Von Hühnerglück und Tränen Brigitte Schmittmanns Leben mit gefiederten Familienmitgliedern

Von Hühnerglück und Tränen: Das Leben mit gefiederten Familienmitgliedern
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Sie heißen Pippa, Camilla und Fergie, Bigfoot, Rocki und Winnetou. Die Hühner von Brigitte Schmittmann haben alle einen Namen. Seit 2018 hält sie in ihrem Garten mitten in Legden 10 Hennen, einen Hahn und momentan auch zwei Küken.

Als die Legdenerin den Garten betritt, kommen ihre gefiederten Familienmitglieder direkt angelaufen. „Egal was ich hier im Garten mache, die Truppe ist immer um mich rum“, so die Hühnerliebhaberin. Brigitte Schmittmann spricht direkt mit ihren Lieblingen, erklärt ihnen, dass sie heute eine Banane mitgebracht habe.

Paradiesische Zustände

„Ich bin auf dem Land groß geworden. Wir hatten immer Enten, Gänse, Kaninchen, Schweinen und Hühner“, erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion. Dennoch sei es jetzt mit ihren Hühnern anders. Die leben hier nicht als Nutztiere, sondern wie im Paradies.

Als sie mit der Hühnerhaltung begonnen habe, wäre ihr nicht klar gewesen, wie lange sie durchhalte. „Deshalb habe ich mir erstmal einen Stall bauen lassen, der notfalls auch als Garten-Gerätehäuschen genutzt werden kann“, erklärt sie schmunzelnd. Mittlerweile haben ihre Hühner den ganzen Garten erobert, auch wenn das anfangs nicht so geplant war.

Infiziert mit der „Chickeritis“

Zuerst zogen drei Barnevelder Hennen, eine alte holländische Hühnerrasse, bei ihr ein. Kurze Zeit später kamen sechs weiter Hennen dazu, die in Schmittmanns Garten am Mühlenbrey für Unterhaltung sorgten. „Ich bin vollkommen mit der Chickeritis infiziert“, gibt die Legdenerin lachend zu.

Brigitte Schmittmann mit Eiern ihrer Hühner.
Brigitte Schmittmann mit der Ausbeute des Tages. Sie freut sich jeden Tag ein frisches Ei essen zu können. © Schulze Beikel

Die tägliche Arbeit sei für sie pures Vergnügen, und das werde sogar noch regelmäßig mit leckeren Eiern belohnt, sagt sie. Liebevoll sorgt sie dafür, dass der Hühnerstall einer Fünfsterne-Unterkunft gleicht. Es gibt ausgepolsterte Lege-Nester, Sitzstangen, die so abgerundet sind, dass es komfortabel für die Hühnerfüße ist, und natürlich ausreichend Futter und Wasser.

Doch das Hühnerleben bei Brigitte Schmittmann beinhaltet neben dem Legemehl und der Körnermischung, die es morgens und abends zu fressen gibt, noch manch weiteren Leckerbissen. Für die Küken weicht sie Zwieback ein, kocht Eier und hackt Schnittlauch. „Die großen Hühner bekommen zwischendurch aber auch immer wieder einen kleinen Leckerbissen wie Obst oder Nudeln“, bestätigt sie. Und wenn sie nicht aufpasse, naschen die Damen sogar an ihrem Cappuccino.

Wellness für Hühner

In der dunklen Jahreszeit gibt es außerdem das Hühner-Komfort-Lichtprogramm. „Von 6 bis 8.30 Uhr und von 17 bis 21.30 Uhr ist der Hühnerstall dann hell erleuchtet“, beschreibt sie. Das sei bei Hühnern besonders am Abend für die Verdauung wichtig, so die Hühnerliebhaberin.

Stundenlang könne sie im Garten sitzen und ihre Hühner beobachten. „Gerade jetzt, wo eine Henne zwei Küken führt, ist es total spannend zu sehen, wie jedes Tier innerhalb der Gruppe seinen Platz hat“, erklärt sie. Doch es gab auch schon Tränen der Hühner wegen, beteuert Brigitte Schmittmann.

Tagelange Trauer

Durch junge neue Hennen, die sie ohne Quarantänezeit zu ihren Damen setzte, infizierten sich vier Hühner mit Atemwegserkrankungen und verstarben trotz direkter Behandlung durch einen Tierarzt. „Bis dahin wusste ich nicht, dass ich tagelang wegen verendeter Hühnern weinen kann“, erinnert sie sich. Allein der Gedanke daran lässt einen Kloß in ihrem Hals wachsen.

„Doch die schönen Momente mit den Hühnern überwiegen ganz klar“, bestätigt Brigitte Schmittmann. Als eine ihrer Hennen gluckig wurde, so nennt man die Bereitschaft zum Brüten, besorgte sie sich Bruteier und freute sich außerordentlich, als 21 Tage später neun Küken herumwuselten.

Glucke mit zwei Kücken.
Zwei Küken hat eine ihrer Hennen vor wenigen Tagen adoptiert. © Schulze Beikel

Oder als sie aus ihrer Nachzucht einen Hahn behielt. Als dieser schließlich anfing zu krähen, fragte sie besorgt alle Nachbarn, wie sehr diese sich davon gestört fühlen. „Einen gibt es ja eigentlich immer, der nichts toleriert und meckert“, schildert sie ihre damalige Befürchtung. Aber nein, alle Nachbarn äußerten sich positiv, Ödipussi durfte bleiben. „Das hat mich wirklich zu Tränen gerührt“, erinnert sie sich.

Und wie die Zeit des Corona-Lockdowns ohne ihre Hühner gewesen wäre, daran mag sie gar nicht denken. „Die Hühner ließen mich die Isolation überhaupt nicht wahrnehmen“, erzählt sie. Ein besseres Antidepressiva könne sie sich nicht vorstellen, so die Legdenerin.

Weniger Eier, mehr Leben

In Brigitte Schmittmanns Garten ist nur Rassegeflügel zu finden. „Das bedeutet zwar weniger Eier, dafür legen die Hennen aber viel länger und erfreuen sich hier eines langen glücklichen Lebens mit täglichem Freigang“, erläutert sie.

Schlachten könne sie ihre Lieblinge niemals. Die überzähligen Hähne aus ihrer Nachzucht gibt sie einem befreundeten Hühnerzüchter. „Bei ihm dürfen sie genauso frei leben wie bei mir“, sagt sie augenzwinkernd. Zumindest bis sie ungefähr neun Monate alt seien, dann würden sie dort geschlachtet, das wisse sie schon.

Herzerwärmendes Federvieh

Die Anschaffung der Hühner sei eine der besten Entscheidungen ihres Lebens gewesen, schwärmt Brigitte Schmittmann. Für sie gebe es nichts herzerwärmenderes als eine Glucke mit ihren Küken und die übrige Truppe, die ihr täglich viel Freude bereite, erklärt sie liebevoll.

Diesen Artikel haben wir ursprünglich am 29. März 2024 veröffentlicht.