Wenn in Rheinbach am 18. Juni die Deutschen Meisterschaften im Paracycling stattfinden, dann ist auch Christian Niehaus vom RSC Stadtlohn vor Ort zu finden. Als Gewinner des Wettbewerbes 2018 und 2019 nimmt er am Rennen teil. „Ich kenne den Kurs noch nicht und will da unbefangen rangehen, aber man macht sich schon Gedanken und hat Ambitionen“, erklärt der 46-Jährige.
Dass es Christian Niehaus zum Radsport gezogen hat, verdankt er seinem Bruder Frank Niehaus. Zusammen fuhren sie bereits in der Jugend viel, stiegen damals zu B-Fahrern auf. Aus zeitlichen Gründen hörten dann aber beide auf. Frank Niehaus begann ein Maschinenbaustudium, Christian Niehaus war bei Hausbau und Familie sehr eingespannt. Doch nach zwei Jahren juckte es beim Weseker wieder: „Das Radsportvirus sitzt einfach zu tief.“
Diskutable Klassifizierung
Über mehrere Ecken fand er den Weg zum Paracycling, dem Radsport von körperlich eingeschränkten Sportlern. Christian Niehaus selbst hat einen Klumpfuß, ist durch eine Beinlängendifferenz, eine Fußverkürzung und ein steifes Fußgelenk eingeschränkt. „Ich habe dann gedacht, bei den Amateuren kenne ich schon alles, ich schreibe da mal hin“, erinnert sich der Radsportler.
„Ich sollte dann bei Trainingslagern mitfahren, aber ich war noch nicht klassifiziert“, sagt Christian Niehaus. Also führte ihn sein Weg nach Hamburg, wo Physiotherapeuten und Ärzte seine körperlichen Gliedmaßen untersuchten. „Meine Klassifizierung war sogar erst auf der Kippe, obwohl ich ganz anderer Meinung bin“, erklärt er. Christian Niehaus wurde in die Klasse C5, die Klasse der geringsten Einschränkung, eingestuft – zu seinem Unverständnis: „Ich bin nicht der stärkste Behinderte, aber die Einschränkung ist groß.“
Bis an die Weltspitze
Zu seinem ersten Wettkampf im Paracycling reiste er direkt nach Elzach zur Deutschen Meisterschaft. „Es waren auch internationale Fahrer dabei und die sind richtig hart. Die machen das größtenteils hauptberuflich“, erinnert sich der Sportler, der selbst auf einen 40-Stunden-Job angewiesen ist. Dennoch erreichte er einen starken vierten Platz. „Dann habe ich gemerkt, dass da was geht“, erklärt er.
Über Europa- und Weltcups kletterte Christian Niehaus an die Paracycling-Weltspitze und schnappte sich dann 2018 und 2019 tatsächlich das Goldene Trikot des Deutschen Meisters. Wegen Corona fand dann erst im vergangenen Jahr wieder eine Deutsche Meisterschaft statt. „Im letzten Jahr war ich aber oft krank und ein Auto hatte mich schwer erwischt. Ich habe probiert, meinen Titel zu verteidigen, aber schon in der ersten Kurve gemerkt, es läuft nicht“, beschreibt er seine Erfahrungen aus dem Vorjahr.
Nachtuhlenstart noch unsicher
Wie es in diesem Jahr läuft, zeigt sich dann in wenigen Tagen. Ob er danach auch beim Stadtlohner Nachtuhlenrennen an den Start geht, ist aktuell noch unsicher. „Ich warte noch auf eine EM-Qualifikation und eine Einladung vom Bundestrainer“, sagt er. Bleibe die aus, freue er sich aber auf einen Start in Stadtlohn. „Ich bin seit 30 Jahren beim RSC, das ist schon Zuhause“, meint der Weseker und fügt an: „Ich hoffe, dass ich da starten kann.“