„Herzlich Willkommen zum 1. Oldtimer und US-Car-Festival an der Düstermühle.“ So steht es auf der ersten Seite einer kleinen Broschüre, die jeder Gast in seinem Willkommenspaket mit an die Hand bekommt. Darin enthalten: ein Lageplan des Geländes und ein zeitlicher Ablauf des Festivals. Denn das Gelände an der Düstermühle in der Bauerschaft Wehr stand von Freitag bis Sonntag ganz im Zeichen von Oldtimern und Fahrzeugen aus den USA und ihrer Freunde.
Hinweisschilder an der Straßenkreuzung lotsten Teilnehmer und Gäste zunächst an hohen Maisfeldern vorbei, bis sich schließlich eine Rasenfläche direkt an der Dinkel vor den Besuchern auftat. An sich ein schön gelegenes, ruhiges Plätzchen fernab der Zivilisation. Hier stört man keinen, hier ist man unter sich. Wäre da nicht das Wetter, das in den Nachrichten als wechselhaft und unbeständig beschrieben wurde. Und genau so präsentierte sich das Wetter auf dem Festival.
Gesellige Campingrunden entstehen
Die ersten Besucher aus der US-Car-Szene waren bereits am Donnerstagabend angereist und sicherten sich mit ihren Campern, Wohnwagen oder Autos einen passenden Platz, um Zelte, Grill und so weiter aufzubauen. Die meisten kamen im Laufe des Freitags an. Schnell fanden sich die Mitglieder befreundeter US-Car-Clubs, sie freuten sich über das Zusammentreffen und schnell befand man sich in geselliger Campingrunde mit kalten Getränken. Bis Freitagnacht war es eine wettertechnisch angenehme Veranstaltung.

In der Nacht zum Samstag brach dann schließlich der große Regen über das Gelände herein und verwandelte die von der Straße aus etwas niedriger gelegene Wiesenaue an der Dinkel in eine schwammige Sumpflandschaft. Gegen Mittag lockerte es auf. Der ein oder andere US-Wagen erreichte das Gelände doch noch und machte mit seinem tiefen, wubbernden Sound – einem Fischerboot nicht unähnlich – auf sich aufmerksam.
Auf dem Feierplatz zwischen Bierwagen und Konzertbühne hatte sich in Kürze ein See gebildet. Verstopfte Gullys und ausgefallener Strom waren kurzzeitig die aktuellen Probleme. Doch manch hartgesottene Fans der Szene machten das Beste aus der Situation. Schließlich war man ja schon bereits da. Barfuß oder in Gummistiefeln schlenderte man weiter über den Platz, um miteinander fachzusimpeln, die angereisten Automodelle zu begutachten oder einfach die Szenerie im Liegestuhl zu genießen. Hier und da wurden die Fahne der USA gehisst. Auch die der Südstaaten wehte über den Autodächern. Der Smokergrill wurde angefeuert, es roch nach Gegrilltem. Und alles im Schatten von Chevrolets, GMSs und Co.

Als eine „große Familie“ bezeichnete Festival-Besucher Micha vom US-Cars Ostfriesland die US-Car-Szene. „Über Whatsapp vereinbart man gemeinsame Treffen und so trifft man sich über die Saison von Ostern bis Oktober alle paar Wochen auf den verschiedenen Festivals – mal in den Niederlanden, mal in Norddeutschland oder sonst wo.“ Alles laufe sehr herzlich ab. Man unterstütze sich, wo Hilfe notwendig ist, so sein Tenor.
US-Car-Fans helfen sich untereinander
Und wie auf Bestellung ereignete sich während des Interviews folgende Situation: Ein Mercedes hatte sich in der schlammigen Wiese festgefahren. Mehrere herbeigeeilte Helfer befreiten ihn mit vereinter Schubkraft aus seiner Lage. Spontan gewährte Micha mit Stolz Einblick in seinen 30 Jahre alten und top-gepflegten Chevrolet, den er dank Einbauküche und Waschbecken als Wohnmobil deklarieren konnte. „Das ist wegen der Steuern“, bemerkte er. Die Innenverkleidung bestand aus Nussbaum; dieser war mit Klavierlack überzogen. Allerdings habe er mit Ameisen zu kämpfen, die das Trockene suchten, so Micha schmunzelnd.

Nach der persönlichen Führung kam man schnell mit der übrigen Gruppe am Stehtisch ins Gespräch. Als Fans der Szene würden sie auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder hierherkommen. Und das sonnige Wetter am Sonntag schien die Gäste letztlich wieder etwas mit dem Wettergott zu versöhnen, sodass man halbwegs schlammfrei sein Auto vom Platz bekam und eine möglichst pannenfreie Rückreise antreten konnte.