Bruno Reers war ein absoluter Familienmensch. Und dazu gehörten für ihn in gewisser Weise auch die Stammgäste in seiner Gaststätte, bestätigt seine Ehefrau Irmgard. Am 15. Dezember starb der beliebte Asbecker Gastwirt nach längerer Krankheit.
Als ältester Sohn kam Bruno am 12. Juli 1946 in Asbeck zur Welt. Damals noch im früheren Wohn- und Geschäftshaus der Familie Reers in der Straße „Am Bach“. Ihm folgten fünf weitere Kinder. Im Jahr 1958 kauften seine Eltern das Haus in der Brückenstraße, in dem noch heute die Gaststätte Reers betrieben wird und die Familie Reers wohnt.
40 Kilometer mit dem Fahrrad
In Stadtlohn absolvierte der 14-jährige seine Ausbildung zum Bäcker. „Jeden Tag ist er mit dem Fahrrad die 20 Kilometer von Asbeck nach Stadtlohn gefahren und nach der Arbeit wieder zurück“, weiß Ehefrau Irmgard. Zu der Zeit betrieben seine Eltern bereits eine Bäckerei mit Ladengeschäft, die Gaststätte mit Saalbetrieb und Gästezimmern. Unzählige Urlauber aus dem Ruhrgebiet verbrachten ihre Ferien bei Reers in Asbeck. Natürlich mit Vollpension, das war damals so üblich, erinnern sich die Familienangehörigen im Gespräch mit der Redaktion.
Im Frühjahr 1968 war der erst 22-jährige Asbecker Bruno Reers nicht nur Bäckermeister, er hatte sich auch zum Konditor weitergebildet. An Silvester im selben Jahr lernte er seine Irmgard kennen. „Mein Vater hatte ihn gemeinsam mit weiteren Freunden zum Feiern eingeladen“, erinnert sie sich. Sie versorgte die Feiergesellschaft damals mit Getränken und Essen.
6 Kinder, 15 Enkelkinder
Als sein Vater 1970 verstarb, übernahm der erst 24-jährige Bruno Reers die Verantwortung für den gesamten Betrieb. Im Juli 1971 wurde geheiratet. Irmgard Reers stieg als gelernte Hauswirtschafterin voll in den Betrieb mit ein. Und auch Brunos Mutter arbeitete bis kurz vor ihrem Tod im Jahr 2003 noch jeden Tag mit, bestätigt Irmgard Reers. Nach und nach wuchs die Familie, im Jahr 1979 wurde das sechste Kind geboren.
„Bruno hat sich über die Geburt jedes Kindes und später auch über jedes seiner 15 Enkelkinder riesig gefreut“, erinnert sich Irmgard Reers. Die Familie bedeutete ihm alles, ergänzt sie. Und an die vielen schönen Momente mit ihm erinnern sich auch seine Kinder. „Auch wenn unsere Eltern an den Wochenenden vielleicht weniger Zeit für uns hatten, Papa hat alles für uns getan“, beteuern sie.
Viehwagen wird zur Ponykutsche
Aus einem alten Viehwagen baute er eine Ponykutsche, mit der die Familie Ausflüge unternahm. Am eigenen Teich wurde geangelt. „Es war schön, dass unsere Eltern und auch Oma immer da waren“, erinnern sie sich. Und das waren sie nicht nur für ihre eigenen Kinder. Auch die Kinder aus der Nachbarschaft seien bei Reers immer willkommen gewesen.
Eine große Lücke wird Bruno Reers aber nicht nur in seiner Familie hinterlassen. Der Asbecker war mit Leib und Seele Gastwirt. Für viele sei die Kneipe wie ein zweites Wohnzimmer, bestätigt Irmgard Reers. „Bruno hatte Zugang zu allen Gästen. Er verstand sich sowohl mit der älteren Generation als auch mit den jungen Leuten“, betont sie. Er war immer mittendrin und hatte immer einen lockeren Spruch auf den Lippen.
Geburtstag, Ehejubiläum, König
Für seine Familie und vermutlich auch viele Asbecker unvergessen bleibt wohl der Juli 1996. „Seinen 50. Geburtstag haben wir ‚nur‘ ganz klein gefeiert“, erzählt Gattin Irmgard, „da waren abends so an die 150 Leute in der Gaststätte.“ Zwei Wochen später feierten Irmgard und Bruno Reers dann mit 400 Gästen ihre Silberhochzeit im Festzelt, das für das unmittelbar anschließende Schützenfest eh schon aufgebaut worden war. Nur zwei Tage nach seiner Silberhochzeit sicherte sich Bruno Reers mit dem Abschuss des hölzernen Vogels die Königswürde und erneut wurde über mehrere Tage gefeiert – ebenfalls eine schöne Erinnerung für seine Familie.
Neben seiner Leidenschaft für seinen Beruf engagierte sich Bruno Reers über 40 Jahre lang als Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr. Im Jahr 2016 wurde ihm bei der Generalversammlung der Feuerwehr in seinem Saal, die Sonderauszeichnung in Gold für 50-jährige Mitgliedschaft verliehen.
Vorsitzender zweier Reisevereinigungen
Die Liebe zum Taubensport wurde durch seinen Vater in Bruno Reers entfacht. Viele Jahre war er Vorsitzender des Asbecker Vereins „Auf zur Heimat Asbeck“, später dann von der Reisevereinigung Dinkel. „Bis zuletzt habe ich dafür gesorgt, dass auch unsere Tauben auf Reise gingen und mein Mann zumindest von der Terrasse aus zusehen konnte, wie seine Tauben wieder nach Hause kamen“, erzählt Irmgard Reers.
Als 2020 mit der Corona-Pandemie die Gaststätte schließen musste, war das für Bruno Reers eine Katastrophe, so die Familie. In der 60-jährigen Geschichte des Familienunternehmens habe es bis dahin in Summe vielleicht 35 Tage gegeben, an denen nicht geöffnet gewesen war.
Am Sonntag, 15. Dezember, verstarb Bruno Reers. Er wird nicht nur in seiner Familie eine große Lücke hinterlassen. Mit ihm verliert Asbeck ein echtes Original.