Volker Finke in Freiburg. Otto Rehhagel und Thomas Schaaf in Bremen. Das sind in der Fußball-Bundesliga die Trainer mit den längsten Amtszeiten in einem Verein. Von der Dauer vergleichbar mit den 15 Jahren, die Bernd Meyer (66) einst beim B-Ligisten SC Ahle verbrachte. Nun feiert der nie um einen kessen Spruch verlegene Coach, der aus Epe stammt, ein besonders Jubiläum: Seit 40 Jahren ist er als Trainer im Kreisgebiet tätig.
Aus den Eper Bülten wechselte Landesligaspieler Bernd Meyer im Sommer 1982 von den Blau-Weißen als Spielertrainer zu den Blau-Gelben nach Vreden. „Ein starkes erstes Jahr mit hoffnungsvollen Lobeshymnen für mich“, erinnert sich der Jubilar an den Auftakt bei der Spielvereinigung, damals A-Ligist.

Jedoch durfte der Linksfuß aus Epe zum Ende seines zweijährigen Engagements „ein paar Monate früher als geplant“ gehen. Das passiert im Trainergeschäft. Bernd Meyer dazu: „Über viele Jahre sind die guten Kontakte dennoch geblieben. Ich wurde auch immer mal wieder ins Vredener All Star Team berufen – neben Größen wie Ralf Bugla, Torsten Korthals oder Hansi Ostenkötter.“
Bei Union Wessum setzte Meyer seine Trainerlaufbahn fort und setzte sich ein kleines Denkmal: Erstmals in der Vereinsgeschichte schaffte die Wessumer Mannschaft den Aufstieg in die Bezirksliga. „Am Tag der Meisterschaft hat uns die Dorfkapelle am Platz abgeholt und durch den Ort geführt. An dem Tag konnte ich dem Alkohol nicht entgehen“, bekennt Bernd Meyer. Normalerweise lehnt er Alkoholgenuss strikt ab: „Danach ging es mir nicht so gut.“

1988 ging es zurück zu seinem Stammverein FC Epe, der gerade in die Bezirksliga abgestiegen war. Meyer folgte auf Spielertrainer Holger Zippel. Da war der erstmalige Gewinn der Stadtmeisterschaft nur ein schwacher Trost für die Blau-Weißen. An ein Derby zu Ostern gegen die Grün-Weißen erinnert sich Bernd Meyer, der zu jener Zeit bei der Volksbank tätig war, spontan. „Bei Vorwärts war Rudi Perrevort – von der Stadtsparkasse – Trainer. Vorwärts führte zur Halbzeit 4:0, doch das Spiel endete 4:4. Meine Serie war damit gerettet, bis dahin hatte ich als Spieler und Trainer kein Derby gegen Vorwärts verloren.“ Für immer sollte diese Serie dennoch nicht halten.
Meyer blieb in der Stadt, wechselte aber 1990 zu Arminia Gronau. Wie sein Vorgänger Jan van der Helm mischte er mit den Schwarz-Gelben oben mit – aber jeweils nicht ganz vorne in der Tabelle am letzten Spieltag. „Dreimal sind wir Vizemeister geworden. Merkwürdig, als ob sowohl unter Jans als auch meiner Regie nicht alle aufsteigen wollten. Die Chance war so oft da.“
Bei Arminia erlebte der Coach auch eine ungewöhnliche Situation: „Ich bin als Trainer in den Vorstand gewählt worden. Ich hätte mich quasi selbst entlassen können“, lacht Bernd Meyer

Was folgte, das waren 15 (!) Jahre am Stück (1995 - 2010) beim SC Ahle. „Obwohl ich damals den Schnaps zur Vertragsverlängerung abgelehnt habe“, erinnert sich der Langzeitcoach. Legendär seinerzeit das Entscheidungsspiel in Heek gegen RW Nienborg vor 1800 Zuschauern. „Das Elfmeterschießen endete 15:16 gegen uns. Beide Torhüter konnten den Ball in der Dunkelheit nicht mehr sehen. Trotz der Niederlage haben mich die Fans des SC Ahle auf Schultern vom Platz getragen“, blickt der Coach sehr, sehr gerne zurück. Mit einigen verrückten Wetten verdiente er sich damals den Ruf eines „Wettkönigs“. Neben den Westfälischen Nachrichten und der Münsterland Zeitung berichtete auch das Fußballmagazin „Elf Freunde“ darüber. In Erinnerung bleiben u.a. der 54 km-Fußmarsch nach Münster, die XXL-Autowaschaktion in Ahle, später in Epe am Brunnen der Auftritt mit Perücke und Sonnenbrille als Heino.

Abermals in den Bülten übernahm Bernd Meyer alsbald die Verantwortung für die 2. Mannschaft und blieb bis zur Trennung neun Jahre. Zweimal gelang der Aufstieg in die A-Liga, nach dem ersten Mal ging es aber gleich wieder runter. „Bei einer Aufstiegsfeier hat mich die Mannschaft auf dem Hof Schlamann auf einen Esel gesetzt. Das hat weder dem Esel noch mir gefallen.“
Dass es nach vorzeitiger Trennung nun doch zum 40-jährigen Trainerjubiläum gekommen ist (Meyer: „Gedanklich hatte ich eigentlich schon Abschied von der Trainertätigkeit genommen“), verdankt er dem SV Eggerode. Mit 65 Jahren lief Bernd Meyer sogar noch mal als Spieler in der B-Liga auf. Das ist rekordverdächtig. Nach unglücklich verlaufener Saison 21/22 ging das Relegationsspiel in Hochmoor im Elfmeterschießen mit ebenso viel Pech verloren.
Deshalb lernt Bernd Meyer aktuell auch die C-Liga kennen. „In meiner 40. Saison als Trainer arbeiten wir noch an dem einen unvergesslichen Moment“, schmunzelt er. Der Coach denkt an den 29. Mai 2023. Das Heimspiel des SV Eggerode gegen Vorwärts Epe III soll sein letztes als Trainer sein.
Zur Person: Mit sechs Jahren startete Bernd Meyer als Fußballknirps im Trikot des FC Epe und durchlief alle Stationen. Nachdem ein Probetraining bei Twente Enschede auf Vermittlung von Kreisauswahltrainer Günter Hörst im letzten Moment geplatzt war, spielte er ab seinem 18. Lebensjahr bei den Enschedese Boys in der Hoofdklasse. Danach ging es zurück in die Eper Bülten. Unter Manni Friedrich und später dem niederländischen Nationalspieler Theo Pahlplatz lief der Linksfuß in der Landesliga auf. Für die damalige Zeit ungewöhnlich früh fasste Bernd Meyer den Entschluss, sich als Spielertrainer einzubringen. In der Kreisliga A startete vor 40 Jahren die Trainerlaufbahn von Bernd Meyer.