Sportgerichtschef Langener über Bedrohung in Legden „Da wird einem schon mulmig“

Von Florian Levenig
Sportgerichtschef Langener über Bedrohung in Legden
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Ein besonders krasser Fall von Fehlverhalten kam jetzt vor dem Kreissportgericht Ahaus/Coesfeld zur Verhandlung. Während einer B-Jugend-Fußballpartie zwischen der JSG Legden/Asbeck und dem SV Gescher hatte der Vater eines Gästespielers laut Zeugenaussagen aggressiven Äußerungen den Abbruch der Begegnung provoziert.

Schlimm genug – aber noch harmlos im Vergleich zu dem, was danach passierte, als der Betreffende mehrere Spieler und Offizielle der JSG mit dem Tode bedrohte. Was, bitte, soll denn da in Zukunft noch passieren, wollte die Redaktion im Gespräch mit dem langjährigen KSG-Chef Berni Langener wissen.

Wie lange arbeiten Sie schon als Sportrichter?
Ich habe die 20 Jahre bald voll.

Schonmal einen solchen Fall auf dem Tisch gehabt?
Nein, das hat tatsächlich eine völlig neue Dimension. Man denkt ja, man hat über die Jahre alles schon erlebt – und dann hört man, dass jemand einem anderen nach dem Leben trachtet. Und leider weiß man aus der Zivilgesellschaft, dass auf Worte nicht selten Taten folgen.

Sie nehmen die Drohungen also ernst?
Selbstverständlich, sonst hätten wir ja nicht diese Strafen verkündet.

1500 Euro für den Verein, und der Übeltäter darf zwei Jahre lang keine Sportstätte im Kreis betreten. Hätte man den Mann nicht lebenslang sperren können?
Die zwei Jahre hat er bekommen, weil der Spieler, der von seinem Vater zunächst verbal angegangen wurde – die Vorstufe der späteren Eskalation –, dann ins Seniorenalter wechselt. Er kann dann selbst entscheiden, ob er den Vater noch dabeihaben will. Was die Geldbuße betrifft: Da haftet in dem Fall der Verein. Das mag ärgerlich erscheinen. Aber wir sehen die Klubs da mit in der Verantwortung. Und es bleibt dem SV Gescher ja unbenommen, den Vater bezüglich der Forderung in Regress zu nehmen.

Zumal auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Müssen wir uns damit abfinden, dass künftig nicht mehr nur das KSG, sondern auch ordentliche Gerichte sich solcher Vorgänge annehmen?
Das geschieht ja längst. Im Kreis Borken etwa schaut sich die Polizei die offiziellen Mitteilungen des Verbandes genau an. Wenn etwa ein Spielerpass gefälscht wird, handelt es sich um ein Offizialdelikt. Da bleibt den Behörden gar nichts anderes übrig, als tätig zu werden. Wobei die ordentlichen Gerichte sehr froh sind, dass sie uns haben und die KSG-Urteile zu 99 Prozent gutheißen.

War früher alles besser?
Zumindest war der Respekt sonntags größer. Wenn Trainer oder Schiedsrichter was gesagt haben, dann waren deren Worte heilig. Die hat nie jemand infrage gestellt. Dass mal jemand über die Stränge schlägt und dafür eine rote Karte kassiert: alles okay. Emotionen gehören zum Fußball. Aber ständig diese Beleidigungen vom Rand, diese Verrohung der Sprache – furchtbar! Würden die Vereine eher einschreiten und die Zuschauer – oft genug sind es Eltern der Spieler – zur Ordnung rufen, hätte das KSG viel weniger zu tun.

Was auch Willy Westphal, dem Ehrenvorsitzenden des Kreises, ein Anliegen war.
Man kann das gar nicht genug herausstreichen. Willy Westphal ist fast jede Woche am Platz gewesen. Er hat mit Vereinsvertretern gesprochen, damit die Dinge nicht noch weiter ausufern. Es gibt ja auch positive Entwicklungen wie die Partnerschaft von acht Dülmener Vereinen zur Eindämmung verbaler Gewalt. Leider wird dieses Engagement durch Vorkommnisse wie die in Legden konterkariert.

Hatten Sie bei einer KSG-Verhandlung mal Angst?
Mulmig wird einem schon, wenn in einer Verhandlung von Schusswaffen die Rede ist. Aber Angst? Nein. Dann können wir ja gleich kapitulieren. Es gab mal einen Schiedsrichter bei uns – guter Mann –, dessen Familie von einem gesperrten Spieler privat bedroht wurde. Der hat von einem Tag auf den anderen aufgehört. Kann ich ihm diesen Entschluss verdenken? Natürlich nicht. So bitter das ist.

Der SV Gescher hat fristgerecht Berufung eingelegt. Das KSG-Urteil ist somit noch nicht rechtskräftig.