Goldene Meisterbriefe sind an sich schon etwas Besonderes, in diesem Fall sind sie sogar außergewöhnlich: Mit Hildegard (Hilde) Wörmer (Jg. 1937) und Bernhard Droppelmann (Jg. 1939) werden zwei Uhrmacher gewürdigt, die vor 50 Jahren ihre Meisterprüfung abgelegt haben und beide aus Legden stammen. Ihre Geschäfte liegen sogar beide an der Hauptstraße, nur wenige hundert Meter voneinander entfernt.
Noch eine Besonderheit: Beide Jubilare sind weiter beruflich aktiv. Hilde Wörmer weiter im eigenen Laden, Bernhard Droppelmann, der das Geschäft 2004 seinem Sohn Frank übergeben hat, dann, wenn sein spezielles Fachwissen gefragt ist.
Die Tatsache, dass in einem Ort mit rund 7000 Einwohnern (1973 waren es sogar nur rund 5000) zwei Menschen das gleiche Handwerk erlernen und über Jahrzehnte höchst erfolgreich im Einsatz sind, sorgt auch bei der feierlichen Übergabe der Meisterbriefe in Hamminkeln für Aufsehen. „Legden muss wohl eine Hochburg fürs Uhrmacher-Handwerk sein“, war dort zu hören.

Weshalb das so gut geklappt hat und ihre „Kunst“ sogar immer noch gefragt ist, können sich die Jubilare in aller Bescheidenheit auch nicht so richtig erklären. Insbesondere nicht, weil auch ihre beiden Geschäftslokale ja ähnliche Angebote machen und nach heutigem Begriff durchaus „diverse“.
Eine bunte Vielfalt nämlich: Neben allem rund um die Uhr, vom Verkauf bis zur Reparatur, sowie Schmuck ist Optik das zweite geschäftliche Standbein. Den Goldenen Meisterbrief hat Bernhard Droppelmann in diesem Fach bereits bekommen.
Parallelen und Unterschiede
Doch zurück zum Uhrmacher-Handwerk. Die beiden Goldenen Meisterbriefe sind hier auch so etwas wie die Würdigung des jeweiligen Lebenswerkes. Und das ist trotz vieler Parallelen auch durchaus unterschiedlich. Zwar setzen beide das fort, was ihre Väter auf den Weg gebracht haben, aber eigentlich hatte zumindest Hilde Wörmer das zuerst nicht auf ihrer Agenda.
Eine Frau, die einen Beruf im Handwerk anstrebt, ist zu der Zeit eine echte Rarität: „Im Meister-Lehrgang war ich die einzige weibliche Teilnehmerin“, erinnert sie sich. Bei Bernhard Droppelmann ist das etwas anders. Schon früh sieht er sich in der Nachfolge seines Vaters Bernhard, der 1928 ein eigenes Geschäft eröffnete. Heute setzt Sohn Frank die Familientradition fort, der das angestammte Geschäftsfeld um Hörakustik erweitert hat.
Rasanter Strukturwandel
Aus der Distanz eines halben Jahrhunderts schauen Hilde Wörmer und Bernhard Droppelmann zurück. Eine Zeit, in der sie live dabei waren, beim rasanten Strukturwandel im Uhrmacherhandwerk und den vielen technischen Neuerungen. „Zu unserer Zeit waren es 80 Prozent mechanische Uhren und nur 20 Prozent elektrische, heute ist das umgekehrt.“
Die beiden Legdener Uhrmacher-Meister sind „old school“ und sich darüber im Klaren, dass es das Uhrmacher-Handwerk so wie früher gar nicht mehr gibt. Während die manuelle Revision und Reparatur bei einer mechanischen Uhr selbstverständlich sei, werde das jetzt bei den modernen in der Form nicht mehr benötigt. Manchmal sei es sogar sinnvoller, eine alte gegen eine neue Uhr einzutauschen.
Faszination Zeitmesser
Immer noch fasziniert sind beide aber weiterhin von den klassischen Zeitmessern. Bernhard Droppelmann: „Bereits vor 100 Jahren gab es Uhren, die sehr genau liefen.“ Dass er eine Vorliebe für antike Uhren hat, ist in seinem Privathaus angesichts einiger solcher Stücke nicht zu übersehen. Hilde Wörmer liebt auch die alten Uhren, bei den kleinen grazilen hält sie sich aber mit Hinweis auf ihr Alter inzwischen zurück.
Wer Uhren so lange und immer wieder vor Augen hat, gibt es da einen anderen Blick auf die Zeit? „Zeit ist kostbar“, sagen beide mit Überzeugung. Aber auch das: „Anhalten kann man sie nicht.“
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