der Offensivansatz für eine unvergleichliche Gegentorflut. Das Resultat waren 91 Gegentore in 30 Spielen – mit Abstand die meisten der Liga. In Gronau ging die ambitionierte Herangehensweise von Neutrainer Nenad Vukajlovic nach hinten los. Statt nach oben ging es für die Gronauer fast noch nach ganz unten. Kein Team holte in der Rückrunde so wenig Punkte wie die Fortuna. Insgesamt schlimmer war es nur noch beim TuS Wüllen. Ruhe herrschte zu keinem Zeitpunkt der Saison. Eine chaotische Spielzeit endete mit dem Abstieg in die Kreisliga B – ein Jahr, nachdem man aus der Bezirksliga abgestiegen war.