Wer an das Dorf Münsterland denkt, denkt zunächst an durchtanzte Nächte in der Disco. Dass das „Disneyland westfälischer Gemütlichkeit“ exzellente Küche bietet, ist vielen nicht bewusst.
„Wow, ist das groß hier!“ Das ist mein allererster Gedanke, als ich die „Gute Stube“ im Dorf Münsterland betrete. Bis zu 280 Gäste haben in dem Restaurant Platz. Einige davon sitzen an diesem Dienstagabend bereits hier und lassen es sich in dem mit rustikaler Eiche eingefassten Saal schmecken.

Stilvolles Ambiente und viel Eichenholz gehören zur Münsterländischen Gemütlichkeit dazu. © Markus Gehring
Das Partydorf kenne ich bis jetzt nur von wilden Partynächten. Ob man hier wirklich auch gut speisen kann? Ich bin skeptisch. Wir nehmen Platz. Auch hier dominiert rustikale, deutsche Eiche.
Alternative Büfett
Die freundliche Kellnerin bringt uns die – ebenfalls in Holz eingefasste – Speisekarte. „Sie können auch zu unserem Büfett gehen, das kostet 14,50 Euro pro Person“, weist sie uns auf die Alternative zur Karte hin.
Die Auswahl ist übersichtlich – knapp 25 Gerichte gibt es, darunter Schnitzel, Steaks und Typisches aus der Region. Hinzu kommt eine separate Hamburger-Karte. Die Kellnerin lässt uns genug Zeit um unsere Wahl zu treffen, aber ist sofort da, als wir die Karte zuklappen. Dieser schnelle, aufmerksame Service fällt uns angenehm auf.

Tische gibt es in der "Guten Stube" für kleine und große Gruppen. © Markus Gehring
So geht schon knapp fünfzehn Minuten nach unserer Ankunft die Essensbestellung an die Küche. Während wir warten, haben wir Gelegenheit, die anderen Gäste zu beobachten. Die Klientel ist bunt gemischt: Geschäftsreisende, ein niederländischer Seniorenklub und eine Truppe von Rennradfahrern bevölkern das Restaurant. Von irgendwoher kommen einige weihnachtlich kostümierte Gäste in den Speisesaal. Mit so viel zu gucken vergeht die Zeit wie im Flug, bis die Vorspeise auf den Tisch kommt.
Die Vorspeise
Die Tomatensuppe, die einzige auf der Speisekarte übrigens, wird in einem riesigen Suppenteller serviert. Auf der Oberfläche schwimmt ein Klecks Sahne und als Überraschung findet sich Basilikumpesto unten drunter. Die nussige Note kontrastiert hervorragend mit der Süße der Tomaten – die frisch püriert sind, wie ich nach dem ersten Löffel begeistert feststelle.

Die Tomatensuppe mit Sahne und Basilikumpesto © Anna-Lena Haget
Meine Begleitung hat sich als Vorspeise den gebeizten Fjordlachs mit Reibeplätzchen bestellt. „Probier‘ mal die Soße, die ist richtig lecker!“, fordert sie mich auf. Und tatsächlich passt die leichte Schärfe der Senfsoße ideal zu den rosigen Lachsscheiben und dem etwas bitteren Rucola. Nur die Reibeplätzchen, findet meine Begleitung, hätten etwas knuspriger sein können.
Der Zwischengang
Einen großen, gemischten Salat habe ich mir als Zwischengang ausgesucht. Das Dressing ist dermaßen sahnig, dass es nahezu rückstandsfrei und in einem Stück seine Sauciere ver- und sich auf dem Salat niederlässt. Der Salat selbst ist schön bunt, super frisch und harmoniert – nachdem ich sie ein wenig untergearbeitet habe - gut mit der Soße.

Das Schweineschnitzel "Hubertus" mit Champignonrahm und Pommes frites als Beilage © Anna-Lena Haget
Meine Begleitung geht beim Zwischengang sofort in die Vollen: Das Schnitzel „Hubertus“ mit Champignonrahm soll es sein. Hier zeigt sich noch eine der Qualitäten der „Guten Stube“: Die Portionen sind wirklich ordentlich. Ein großes Schweineschnitzel, garniert mit einer sämigen Jägersoße und Pommes frites als Beilage. Auch hier hat das Küchenteam vorbildlich darauf geachtet, dass nur frische Champignons auf den Teller kommen. Das Schnitzel selbst, millimeterdünn und knusprig paniert, findet ebenfalls Anklang: „So, wie das muss. Nicht zu salzig, nicht zu fettig, genau passend“, urteilt meine Begleitung.
Die Hauptspeise
Genau eine Stunde, nachdem wir das Restaurant betreten haben, serviert die Servicemitarbeiterin uns den Hauptgang. Sie erkundigt sich fürsorglich, ob wir alles haben, was wir brauchen und stellt die Hauptgerichte auf den Tisch. Ja, das Schweinefilet-Pfännchen „Dorf Münsterland“ ist eine ausgewachsene Pfanne. Darauf war meine Begleitung nicht vorbereitet. Trotzdem macht sie sich, wenn auch schon recht gesättigt, tapfer an das Gericht.
Die innen zartrosa-farbenen Filets munden ihr hervorragend, zusammen mit der fein abgeschmeckten Soße – aber irgendwann geht trotzdem nichts mehr rein. Kein Problem: Eine Kollegin räumt die Pfanne ab und kommt kurze Zeit später mit einem „Doggybag“, den eingepackten Resten der Mahlzeit, zurück an unseren Tisch.

