Der Gemeinderat lehnt den Bau einer Verdichterstation in Legden einstimmig ab und übt starke Kritik an Open Grid Europe. Ob der Bau verhindert werden kann, ist allerdings sehr fraglich.
Der Saal im Haus Weßling war am Montagabend gut gefüllt. Viele Landwirte und Bewohner aus dem Außenbereich verfolgten, wie vier Vertreter von Open Grid Europe ihre Pläne für eine Verdichterstation in der Ratssitzung vorstellten. Bei einer Sitzungsunterbrechung konnte Christian Bomberg als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbands seine scharfe Kritik äußern. Er erntete großen Beifall – von den Politikern wie den Zuhörern. Auch die drei Fraktionen und der Bürgermeister äußerten Wut und Unverständnis – sie fühlen sich alle von den neuen Plänen überrumpelt und schlecht informiert. Hier sind Fragen und Antworten zu dem Projekt.

Christian Bomberg, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsverbands, kritisierte die Pläne für eine Verdichterstation scharf. © Ronny von Wangenheim
Was ist geplant? Open Grid Europe will im Haulingort an der K 33 kurz vor der Grenze zu Rosendahl eine Verdichterstation mit zwei Einheiten mit einer Antriebsleistung von je 13 Megawatt bauen – das dreifache einer großen Windkraftanlage. Später könnte eine dritte Verdichtereinheit dazukommen. Es gibt dort zwei mögliche Standorte. Es wird eine Fläche von fünf Hektar sowie ein Hektar für eine lokale Ausgleichsmaßnahme benötigt. Dazu kommen während der Bauzeit zwei Hektar.
Warum braucht es eine Verdichterstation? Am Anfang einer Gasleitung muss das Gas verdichtet werden, da es auf dem Transport an Druck verliert. Für die Zeelink-Leitung wird es eine Verdichterstation in Würselen bei Aachen geben. Von dort fließt das Gas nach Legden. Wenn über die Nordstream 2 Gas aus Russland aus dem Norden über die Leitung 63 zur Zeelink-Leitung kommt, braucht es für diesen umgekehrten Weg nach Süden eine zweite Station in Legden. Deshalb, so erläuterte Projektleiter Bårt Strand, muss die Station so nahe wie möglich am Standort der Gasdruckregel- und Messanlage liegen, die derzeit am Deipenbrock gebaut wird. „Wir haben wenig Spielraum bei der Standortsuche“, so Strand. Mehrere Politiker hatten Alternativen ins Spiel gebracht, zum Beispiel das Industriegebiet im nahen Holtwick oder die Kavernen in Epe.
Was sind die Aufgaben einer Verdichterstation? Wenn das Gas einfließt, wird es zuerst gefiltert. Dann wird gemessen, getrocknet und schließlich in einem Erdgasverdichter verdichtet. Nach einer Kühlung fließt das Gas dann weiter. Dazu braucht es mehrere Gebäude. Am sichtbarsten werden die Ausbläser sein, über die in einem Störfall das Gas entweichen kann, die etwa 50 Meter hoch sind.
Was muss während des Betriebs erwartet werden? Sieben bis acht Mitarbeiter werden tagsüber vor Ort sein. Generell wird die Station ferngesteuert und rund um die Uhr überwacht.
Wie ist der Zeitplan? Open Grid Europe will im zweiten Halbjahr 2020 mit dem Bau beginnen und die Anlage dann Ende 2023 in Betrieb nehmen. Die Zeelink-Leitung soll 2021 in Betrieb genommen werden.
Was kritisiert der Landwirtschaftliche Ortsverband? Christian Bomberg hatte viel zu kritisieren, nicht nur die mangelhafte Informationspolitik von Open Grid Europe im Vorfeld. Da ist vor allem der Flächenverbrauch, mit Ausgleichsflächen insgesamt zwölf Hektar. Zudem sei der fragliche Außenbereich stark bewohnt. Das landschaftliche Bild werde zerschnitten, das sei bedeutsam, da Legden auch ein Tourismusdorf sei. Zudem sei Legden schon jetzt sehr stark vom Leitungsbau betroffen. Bomberg: „Open Grid Europe hat keine Alternativen vorgelegt, es wird der einfachste Weg genommen.“ Und es würden die Flächenpreise steigen. „Sie kommen jetzt mit Koffern voller Geld. Also wird dann Land immer teurer.“ Davon sei auch die Gemeinde bei neuen Bau- oder Industriegebieten betroffen und letztlich auch der Bürger, der mehr für sein Baugrundstück zahlen müsse.

So ähnlich wie in Mittelbrunn könnte die Verdichterstation aussehen. © Open Grid Europe
Welche Fragen tauchten in der Diskussion auf? Könnten später wegen der Verteiler- und der Verdichterstation weitere Leitungen in Richtung Legden verlegt werden, fragte Christian Bomberg. „Das hieße, in die Glaskugel zu schauen“, so Strand. Könnten die Grundstücksbesitzer einfach den Verkauf verweigern, wollte Berthold Langehaneberg (CDU) wissen. Man wolle sich möglichst einigen, betonte der Projektleiter, räumte aber ein, dass zur Not auch eine Enteignung möglich sei. Wie sieht es mit dem Brandschutz aus? Die Freiwillige Feuerwehr, so Bürgermeister Friedhelm Kleweken, sei in keinster Weise trainiert und technisch ausgerüstet, um so eine Anlage zu betreuen. Die Antwort: Man werde auf die Feuerwehr zugehen und auch gemeinsame Übungen machen.
Wie geht es weiter? Open Grid Europe bereitet einen Antrag auf Planänderung für das Projekt Zeelink vor. Anfang November will der Fernleitungsnetzbetreiber zu einer Informationsveranstaltung in Legden einladen. Der Rat der Gemeinde hat zudem beschlossen, dass Verwaltung, Politik und Landwirtschaftlicher Ortsverband eine gemeinsame Vorgehensweise abstimmen.