André Thiemann fährt auf dem Trettroller um Titel „Exot“ beim RSC Stadtlohn

„Exot“ beim RSC Stadtlohn
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„Man ist als Exot unterwegs“, gesteht André Thiemann lachend, wenn er über seine Hingebung für den Tretroller-Sport spricht. Auf einer großen Version des Spielzeugs, mit dem häufig Kinder unterwegs sind, fährt der Sportler des RSC Stadtlohn seit knapp einem Jahrzehnt um Titel.

Den Weg zu der Randsportart fand André Thiemann über Umwege. Beim Radfahren mit dem Hund ließ er sich früher teilweise einfach ein wenig ziehen. Irgendwann gab es dann aber Bedenken. „Es kam dann das Veto von der Regierung zuhause. Es sei zu gefährlich“, erklärt er.

Von Dog Scooter zum Tretroller

Auf der Suche nach einer Alternative stieß er auf den Sport „Dog Scooter“ – eine Hundezug-Sportart, bei der große, athletische Hounds Menschen hinter sich herziehen, die auf Tretrollern stehen. „Die fahren in der Weltspitze mit bis zu 50 Kilometern pro Stunde durch den Wald“, zeigt André Thiemann seine Faszination. „Durch meine Recherche habe ich dann gesehen, dass man es auch ohne Hunde machen kann.“

Er bestellte sich einen Tretroller und fand einen Wettbewerb in Brüggen-Born am Niederrhein. Die benötigte Qualifikationen: Ein Tretroller und ein Helm. Also begann er, für die 35 Kilometer lange Strecke zu trainieren. „Ich habe mich auf den Roller gestellt und geschaut, wie weit ich komme“, erklärt André Thiemann. Das Tempo war dabei egal, Hauptsache die Distanz passte. „Ich bin Letzter geworden, aber es hat Spaß gemacht.“

In der Folge beschäftigte er sich immer mehr mit dem Sport, schloss sich einem Tretroller-Club in den Niederlanden in Hengelo an. In den Niederlanden gab es bis zu Corona regelmäßig auch eine Meisterschaftsserie im Tretrollerfahren, die André Thiemann in seiner Altersklasse auch gewann. „Da bin ich niederländischer Meister geworden. Den Titel darf ich aber nicht tragen, weil ich keinen niederländischen Pass habe“, sagt er.

Wo darf er fahren?

Und auch in Deutschland fuhr André Thiemann Erfolge ein. In seiner Altersklasse gewann er 2017, 2018 und 2019 die Deutsche Meisterschaft. 2017 wurde er im Gesamtergebnis dritter. Mittlerweile kümmert er sich selbst um die Organisation der Deutschen Meisterschaften, ist 1. Vorsitzender vom Deutschen Tretrollerverband. Im letzten Jahr bei der Weltmeisterschaft erreichte André Thiemann Platz 15.

Und was genau begeistert ihn so am Tretroller-Sport? „Das kann ich gar nicht sagen, es liegt mir einfach.“ Ein Problem, auf das er beim Training übrigens gestoßen ist: Wo darf er eigentlich fahren? „Der Tretroller ist in der deutschen Gesetzgebung nicht verankert“, erklärt er. Als Spielzeug gehört der Tretroller eigentlich auf den Bürgersteig, da er aber schneller als sechs Kilometer die Stunde fährt, müsste er auf den Radweg. Aber: Es ist kein Fahrrad. „Ich fahre einfach überall, wo ich mit dem Fahrrad fahren würde. Damit hatte ich bisher keine Probleme“, beschreibt er seine Lösung.

Das nächste große Ziel, auf das er hintrainiert, hat André Thiemann auf jeden Fall schon vor Augen. Wenn alles mit seinem Urlaub passt, visiert er Anfang September eine Teilnahme bei der Europameisterschaft an.