
Machen gemeinsame Sache (v.l.): Ingo Hoppe, Mitarbeiter beim „Wohn-Mobil“, Lena Stippel, zuständig für Ambulante Dienste beim Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen, Beate Jussen, Vorstandsmitglied beim Verein für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen. © Maximilian Konrad/Archiv
Vor allem versteckte Wohnungslosigkeit ist auch in Legden ein Thema
Wohn-Mobil kommt
Legden war die letzte Station im Kreis. Jetzt steuert das „Wohn-Mobil“ auch Haus Weßling an und bietet dort eine offene Sprechstunde zum Thema Wohnungslosigkeit an. Nicht nur für Betroffene.
Zum zweiten Mal ist Sozialarbeiter Ingo Hoppe am 26. Oktober im Dahliendorf im Auftrag der Initiative „Wohn-Mobil“ als Ansprechpartner präsent. Teil des Präventions-Projektes, das 2019 von Sozialminister Karl Laumann im Rahmen von „Endlich ein Zuhause – Initiative zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit – angeregt und seitdem im Kreis Borken durch ein Team des Vereins für katholische Arbeiterkolonien in Westfalen (Vfka) realisiert wird.
Zu 90 Prozent wird die Arbeit von Ingo Hoppe und seinen beiden Kollegen aus Landesmitteln finanziert. Den restlichen Teil übernimmt der Kreis Borken, zumindest bis Ende des Jahres ist das so.
Bis dahin wird das „Wohn-Mobil“ noch im November und Dezember - jeweils am vierten Mittwoch im Monat - in Legden Station machen. Und dort Menschen beraten, die ihr Zuhause verloren haben oder um dessen Verlust fürchten. Ingo Hoppe spricht nicht von Obdach- sondern von Wohnungslosen und wehrt sich gegen das Klischee: „Viele haben das Bild von ungepflegten Männern mit langen Bärten, die unter Brücken schlafen, das stimmt so nicht.“
Als Mitarbeiter des Vfka, der schon lange in der Region, wie zum Beispiel durch den ambulanten Dienst oder im Antoniusheim Vreden, gegen Wohnungslosigkeit aktiv ist, weiß er, dass sie alle Generationen und Schichten treffen kann. Und dass die Problematik durchaus auch den ländlichen Raum, eben auch Legden, betrifft.
Prävention ist das größte Anliegen
Arbeitslosigkeit, Trennung, Krankheit – das sind die Trigger, die oft am Anfang einer Kette stehen, die letztlich dann in der Wohnungslosigkeit endet. Oft beginne seine Arbeit aber erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen sei, die Kündigung der Wohnung bereits erfolgt sei, die Räumungsklage drohe, bedauert Ingo Hoppe.
Dann hatten sich Mietschulden angehäuft, die Fronten zwischen Mieter und Vermieter verhärtet. „Das lässt sich in vielen Fällen vermeiden“, ist der Sozialarbeiter überzeugt, dass Prävention seine wichtigste Aufgabenstellung sei.
Die offene Sprechstunde im Haus Weßling am 26. Oktober (14.30 bis 16.30 Uhr) ist auch ein Beitrag dazu. Bereits beim ersten Wohn-Mobil-Termin im September hat er durch den Kontakt zu einer jungen Frau „in einer prekären Wohnsituation“ feststellen können, dass „versteckte Wohnungslosigkeit“ ein großes Problem ist.
In dem konkreten Fall hatte die Betroffene keine eigene Wohnung, sondern wurde von einer Freundin aufgenommen. Laut Ingo Hoppe ein ganz typischer Fall: „Man wohnt bei Verwandten, Freunden, Bekannten, aber auch das ist Wohnungslosigkeit.“
Junge Menschen sind vermehrt betroffen
Bei jungen Menschen trete das in der letzten Zeit vermehrt auf. Und für Frauen könnten sich dabei auch noch ganz andere Probleme ergeben: „Die bekommen oft gerne Wohn-Angebote, manche Männer erhoffen sich dabei aber auch gewisse Gegenleistungen....“
Auch wenn Wohnungslosigkeit kein neues Problem sei, werde es aktuell noch virulenter: „Ukraine-Krieg, Energiekrise, explodierende Kosten, steigende Flüchtlingszahlen - der Wohnungsmarkt ist leergefegt.“
Umso wichtiger sei es, frühzeitig Informationen einzuholen, Beratungsangebote anzunehmen. Wohn-Mobil sieht sich hier als Ansprechpartner, um den Betroffenen ganz individuell auf verschiedenen Feldern zur Seite zu stehen. Zum Beispiel dabei, den gefährdeten Wohnraum zu sichern, oder angemessenen neuen zu beschaffen, und auch dabei, weitere, ergänzende Angebote wie Schuldnerberatung, medizinische oder Hilfen zur Existenzsicherung zu vermitteln.
Voraussetzung dafür ist ein funktionierendes Netzwerk mit Ordnungsämtern, Jobcentren, Sozialämtern ,Wohnungsbaugesellschaften, Immobilienmaklern, Hausverwaltungen und privaten Vermietern sowie externen Beratungsstellen.
Ansprechpartner für beide Seiten
Dabei betont Ingo Hoppe ausdrücklich, dass auch die Sprechstunde in Legden in beide Richtungen gedacht sei: „Es sollen nicht nur Betroffene angesprochen werden, sondern auch Vermieter oder andere Personen, die von existenziellen Sorgen anderer hören.“
Auf Wunsch kann ein Termin vorab vereinbart werden, die Sprechstunde ist aber offen. Kontakt: Ingo Hoppe, Sozialarbeiter, Tel. 0151/ 563 299 63; hoppe@vfka-westfalen.de
Seit über 30 Jahren dem Medienhaus treu verbunden geblieben, zunächst in Steinfurt und jetzt in Ahaus. Hegt eine Leidenschaft für gute Geschichten, Menschen und ihre Schicksale.
