Im Juni 2020 wird für Wilma Elferink Schaaf aus ihrem Lebenstraum Realität: An der Osterwicker Straße 8 kann die gelernte Floristin mit einer „Salzgrotte“ durchstarten. Denkt sie zumindest. Passende Räumlichkeiten hatten sich angeboten und die ehemalige Schmiede schien für die neue Nutzung idealtypisch geeignet. Allerdings rechnet sie da, wie so viele, nicht mit der weiteren Zuspitzung der Corona-Lage. Zumal es in Legden von Mai bis Oktober 2020 keinen einzigen Infizierten mehr gegeben hatte.
Dann aber macht der Lockdown im Dezember einen Strich durch alle ihre Pläne. „Wir mussten vier Wochen schließen“, erinnert sie sich. Auch daran, dass da überhaupt nicht klar ist, wie es weiter gehen wird. Das ändert sich, als die Salzgrotte als „medizinisch notwendig“ eingestuft wird und auch im Lockdown öffnen kann. Um die dauerhafte Anerkennung bemüht sie sich aber immer noch. Doch der Reihe nach.
Auszeit vom Alltag
Was genau passiert denn in einer Salzgrotte? Die Legdener gleicht einer Höhle. 35 Quadratmeter groß, der Boden mit einer dicken Schicht aus grobkörnigen Salz vom Toten Meer, die Wände mit „weißem Gold“ aus dem Himalaya bedeckt. Und von der Decke ragen imposante Stalaktiten. Beim Betreten stellt sich schon nach kurzer Zeit das Gefühl ein, man atme Meeresluft ein. Das kann im „Soleverneblungsraum“ nebenan nochmal verstärkt werden. Per Ultraschall wird da das Salz vernebelt.
Warum aber sollte man eine Sitzung in der Salzgrotte (45 Minuten) oder eine im Soleverneblungsraum (25 Minuten) überhaupt buchen? Beides ist wohltuend – für Körper und Seele. Wellness also. „Eine Auszeit vom Alltag“ verspricht Wilma Elferink Schaaf. Das ist aber nicht alles: Es gibt eine Vielzahl von gesundheitlichen Problemen, bei denen ein regelmäßiger Besuch in einer Salzgrotte unterstützend wirken kann.
Keine Kassenleistung

Einige Beispiele: Atemwegs- und Hauterkrankungen, Allergien, Asthma, COPD, Gefäßleiden, Rheuma, Migräne, Magen-Darm-, Tinnitus und ganz aktuell Long-Covid. Aber auch vorbeugend können sich die Aufenthalte in der Salzluft positiv auf das Immunsystem auswirken. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „kann“! Bislang nämlich ist die Nutzung der Salzgrotten (davon gibt es Hunderte deutschlandweit) keine Kassenleistung.
Auch wenn viele Nutzer von der Wirkung überzeugt sind und auch einige Ärzte eine Empfehlung aussprechen. Wilma Elferink Schaaf: „Da werden lieber Kuren ans Meer bezahlt.“ Dabei sind die „Eintritts“-Preise recht überschaubar: 10 Euro für Erwachsene, 5 für Kinder; 45 für eine 5-er-Karte und 85 Euro für die 10-er-Karte. „Mir ist wichtig, dass man es sich leisten kann“, sagt die Legdenerin.

Die Resonanz ist jedenfalls groß und weiter steigend, so dass man auch in Legden auf Termine oft längere Zeit warten muss. Und Wilma Elferink Schaaf stellt fest: „Zurzeit liegt der Fokus eindeutig auf den Kindern.“ Gerade bei den ganz Jungen nämlich häuften sich die Beschwerden – besonders der Atemwege und durch Allergien.
An diesem Nachmittag sind es Finn (4) und sein Bruder Mats (2). Sie kommen alle zwei bis drei Wochen: „Um Erkältungen vorzubeugen“, sagt ihre Mutter und hat festgestellt, dass es funktioniert. Für ihre Kinder ist es die ideale Kombi: Völlig losgelöst spielen sie im Salz-Sand, befüllen damit Lastwagen und Kipper, atmen gleichzeitig gesunde Luft ein. Und das umrahmt vom dämmrigen Höhlenlicht-Ambiente, das allein schon die kindliche Phantasie stimuliert.
Meditative Klangreise

Nachdem die Kinder den Raum verlassen haben, werden bequeme Liegen im Rund zusammengestellt. „Eine Gruppe hat sich zu einer Klangreise angemeldet“, erklärt die Inhaberin. Eine, zu der Nicole Kruse-Banken einlädt. Die „Melodien“ ihrer Klangschalen sind Impulsgeber und Begleiter einer meditativen Reise, auf die sich die Teilnehmer begeben. Auch diese Form des Stressabbaus ist zunehmend gefragt. Mal sind es Mitarbeiter von Firmen, mal Nachbarschaftskreise oder Stammtische, die diese Art von Tiefenentspannung suchen.
Nicole Kruse-Banken ist erfahrener Entspannungscoach und noch vieles mehr. Ihr Hauptargument für den Klang-Einsatz in der Salzgrotte: „Die Schwingungen der Klangschalen bauen sich aufeinander auf, breiten sich im ganzen Raum aus und sorgen so für ein besonderes Erlebnis, um den Kopf frei zu bekommen, Gelassenheit und Ruhe zu finden.“

Für Wilma Elferink Schaaf waren übrigens eigene Erfahrungen der Impuls zum Berufswechsel: „Ich hatte ständig Probleme mit den Nebenhöhlen.“ Als die Idee dann konkret wird, sammelt sie bei Praktika über einige Wochen erste Erfahrungen, bildet sich auf verschiedenen Kanälen weiter. Auch über die Hygienevorschriften, die zu beachten sind. „Da war der Lockdown super, und ich habe die Zeit genutzt.“
Ist aber das Thema Energie nicht gerade jetzt eine neue und enorme Herausforderung? Dank moderner Klimatechnik und der dicken Betonwände der Schmiede sei der Energieverbrauch sogar recht gering. Ihre Bilanz nach fast drei Jahren: „Ich bin einfach nur dankbar, dass es so angenommen wird.“
Dieser Artikel erschien zuerst am 31. März 2023.
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