Linguine mit gebratenen Riesengarnelen © Anna-Lena Haget
Mit meinen Linguine an gebratenen Riesengarnelen gibt es solche Schwierigkeiten nicht. Kirschtomaten und Lauchzwiebelringe machen die Mahlzeit schmackhaft und schön bunt und frisch gemahlener Pfeffer gibt dem Ganzen eine mediterrane, fast schon zitronige Note. Die Garnelen haben Biss und sind gleichzeitig schön zart und die Nudeln auf den Punkt al dente – nur ein bisschen Soße fehlt vielleicht an dem Gericht, das für mich ansonsten das Highlight meines Menüs ist.
Die Nachspeise
Das aufmerksame Personal lässt uns hiernach ein wenig Zeit, damit die drei vorherigen Gänge sich in Ruhe etwas setzen können. Und, obwohl wir eigentlich bereits satt sind, passt ein kleiner Nachtisch dann doch noch.

Das Dessert: Schoko-Brownies mit Vanilleeis und Karamellsoße © Anna-Lena Haget
Zwei Schokoladen-Brownies, frisch aus dem Ofen und angerichtet mit einer Kugel Vanilleeis und Karamellsoße, da kann selbst meine pappsatte Begleitung nicht Nein sagen. Die süße Köstlichkeit bildet den krönenden Abschluss unseres Abendessens.
Kinderfreundlichkeit
Eine spezielle Kinderkarte gibt es in der „Guten Stube“ nicht, da Kinder nun einmal nicht die typischen Gäste im Dorf Münsterland sind. Trotzdem sind auch die Kleinen willkommen und das Team stellt sich von Fall zu Fall auf deren individuelle Speisewünsche ein.
Barrierefreiheit
In der „Guten Stube“ sind einige Teile des Restaurants nur über Stufen zu erreichen. Diese sind zwar ausgeleuchtet, um nicht zur Stolperfalle zu werden, aber für Rollstuhlfahrer könnten die Stufen trotzdem ein Problem darstellen. Die Toilettenanlage ist allerdings ebenerdig begehbar und der Weg dorthin ausgeschildert.
Das sagt das Netz
Auf Google.de vergeben die Nutzer 3,9 von fünf möglichen Punkten bei 1181 Bewertungen. Hier schreibt User „Weil-ich-es-kann“ im Oktober 2017: „Ich wurde sehr freundlich und kompetent bedient. Nur das Du stört etwas. Der Lachs mit Reibekuchen war klasse. Gerne wieder.“ Nur die wenigsten Nutzer haben allerdings die „Gute Stube“ separat bewertet, sondern eher das gesamte Hotel.
Verkehrsanbindung
Parkplätze gibt es am Dorf Münsterland im Überfluss und sogar eine Haltestelle für die Nachtbusse, die am Wochenende abends die Partylocation ansteuern, befindet sich auf dem Gelände ganz in der Nähe. Auch mit dem Rad ist der Hotelkomplex gut zu erreichen.
Die Preise
Die Tomatensuppe kostet 5,50 Euro, der große gemischte Salat 9,50 Euro. Die Linguine mit Riesengarnelen sind mit 17,50 Euro das teuerste Gericht, das wir bestellt haben. Der Fjordlachs mit Reibekuchen hat 9,50 Euro gekostet und auch das Schweinefiletpfännchen mit 14,50 Euro war preislich durchaus angemessen. Für das Schnitzel „Hubertus“ werden 13,50 Euro fällig. Das Dessert steht mit 6,50 Euro pro Portion auf der Rechnung. Zusammen mit drei Gläsern Cola (0,2 l) für je 2,20 Euro und drei Wasser (0,25 l) zu je 2,40 Euro habe ich 96,80 Euro bezahlt.
Restaurant-Info
„Gute Stube“ im Dorf Münsterland, Haidkamp 1, 48739 Legden. Geöffnet Montag bis Freitag ab 11.30 Uhr, von 14.30 bis 17.30 Uhr Kaffeeangebot. Am Samstag ab 13 Uhr und am Sonntag ab 17 Uhr geöffnet. Die Küche schließt um 21.30 Uhr. Für Gäste des Hotels gibt es während der Woche ab 6 Uhr und am Wochenende ab 7 Uhr Frühstücksangebote.