Seit Wochen wird in Deutschland aufgrund der Remigrations-Debatte vielerorts gegen Rechtsextremismus demonstriert. In Vreden gingen 2000, in Ahaus 6000 und in Legden 1000 Menschen auf die Straßen und setzten ein deutliches Zeichen für die Demokratie in unserem Land.
„Gott sei Dank ist das so“, bekräftigt Knut Kasche, der Schulleiter der Paulus-van-Husen-Schule, die je einen Standort in Legden und Rosendahl-Osterwick hat, im Gespräch mit der Redaktion. An seiner Schule hat diese Debatte, die aus einem Treffen von radikal rechten Personen entstanden ist, bei einigen Schülerinnen und Schülern große Angst und Sorgen verursacht.
„Die Stimmung unter den Schülern wurde von den Lehrkräften und Sozialpädagogen schnell wahrgenommen“, sagt Knut Kasche. Hinweise kamen aber auch von Lehrkräften, die im „DAZ“-Bereich (Deutsch als Zweitsprache) tätig sind. Einige Schüler hätten sich aber auch direkt mit ihren Sorgen an ihre Klassenleitungen gewandt und von den Ängsten innerhalb ihrer Familien berichtet, so der Schulleiter.
Ungefilterter Informationsfluss
„Gerade bei den jüngeren Schülerinnen und Schülern spielen die Klassenlehrerinnen und -lehrer eine zentrale Rolle. Denen wird ungefiltert alles erzählt“, berichtet Kasche schmunzelnd. In diesem Fall sei man darüber sehr froh gewesen. So konnte das Thema direkt aufgegriffen, und die Schüler beruhigt werden.
Doch auch die Lehrkräfte und das gesamte Kollegium seien emotional betroffen, wenn die Kinder über die Angst in der Familie sprechen, die Eltern und ältere Geschwister haben, weil sie befürchten, jeden Moment abgeschoben zu werden, beschreibt Knut Kasche die Stimmung im Kollegium.
Um das Problem zu verstehen, müsse man sich in die betroffenen Personengruppen hineinversetzen, empfiehlt der Schulleiter. Zu den über 30 Prozent seiner Schüler, die einen Migrationshintergrund haben, gehören auch einige, die aus akuten Kriegsgebieten erst kürzlich nach Deutschland geflohen sind oder in ihrer Heimat aufgrund ihrer politischen Einstellung jahrelang verfolgt wurden.
Einseitige Nachrichtenquellen
„Diese Menschen haben keine Tageszeitung abonniert und schauen aufgrund der Sprachbarriere auch nicht allabendlich die Tagesschau“, stellt er klar. In der Regel beschränken sich die Informationsquellen dieser Personengruppe auf soziale Medien und das, was über Nachrichtendienste und Gespräche mit Landsmännern und -frauen ausgetauscht würde.
Die Inhalte, die darüber bei den Kindern und ihren Eltern ankommen, seien meist völlig aus dem Zusammenhang gerissen und würden nicht mittels anderer Quellen überprüft. In der Schule unterhalten sich die Kinder dann über das Gehörte und die Emotionen kochen schon mal hoch, so Kasche.
Politik statt Mathe
Schnell wurde deutlich, das Problem muss im Unterricht behandelt werden. „Das gehört für uns alle hier ganz klar zu unserem Bildungsauftrag“, stellt Knut Kasche klar. Dafür müsse dann halt anderer Unterricht später nachgeholt werden, ergänzt er.
Da die Themen Regierungsformen, Rechtssystem und Gewaltenteilung erst in der neunten Klasse auf dem Lehrplan stehen, gebe es für jüngere Schüler kaum Material dazu. „Und dann brauchen wir die Arbeitsblätter, Texte und Dokumente ja noch in unterschiedlichen Sprachen, um alle Kinder zu erreichen“, erklärt Kasche.
Unzählige Stunden hätten die Kolleginnen und Kollegen damit verbracht, entsprechendes Material zu erstellen oder so anzupassen, dass die Kinder verstehen, dass sie keine Angst haben müssen, erläutert der Schulleiter. In diesem Fall sei vorerst Ruhe eingekehrt, die nächste Herausforderung warte aber bestimmt schon, ist sich Kasche sicher.
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