Die bisherigen Spielführer, Niklas Sandberg (TC GW Ahaus, l.) und Robin Möllers (TV BW Stadtlohn), sind gleichzeitig die Vorsitzenden der Tennisgemeinschaft. Gemeinsam hatte man dieses Projekt angestoßen und setzt dieses nun um.

© Michael Schley

Ein Novum: Stadtlohner und Ahauser Tennis-Herren schlagen künftig gemeinsam auf

rnVereins-Kooperation

In einer Tennisgemeinschaft starten die Herrenmannschaften des TV BW Stadtlohn und des TC GW Ahaus in die neue Saison. Ein Pionierprojekt in Westfalen, für das ein Kniff nötig war.

Stadtlohn

, 19.02.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Kooperation statt Konkurrenz – diesen Weg gehen die Tennisvereine TV BW Stadtlohn und TC GW Ahaus ab der kommenden Sommerrunde im offenen Herrenbereich. Da dies in Westfalen wohl ein Novum darstellt und gemäß der Satzung des Tennisverbandes nicht vorgesehen ist, musste dabei ein neuer Verein gegründet und eingetragen werden: die TG Stadtlohn/Ahaus.

Dass es sich aber um eine Spielgemeinschaft im herkömmlichen Sinne handelt, das betont Robin Möllers, erster Vorsitzender des Vereins und bisher Spielführer beim TV BW Stadtlohn: „Das Thema ist im Tennis sehr komplex, deswegen mussten wir diesen rechtlichen Weg offiziell gehen. Die beiden Vereine bleiben natürlich eigenständig bei Nachwuchs, Damen und Senioren, die Tennisgemeinschaft bezieht sich allein auf den offenen Herrenbereich, in der Regel U30.“

"Liegen alle auf einer Wellenlänge"

Die Idee dazu reifte bereits länger. „Wir haben mit den ersten Mannschaften vor drei Jahren noch in einer Klasse gespielt. Da haben wir gespürt, dass wir alle auf einer Wellenlänge liegen“, erklärt Niklas Sandberg (TC GW Ahaus), der als zweiter Vorsitzender den neuen Verein vertritt. Irgendwann habe man unter den Spielführern konkret Kontakt aufgenommen und sich folgende Frage gestellt – in beiden Vereinen: „Wo stehen wir jetzt und wo wollen wir hin?“

Über diesen Weg habe man schnell zusammengefunden und die Pläne nun vorangetrieben. „Beide Vereine sind gut aufgestellt. Wir denken aber, dass wir gemeinsam noch mehr Synergien und Mehrwerte schaffen können“, berichtet Möllers.

Das Ziel ist einleuchtend: „Wir haben immer gut ausgebildet, hatten aber Probleme, den Nachwuchs dann auch zielgerichtet in die Herrenmannschaften einzubinden. Gemeinsam haben wir nun natürlich ein deutlich größeres Fundament und können ein hohes Niveau in verschiedenen Spielklassen anbieten“, so Sandberg.

Bisher schlug der Ahauser Tibor Vortkamp für den TV BW Stadtlohn auf, nun wird er Mitglied der Tennisgemeinschaft. Er spielte auch schon für den TC GW Ahaus.

Bisher schlug der Ahauser Tibor Vortkamp für den TV BW Stadtlohn auf, nun wird er Mitglied der Tennisgemeinschaft - und spielt künftig Heimspiele auf beiden Anlagen. © Sascha Keirat

Aus einem Fundus von nun 45 bis 50 Spielern werden zunächst vier Mannschaften bestückt. Die bisherigen Spielklassen auf Basis der Vorsaison werden übernommen. Das hat zur Folge, dass gleich zwei Mannschaften in der Münsterlandliga, der höchsten Liga im Tennisbezirk Münsterland, starten. Dazu soll es eine Auswahl in der Bezirksklasse und wohl auch noch eine in der Kreisklasse geben.

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„Wir können bei der Zusammenstellung der Mannschaften auf Leistungsklassen von 1 bis 23 zurückgreifen und mit diesen alle Spielklassen abbilden. Das ist sicher besonders in der Region – sicher ein Magnet für den Nachwuchs“, ergänzt Möllers. Dass dadurch die Flexibilität erhöht wird – nicht nur mit Blick auf die Aufstellung am Spieltag - bestätigt Sandberg: „Die Durchlässigkeit durch alle vier Mannschaften soll bewusst hoch sein.“

Das Konzept sehe grundsätzlich vor, natürlich den Leistungsgedanken zu fördern, aber auch dem Breitensport eine große Chance zu geben. Man wolle ein offener Anlaufpunkt in der Region sein.

