Die Familie von Ingersleben bewohnt eines der ältesten Häuser Legdens. Das Haus von Hülst, erbaut im Jahr 1677, steht mitten im historischen Ortskern am Busshook.
Im Jahr 1987 haben Gertraud und Cornelius von Ingersleben das Haus im Rahmen einer Zwangsversteigerung erworben und bewohnen es seit 1988. Schon damals stand das Haus unter Denkmalschutz.
„Ich habe es erst gesehen, nachdem mein Mann es schon gekauft hatte“, erzählt Gertraud von Ingersleben. Sie wohnte zu der Zeit mit den neugeborenen Zwillingen noch in München.
„Drei bewohnte Räume hatte das Haus, als wir es 1987 übernommen haben“, berichtet Cornelius von Ingersleben. Teile des Hauses seien nicht bewohnbar gewesen, die Haustechnik und Teile der Fassade waren extrem schadhaft, erklärt er.
Doch die Lage, der große Garten und die Proportionen haben überzeugt. „Investiere 150.000 DM, dann kannst du da mit deiner Familie einziehen“, hatte ihm ein Architekt versprochen, doch es kam anders, erläutert von Ingersleben weiter.
Die Geschichte des historischen Gebäudes wird jetzt als sogenannte Hörreise vertont. Vom Sofa aus kann bald jeder in die Entstehungsgeschichte und den spannenden Werdegang des Hauses eintauchen.
Kürzlich wurden dazu Dr. Matthias Morgenroth, dessen Firma die Geschichte vertonen wird, Heinz Kroschner und Prof. Dr. Karl-Heinz Otto vom Heimatverein Legden als Fachberater und Christine Kolm vom Münsterland e.V. im Haus von Hülst vom Ehepaar von Ingersleben empfangen. Auch die Redaktion durfte dabei sein, als Cornelius und Gertraud von Ingersleben durch ihr Zuhause führten und erzählten, wie sie mit viel Fleiß und Liebe zum Detail aus der „Ruine“ ein Zuhause für sich und ihre Töchter geschaffen haben.
Der Keller stand komplett unter Wasser. Die Sandsteinplatten wurden durchnummeriert und aufgenommen, danach alles saniert und die Platten wieder verlegt. „Es ärgert mich, dass die nicht so schön fugenlos liegen wie früher, aber wir wohnten ja noch in München, da konnte ich nicht jeden Schritt begleiten“, so Cornelius von Ingersleben.

Immer wieder kam es zu Bauverzögerungen, weil das Denkmalamt Einwände oder Maßgaben aufstellte, die der zuständige Bauamtsleiter vor Ort durchsetzen sollte. Schlussendlich gab es immer eine Lösung, der Weg dahin war aber oft lang und teurer als gedacht.
„Hier im Wohnzimmer sind noch die ursprünglichen, handgebauten Fenster“, zeigt das Ehepaar. Beim Blick in den Garten wird das deutlich, das Fensterglas ist nicht so eben wie es heute üblich ist, kleine Luftblasen sind ebenfalls zu erkennen. „Wenn die Sonne scheint, schimmert das Glas bläulich“, ergänzt Cornelius von Ingersleben.

Nachdem schon mehr als eine halbe Million DM ins Haus geflossen waren, wollte das Ehepaar von Ingersleben mit den beiden Töchtern endlich einziehen. „Das Obergeschoss wurde dann erstmal im Schnelldurchlauf renoviert“, erzählen die beiden.
Dabei ist es aber nicht geblieben: 2011 wurde das erste Stockwerk inklusive des Dachstuhls nach aktuellen Normen saniert und renoviert. „Der Dachstuhl muss bleiben“, war die Aussage des Denkmalamtes. „Der komplette Dachstuhl ist nach erfolglosen Versuchen, diesen mit einer Stahlkonstruktion zu sichern, mit Holz stabilisiert worden“, zeigt von Ingersleben auf Fotos.

Die nächste Überraschung brachte dann bei genauerem Hinsehen der Fußboden mit sich. „Auf die alten Fußböden hatte man Beton gegossen, der zur Verformung des Holzes geführt hatte. An manchen Stellen glichen die Balken einer Achterbahn“, sagt das Ehepaar. „Trotzdem sollte der ursprüngliche Boden bleiben“, betont Cornelius von Ingersleben. Schlussendlich konnte er nicht gerettet werden, wurde aber typgerecht rekonstruiert.
Sockel aus dem 14. Jahrhundert
Das Haus von Hülst wurde 1677 als Vogtshaus über dem Gewölbekeller des Vorgängergebäudes für die Eheleute Johannes Röttger Menke und Anna Ising errichtet. Ab wann genau an dieser Stelle ein Gebäude stand, weiß niemand mehr, bekannt ist aber, dass der Sandsteinsockel aus dem 14. Jahrhundert stammt.
„Das Haus wurde immer wieder an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst, die allesamt Vögte des Fürstbischofs von Münster und des Damenstifts in Asbeck waren“, erklärt Prof. Dr. Karl-Heinz Otto, der in der unmittelbaren Nachbarschaft groß geworden ist.
„Bei der Sanierung sind wir auf alte Fundamente gestoßen, die vermuten lassen, dass es mal einen Anbau in Richtung Bergweg gab“, sagt Cornelius von Ingersleben. Heinz Kroschner hat einen Auszug aus dem Urkataster von 1827 dabei. Auch dort sind Gebäude verzeichnet, die heute schon lange nicht mehr stehen

Später war die Familie Busch, von der die Straße Busshook ihren Namen erhalten hat, im Besitz des Hauses. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts erhielt das Gebäude den Titel „Haus von Hülst“ durch die gleichnamige Familie, die es bewohnte.
Das Baujahr, 1677, ist über den Fenstern des Erdgeschosses zu lesen. „Besuchern stechen die Zahlen, die mit Mauerankern an der Fassade befestigt sind, immer direkt ins Auge“, erzählt Heinz Kroschner vom Heimatverein Legden.
Hörreisen zu Baudenkmälern
Auf der Internetseite des Münsterland e.V. gibt es bereits 20 Hörreisen. Unter dem Motto Schlösser und Burgen kann man eintauchen in die Geschichten über das Schloss in Münster, das Schloss in Ahaus, aber auch über das Stift in Asbeck. „Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen wird das Projekt jetzt um weitere zehn Hörerlebnisse erweitert“, erzählt Chrsitine Kolm vom Münsterland e.V.
„Dafür haben wir sowohl Gebäude in Privatbesitz, wie das Haus von Hülst, aber auch öffentlich zugängliche Gebäude im Münsterland ausgesucht“, so Kolm weiter. Ab Sommer können dann alle die Geschichte des Legdener Baudenkmals „hörbar“ erleben.
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