Als ob jemand an der Zeituhr gedreht hätte: Bei Bont-Trödel in Legden haben Dinge aus längst vergangenen Zeiten einen neuen Platz gefunden. Zumindest vorübergehend. Warum aber Bont, wenn der Besitzer Terwey heißt? Darin steckt „Berni on tour“, der Trödler, der übers Land fährt. Willkommen in Bernis Welt!
Porzellan, Glas, Silber, Bücher, Spielzeug, Bilder, Deko, Möbel, um nur einen kleinen Teil der riesigen Sammlung zu nennen. Darunter viele schöne Gegenstände, die sofort ins Auge fallen, aber auch Dinge des täglichen Gebrauchs und sogar Handwerkszeug. Kitsch, Kurioses und Kunst sind hier keine Konkurrenten. Erstaunlich, was Inhaber Bernard Terwey (65) in 15 Jahren so zusammengetragen hat.
Eigentlich nämlich ist der Unternehmer KFZ-Meister, hat 21 Jahre lang ein Autohaus in Coesfeld betrieben, bevor er vom beruflich geraden Weg ausscherte. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt er.
Beruflicher Neustart
Warum er diese Entscheidung getroffen hat, erklärt er so: „Privat war ich schon lange ein regelmäßiger Besucher von Flohmärkten und habe Geschmack daran gefunden, es auch selbst zu versuchen.“ Durch die langen Jahre auf solchen Märkten hat er nicht nur erfahren, wie das Geschäft funktioniert sondern auch zahlreiche Kontakte knüpfen können, was für den Start ausgesprochen vorteilhaft war.
Der fand 2008 statt. Zuerst im kleinen Stil in der Königsstraße, im ehemaligen Ladenlokal Sicking. Als das Haus abgerissen wurde, bot sich mit der Anmietung des 15.000 Quadratmeter großen Geländes am Fliegenmarkt und den Hallen der alten Heka-Putzwolle-Fabrik eine passende Alternative. Auf rund 200 Quadratmetern präsentiert Berni Terwey seitdem seine Sammelstücke und bietet sie zum Kauf an.
Wie aber kommt er überhaupt an seine Waren? Zum Beispiel durch private Haushaltsauflösungen, Entrümpelungen. Da kommen ihm seine alten Verbindungen zu Gute: „Schon früher hatte ich gute Kontakte zu Auktionshäusern.“ Mit denen arbeitet er auch heute weiter zusammen. Besonders hilfreich sind aber die Verbindungen zu zwei Nachlassverwaltern, von denen er die Informationen bekommt, wo ein Haus, eine Wohnung leergeräumt werden muss.
Bereits bei der ersten Inspektion, auch bei allen weiteren Schritten der Entrümpelung ist der Trödel-Händler persönlich dabei, sichtet, was für ihn infrage kommt und erstellt zudem eine Wertanrechnung für den Nachlassverwalter. Einmal ist er sogar auf einen echter Goldschatz gestoßen, den er dann seinem Besitzer übergeben hat.

Sichtung und Sortierarbeit
Dann geht es ans Sortieren: Was geht an ein Auktionshaus, was wird behalten. „Wir halten viel von Nachhaltigkeit und spenden lieber, wegschmeißen ist wirklich nur der allerletzte Schritt“, betont Berni Terwey.
Die entsprechende Sachkenntnis hat er sich durch lange Erfahrung angeeignet: „Ich bin Autodidakt.“ Einen weiteren Bonus für sein Geschäftsfeld hat er aber auch noch. Er ist Eidetiker, hat ein fotografisches Gedächtnis. Deshalb weiß er auch ganz genau, wo sich jedes einzelne Stück in seinem Haus befindet. Jeder Verlust würde ihm sofort auffallen. Wie viele Stücke sich aber insgesamt am Fliegenmarkt befinden, kann er nur schätzen: „Vielleicht 15.000 bis 20.000.“
Und apropos Sachkenne. Da kommt tatsächlich „Bares-für-Rares“ ins Spiel. Hier profitiert der Legdener nämlich von der Zusammenarbeit mit einem der Händler der Horst Lichter-TV-Kultsendung, mit Christian Vechtel, Kunsthistoriker und Auktionator aus Münster. Von ihm bekommt er bei Bedarf auch eine entsprechende „Expertise“, oder zumindest eine fachliche Einschätzung.
Altes ist immer noch gefragt


Übrigens will sich Berni Terwey auch selbst mit einem antiken Stück als Verkäufer bei Bares-für-Rares bewerben. Was es genau ist, will er aber noch nicht verraten. Und auch Christian Vechtel darf er da nicht einweihen, weil das gegen die strengen Prinzipien der Sendung verstoßen würde.
Nicht nur deren anhaltender Erfolg spricht für sich, auch Berni Terwey kann bestätigen, dass Dinge aus alten Zeiten nach wie vor gefragt sind, auch wenn in verschiedenen Bereichen deren Wert gesunken ist: „Alte Möbel sind heute kaum noch etwas wert.“
Persönlich hat er aber ohnehin vor allem ein Faible für Porzellan. Die Interessen der Kundschaft sind aber breit gefächert. Und die kommt vor allem aus der Region, aus den Niederlanden, oder auch von weiter her. Es sind Kunden aus allen Generationen und ganz unterschiedlicher Lebenswelten.

Seine Frau Ruth (66), die wie Tochter Anne (38) und Schwester Maria oft im Geschäft mithilft, teilt die Leidenschaft ihres Mannes nur bedingt: „Wir schließen Kompromisse.“ Das gemeinsame Terwey-Zuhause ist daher ein Mix aus Alt und Modern. Allerdings kommen auch immer wieder neue/alte Dinge dazu.
Von Weihnachtsmarkt bis Winterzauber: Das können Sie im Advent im Westmünsterland erleben
Neues Unternehmen für Raiffeisen-Märkte in Ahaus und Umgebung: Fusion mit Nottulner Ableger