Die besten Spieler in der Region binden und bündeln

Bezogen auf den Leistungsbereich laute das Ziel auch, die besten Spieler in der Region zu binden und zu bündeln. So könne man im Kreis Borken, in einer ländlich geprägten Region, einen Gegenpol zu den Tenniszentren in Münster, Rheine oder auch Dorsten aufbauen. Es ist dabei durchaus geplant, weiter auch ausländische Gastspieler einzusetzen – dies aber ganz gezielt.

„Ein Adam Taylor gehört bei uns ja schon fast zum Inventar, man kennt ihn“, erklärt Möllers. Und durch die Trainingskooperation mit Enschede sei auch die Verstärkung mit niederländischen Spielern aus der jüngeren Ahauser Vergangenheit „regionsbezogen“, ergänzt Sandberg.

Mitglieder beider Vereine stehen hinter der Idee

Dass die Idee auf ein positives Votum in den beiden Stammvereinen gestoßen ist, können die beiden Vorsitzenden bestätigen. „Die Idee ist ja gemeinschaftlich entstanden, wir sind ja nicht gezwungen zu diesem Schritt, sondern denken zukunftsgerichtet. Eine klasse Bühne für alle und im Leistungsbereich eine große Chance. Durch die Verschlankung der überbezirklichen Ligen wird es schließlich nicht einfacher, in diesen Bereich vorzustoßen. So erhöhen wir sicher die Chance auf die Verbandsliga“, berichtet der Vorsitzende des TV BW Stadtlohn, Frank Brockordt.

Parallel zu den steigenden Zuwachsraten bei den Mitgliedern im TV BW könne man so neue Optionen schaffen, die Vereinskultur in beiden Vereinen bleibe erhalten.

Alexander Skripaev, großen Talent in Reihen des TC GW Ahaus, erhält in der Tennisgemeinschaft eine attraktive Plattform, um sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln.

Alexander Skripaev, großen Talent in Reihen des TC GW Ahaus, erhält in der Tennisgemeinschaft eine attraktive Plattform, um sich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln. © Michael Schley

„Alle Spielklassen könnten beide Vereine für sich nicht abbilden. Bei Stadtlohn war der Sprung von der Zweiten in die Erste sehr groß, bei uns war die Basis zu knapp. Jetzt sind die Optionen für alle deutlich besser“, erklärt Christoph Börsting, Vorsitzender des TC GW Ahaus. Man habe das Projekt auf der Mitgliederversammlung vorgestellt – und die Resonanz sei durchweg positiv gewesen.

Attraktive Plattform im westlichen Münsterland

„Es gibt doch auch viele Spieler in der Region, die ihre Leistungsklasse in unseren beiden Vereinen bisher nicht abgebildet gesehen haben und deshalb zu anderen Vereinen gereist sein – oftmals mit viel Aufwand. Nun können wir ein breites Spektrum bieten – und sind dabei völlig offen.“ Man steigere nicht zuletzt seine Attraktivität im westlichen Münsterland. Die Zusammenarbeit sei dabei völlig harmonisch, bekräftigt Brockordt.

Organisatorisch wurde das Spielfeld abgesteckt. Die Heimspiele sollen im Wechsel auf beiden Anlagen in Stadtlohn und Ahaus ausgetragen werden. Nicht nur vom Derby in der Münsterlandliga erhoffe man sich eine „besondere Atmosphäre“: „Dadurch, dass die Tennisfreunde viele der Spieler kennen, erhöht sich natürlich parallel zur Zuschauerbasis auch die Identifikation.“

Aufstieg ist gleich ein Thema

Während der laufenden Hallensaison trainieren sämtliche Spieler noch in ihren Stammvereinen, mit Beginn der Feldsaison Anfang April kann es auch gemeinsame Trainingsphasen geben. Die Mannschaftsaufstellungen wurden vorab in groben Zügen vorgenommen, ins Detail geht es dann, wenn der Saisonstart naht.

Wohin soll die Reise denn gehen? „Wir machen keinen Hehl daraus, dass wir durch die Doppelbesetzung in der Münsterlandliga über kurz oder lang gerne zur westfälischen Ebene aufsteigen würden. Das muss aber in allen Belangen realisierbar sein. Und wir müssen abwarten, wie sich die Konkurrenz aufstellt“, sagt Möllers – und untermauert den Gedanken von Frank Brockordt.

Nun freue man sich mit großer Motivation auf den Saisonstart. Das einheitliche Outfit liegt schon bereit, was auch optisch den Gedanken der Tennisgemeinschaft unterstreichen soll. „Das Ganze ist durchaus langfristig ausgelegt. Wir sammeln natürlich Erfahrungswerte und werden uns regelmäßig hinterfragen. Die vielfache Unterstützung gibt uns erst mal Rückenwind“, blickt Robin Möllers voraus.