Lana Hubbeling gelang mit dem VfR Warbeyen Historisches. Nach 22 Spieltagen in der Regionalliga West steht fest: Das Team ist Meister, der Aufstieg in die 2. Frauen-Bundesliga sicher. „Es ist schon lange absehbar, dass wir nicht wirklich eine Konkurrenz hatten. Meister sein, ist immer ein Erfolg“, analysiert die Vredenerin Lana Hubbeling allerdings nüchtern.
Der Grund für die getrübte Stimmung ereignete sich in der Trainingswoche vor dem entscheidenden Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen II. Am Ende einer Trainingseinheit verteilte der Verein Briefumschläge an jede Spielerin im Kader.
„Ich hatte einen dicken Umschlag und eine Spielerin hinter mir hatte nur ein Blatt Papier drin“, so die Defensivspielerin. „Der Sportliche Leiter hat uns dann gebeten, die Umschläge erst zu Hause zu öffnen.“
Zuvor habe es mit dem Verein lose Gespräche darüber gegeben, wie die Spielerinnen sich die kommende Spielzeit vorstellen. „Es war aber nichts im Detail. Es gab keine Verhandlungen mit Absprachen oder Bedingungen“, zeigt sich Hubbeling noch immer verwundert.
Mitteilung per Umschlag
Wer nun einen dicken Umschlag erhielt, bekam einen Vertrag für die anstehende Zweitliga-Saison angeboten. Die Spielerinnen mit dünnen Umschlägen erhielten nur einen Zettel, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass es nicht für die erste Mannschaft im kommenden Jahr reicht.
Für Verwunderung im Kader sorgte dabei, dass auch Stammspielerinnen wie Kapitänin Pauline Dallmann, ihre Schwester Jule Dallmann oder auch 18-Tore-Frau Jolina Opladen kein Angebot für die kommende Spielzeit erhielten. „Das ist alles schon fragwürdig“, so Hubbeling. Insgesamt acht Spielerinnen erhielten auf diese Art und Weise die Nachricht, dass nach dem Aufstieg nicht mit ihnen geplant wird.
Doch der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft ist groß. Hubbeling: „Wir sind eine krass enge Mannschaft. Sowas habe ich noch nie erlebt. Sie sind mir richtig ans Herz gewachsen. Deswegen haben wir gesagt, alle oder keiner.“ Zum Spiel gegen Bayer Leverkusen II reisten viele Spielerinnen also ohne Kleidung des VfR Warbeyen an. „Wir haben gesagt, wir machen das nur für das Team. Wir reißen uns den Arsch auf, um den Titel für uns zu holen“, erklärt die 20-Jährige.
Es habe aber auch Spielerinnen gegeben, die sich nicht in der Lage sahen, sich für den Verein auf den Platz zu stellen. Warbeyen fuhr trotz der Umstände einen klaren Sieg ein, sicherte sich die Meisterschaft. Das Team gewann mit 4:0. „Unter anderen Umständen hätten wir noch deutlicher gewinnen können“, denkt Hubbeling.

„Nach Abpfiff war die Freude dann aber nicht so groß, einige waren am Weinen“, erinnert sich die junge Spielerin. „Es hätte einer der schönsten Tage meines Lebens werden können, aber er wurde von bestimmten Menschen versaut. Ich habe da aktuell mehr zu knacken mit als mit der Meisterschaft.“
Der Verein äußerte sich durch den 1. Vorsitzenden Christian Nitsch in einer Stellungnahme in den sozialen Medien zu der Situation. „Zwischen dem Team der Seniors und den Verantwortlichen war der zeitliche Ablauf zur möglichen Vertragsangebotsunterbreitung für die kommende Saison eng abgestimmt. [...] Aus Sicht des VfR stellt dieses einen völlig normalen Ablauf dar und der Verein benötigte eine weitere Woche, damit alle Gespräche, auch in der entsprechenden Ruhe und Abstimmung erfolgen konnten“, heißt es.
Verabredungsgemäß seien dann die Vertragsangebote am Dienstag, 8. April, an die Spielerinnen verteilt worden. Als Gründe dafür, dass acht Spielerinnen keine Verlängerung angeboten bekamen, werden „fehlende persönliche Ressourcen, den künftig abzusehenden Aufwand privat oder beruflich bestreiten zu können“ genannt. „Ihnen wurde wiederholt das Gesprächsangebot unterbreitet“, so weiter.
Nitsch gesteht in seinem Schreiben aber auch: „Es gilt zu bedauern, dass das gewünschte Zeitfenster gar nicht mehr Raum für weitere Gespräche zuließ und so die Kommunikation als nicht wertschätzend empfunden wurde.“
Lana Hubbeling verlässt Warbeyen
Für Lana Hubbeling, die zur Vorsaison vom VfL Billerbeck nach Warbeyen gewechselt war und in der Jugend bei der JSG Lünten/Ammeloe, der SpVgg Vreden und dem SSV Rhade spielte, entschied sich nach dem Wirbel der letzten Tage, dass sie den Verein verlassen möchte – auch wenn sie einen Vertrag für die zweite Liga bekommen hatte.
„Ich möchte so nicht behandelt werden. Das hat etwas mit Wertschätzung und Respekt zu tun. Da bist du eine Nummer. Ich möchte mich damit nicht identifizieren“, erklärt sie. Darüber, wie sie und die Mannschaft die Restsaison angehen, möchte Hubbeling sich nicht äußern.
Dass die Zeit in Warbeyen mit so einem schlechten Gefühl endet, bedauert die Vredenerin. „Auf die Vorsaison blicke ich mega gerne zurück. Das war die schönste Saison, die ich jemals gespielt habe. Das Team ist unfassbar“, sagt sie. Auch in der aktuellen Saison habe es einige besondere Momente gegeben. Als Beispiel nennt sie den 10:0-Erfolg über Alemannia Aachen.
Doch nun bleiben in ihrem Kopf negative Verbindungen. Aktuell führt sie einige Gespräche über ihre Zukunft. Wo sie unterkommt, ist noch unklar. „Ich beschäftige mich aktuell jeden Tag damit. Ich bin Meister geworden und das macht mich stolz, aber die Trauer überwiegt gerade.“