Strom ist teuer, die Preise sind zuletzt deutlich gestiegen. Wer träumt da nicht davon, seinen Haushalt einfach selbst mit Energie zu versorgen.
Witold und Andzelika Sawka haben etwas Neues gewagt und auf ihr Wohnhaus eine Windkraftanlage gebaut. „Wir betrachten das als Experiment“, erklärt Witold Sawka im Gespräch mit der Redaktion. „Das ist die erste Windkraftanlage hier in der Region, die Strom für den privaten Eigenverbrauch produziert“, ergänzt er.
Die Idee, sich energetisch autark aufzustellen, ist hingegen nicht neu. Auf vielen Wohnhäusern sind bereits Photovoltaikanlagen installiert, die Strom erzeugen. Dieser wird jedoch in der Regel ins öffentliche Netz eingespeist.
Direkt in die Elektrogeräte
Direkt für den Eigenverbauch produzieren sogenannte Balkonkraftwerke. Deren Strom wird, wie bei der Windkraftanlage der Familie Sawka, direkt von den Elektrogeräten im Haushalt verbraucht. „Oder fließt in den Akku eines Elektroautos“, erklärt der Legdener.
Der Vorteil einer Windkraftanlage, wie sie seit neuestem auf dem Haus am Legdener Mühlenbrey steht, liegen auf der Hand. „Gerade in der dunklen Jahreszeit, wenn viel Strom gebraucht wird, nimmt die Windmenge zu“, so Witold.
Er habe sich im Vorfeld genau über den optimalen Standort und die Windbedingungen vor Ort informiert, sagt er. Photovoltaikanlagen produzieren ja tatsächlich nur Strom, wenn Licht auf die Platten fällt.
Sieben Stunden Aufbau
Anfang August haben die Sawkas die Anlage selbst auf dem Dach installiert. „Sieben Stunden hat das gedauert“, so Witold Sawka. Das Windrad ist an einem Sparren des Dachstuhls befestigt. „Ich war zuvor sehr skeptisch und habe damit gerechnet, dass jetzt ständig Geräusche zu hören sind, wenn sich der Propeller dreht“, berichtet Andzelika Sawka.
Dem ist aber wohl nicht so, versichern die beiden. „Es surrt nur ganz leise, wenn Wind weht“, bestätigt Witold Sawka. Unter optimalen Bedingungen soll die Windkraftanlage 600 Watt in der Stunde produzieren. Das verspricht zumindest der Hersteller.
Keine Laborbedingungen
„Diese Werte erreichen die Anlagen aber in der Praxis fast nie“, erklärt der Hausbesitzer. „Selten herrschen auf einem Dach so günstige Bedingungen wie im Labor, wo die Leistungsfähigkeit getestet wird.“
Witold Sawka ist selbst Elektroniker. Die Handwerkskammer hat seine Ausbildung, die der gebürtige Pole in seiner Heimat Breslau absolviert hat, voll anerkannt und ihn sogar ermutigt, sich selbstständig zu machen. Und das hat er 2021 dann auch gemacht. Die Firma Witronik bietet Sicherheitstechnik, Smart Home Anlagen, E-Auto Ladestationen und zukünftig vielleicht auch Mini-Windkraftanlagen an.
Selbsttest vor Verkauf
Bevor sie die etwa 4800 Euro teuren Windräder aber den Kunden anbieten, wollen sie das System unbedingt selbst testen. „Uns ist klar, dass das Experiment auch scheitern kann“, versichert der Legdener. Wenn die Anlagen ungünstig stehen oder doch deutlich weniger Wind weht als angenommen, rentiert sich die Anschaffung und Installation eventuell nicht. Einen Fördertopf gibt es für solche Anlagen bisher übrigens leider nicht, weiß Witold Sawka.
Vergleichsanlage
Auch wenn das Experiment Windkraftanlage gerade erst gestartet ist, Witold Sawka hat noch viele weitere Pläne in Richtung energetische Unabhängigkeit. Auf jeden Fall möchte er noch eine Photovoltaikanlage und einen Akku installieren.
„Ich könnte mir auch vorstellen, noch ein Windrad eines anderen Anbieters aufs Dach zu bauen“, sagt er. Seine Frau Andzelika ergänzt die Überlegungen ihres Mannes. Sie wünscht sich, Regenwasser zum Beispiel für die Toilettenspülung nutzen zu können.
2013 ist Familie Sawka nach Legden gezogen, hat sich erstmal darauf konzentriert Deutsch zu lernen. 2017 haben sie dann das Haus gekauft. Andzelika unterstützt ihren Mann bei seiner Selbstständigkeit. Die Betriebswirtin managt neben ihrem Teilzeitjob bei einer externen Firma die Büroarbeit und kümmert sich um das Marketing.
Dieser Artikel erschien zuerst am 16. August 2023.
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