Phänomen Uli Florack seit 45 Jahren an der Pfeife Ihn darf nur der Chef anrufen

Phänomen Uli Florack seit 45 Jahren an der Pfeife
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Für König Fußball ist ihm kein Weg zu weit. Am Sonntag noch war Ulrich Florack bei den Damen des B-Ligisten ASV Ellewick, am kommenden Wochenende geht es für den Alstätter zu den Sportfreunden Ammeloe. Der Grund: Ulrich Florack ist der Mann mit der Lizenz zum Pfeifen. Und das seit 45 Jahren.

Nachdem er bereits in der Jugend für den VfB Alstätte spielte, zählte er von 1960 bis 1975 auch bei den Senioren zum Kader der ersten Mannschaft, die damals in der Bezirksliga zu Hause war. „Danach schloss ich mich den Altherren an, für die ich bis vor zehn Jahren noch aktiv spielte. Zum Glück blieb ich in all den Jahren vom Verletzungspech verschont“, so Ulrich Florack, der im August seinen 82. Geburtstag feierte.

Parallel zum Spielen entdeckte der Alstätter 1978 eine weitere große Leidenschaft. Er legte eine Schiedsrichterprüfung ab, griff zur Pfeife und war fortan auch noch als Unparteiischer für den VfB Alstätte tätig.

Jede Woche auf dem Platz

„Rund 20 Jahre lang durfte ich A-Liga-Begegnungen im Kreis Ahaus und Coesfeld leiten, dann nur noch B- sowie C-Liga-Spiele und in den letzten beiden Jahren die Damen“, erklärt Ulrich Florack.

„Unglaublich, oder?“, kann es auch der Vorsitzende des Kreisschiedsrichterausschusses, Paulo Goncalves, kaum fassen. „Der Mann ist ein Phänomen. Er steht jede Woche auf dem Platz und pfeift ein Spiel. Manchmal auch zwei Spiele an einem Tag. Und wehe, ich vergesse, ihm rechtzeitig Spiele zu schicken. Dann klingelt mein Telefon Sturm. In der vergangenen Saison kam Uli auf sage und schreibe 43 Partien - bei nur einer Rückgabe. Und das waren nicht nur Damenspiele. Ab und zu bekommt er von mir auch mal hier und da ein Herrenspiel.“

Abschied zum 100-Jährigen

Wen wundert es also, dass Ulrich Florack im Kreisgebiet Ahaus/Coesfeld bekannt ist wie ein bunter Hund? Wenn es nach dem Ü80-Jährigen geht, soll für ihn im kommenden Jahr endgültig Schluss sein: „In 2024 feiert der VfB Alstätte sein 100-jähriges Bestehen. Ein schöner Anlass, um Abschied als Schiedsrichter zu nehmen.“

Aufgrund des Schiedsrichtermangels könnte es aber sein, dass daraus noch nichts wird. „Mal sehen. Fit genug bin ich ja und laufen kann ich ebenfalls noch sehr gut.“ Und was sagt die Ehefrau dazu? „Agnes weiß, dass ich einfach Spaß daran habe und meint dann halt, `musst mal machen`“, freut sich der 82-Jährige, dass sie ihm bislang immer freie Hand für sein Hobby ließ.

Ulrich Florack pfeift auch mit 82 Jahren noch Fußballspiele.
Ulrich Florack pfeift auch mit 82 Jahren noch Fußballspiele. © Martin Mensing

Auf den Sportanlagen war Ulrich Florack in all den Jahren immer ein gern gesehener Gast, als Spieler und auch als Schiedsrichter. Nun wurde er sowohl beim 50-jährigen Bestehen des SC Ahle als Schiedsrichter ebenso geehrt wie auch bei der 100-Jahrfeier der Sportfreunde Ammeloe. „Eine sehr nette Geste“, findet der Unparteiische. Dass sich die Arbeit der Schiedsrichter in all den Jahren deutlich verändert hat, steht außer Frage. Auch der Alstätter stellte in den letzten Jahrzehnten fest, dass die Gangart auf dem Grün ruppiger geworden sei.

Seine Freizeit verbringt der gelernte Metzger seit seinem Renteneintritt mit Landwirtschaft. „Ich bin noch rüstig und kümmere mich um 20 Schafe, zwei Rinder, zehn Enten sowie zehn Gänse. Die halten mich ganz gut auf Trap und es gibt immer etwas zu tun“, so der Alstätter. „Mit 82 Jahren ist Uli wohl der älteste noch aktive Schiedsrichter des Fußballkreises Ahaus/Coesfeld und vielleicht auch im ganzen FLVW. Ich musste gerade feststellen, dass er mich heute bereits vier Mal angerufen hat. Das heißt, er braucht Nachschub“, weiß Paulo Goncalves den Senior zu nehmen.

Spiele nur vom Chef

Der habe aber auch seine kleinen Marotten. „Spiele lässt er sich nur von mir geben. Er sagt immer, der Chef sei persönlich für ihn zuständig. Das mache ich auch gerne. Die Zeit nehme ich mir. Ich gebe ihm ein paar Spiele zur Auswahl und er darf sich die Spiele aussuchen. Eigentlich ein No Go. Aber Uli darf das. So, nun werde ich zusehen, dass ich ihn anrufe, denn sonst gibt es Schimpfe. Und auch das darf er“, lacht Goncalves.