
© Markus Gehring
Profilan: In 20 Jahren vom Acht-Mann-Betrieb in die Top 3 der Kunststoff-Presstechnik
Unternehmensporträt Profilan
Auf der grünen Wiese haben Werner Wöhrmann und Hubert Rosing ihre erste Halle gebaut. Sie starteten Profilan mit sechs Mitarbeitern. 20 Jahre später reiht sich an der B474 Halle an Halle.
Es ist ruhig in der Profilan-Halle. Kaum ein Mensch zu sehen. Die großen Maschinen wirken auf den Laien, als ob sie stillstünden. Hubert Rosing lächelt zufrieden. Denn der Geschäftsführer von Profilan weiß, dass alle diese Pressen in der Halle gerade arbeiten und feinstes Granulat zu Kunststoffplatten pressen. Bis zu 100 Stunden kann das dauern.
50 bis 60 Tonnen Kunststoff werden jeden Tag bei Profilan an der Straße Zur Dinkel in Legden rund um die Uhr verarbeitet. Mehr als 16 Millionen Kilogramm im Jahr. Dafür arbeiten mehr als 180 Mitarbeiter in drei Schichten rund um die Uhr. Es ist viel passiert seit 1999, seit Werner Wöhrmann und Hubert Rosing, damals beide 43 Jahre alt, in Legden den Weg in die Selbstständigkeit wagten.
Im Silicon Valley der Kunststoffwerke
Das war durchaus mutig. Das Münsterland ist stark an Firmen für Kunststoff-Presstechnik. 80 Prozent des Marktes, so schätzt Rosing, sind hier angesiedelt. Das „Silicon Valley der Kunststofffirmen“, sagt er lächelnd. Damals sei der neue Mitbewerber am Markt mit Skepsis betrachtet worden. Heute steht Profilan selbstbewusst da. Hubert Rosing: „Wir werden in der Branche ernstgenommen. Wir sind unter den Top 3.“

Profilan in Legden: Zu dem Betrieb gehören außerdem ehemalige Stapelbroek- Hallen, im Hintergrund lassen sich die Arbeiten für die Firmenerweiterung bereits erkennen. © Bernd Schlusemann
Das wird gefeiert. Am Samstag, 21. September, wird es allerdings keinen großen Empfang geben. „Wir haben alle Mitarbeiter und ihre Familien zu einem großen Familientag eingeladen“, berichtet Werner Wöhrmann. Über 500 Menschen werden erwartet.
Generationswechsel ist eingeleitet
Das 20-jährige Bestehen ist auch Gelegenheit, über die Einleitung des Generationswechsels zu sprechen. Denn mit Bernd Rosing und Marco Hilbring steht die nächste Generation bereit, Profilan weiter in die Zukunft zu führen. Auch sie sind wie ihr Vater und Schwiegervater mit 36 Jahren gleichaltrig. Bernd Rosing ist für Produktion und Technik zuständig, Marco Hilbring kümmert sich um den kaufmännischen Bereich.
Doch zurück ins Jahr 1999: Werner Wöhrmann kam aus der Branche, Hubert Rosing hatte bis dahin als Vertriebsleiter in einem großen Betrieb in der Holzindustrie gearbeitet. Beide sind alte Schulfreunde, das mag damals geholfen haben, als sie gemeinsam ins kalte Wasser sprangen.
Zufall führte Gesellschafter nach Legden
Der Standort in Legden entwickelte sich eher zufällig. „Wir haben überall gesucht“, erinnert sich Hubert Rosing, natürlich auch in Vreden und Lünten, woher die beiden Geschäftsführer stammen.

Ein Blick ins Lager mit mehr als 400 Artikeln in verschiedenen Maßen und Stärken. © Ronny von Wangenheim
Im noch jungen Gewerbegebiet Heying-Esch konnten sie das Grundstück aus einer Insolvenz heraus kaufen. „Die Gemeinde Legden suchte Industriearbeitsplätze“, so Rosing. Es gab aber auch Vorgaben: „Innerhalb von fünf Jahren musste Profilan 50 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen.“
Eine Halle, zwei Pressen – so startete Profilan. Bereits 2001 kam die zweite Halle dazu, die Mitarbeiterzahlen stiegen ständig, mehrfach wurde Fläche dazugekauft. Dass die Firma Remex den Legdener Standort aufgab, dass die Firma Stapelbroek in den Industriepark A31 zog, hat Erweiterungen am Standort möglich gemacht.
Profilan wächst weiter
Heute beträgt die Produktionsfläche mehr als 90.000 Quadratmeter. Zu den 18 Hallen werden in den kommenden Monaten weitere dazukommen. Begonnen wurde bereits mit den Vorarbeiten für Regenrückhaltebecken und Renaturierung der Dinkel.
Irgendwann entwickelte sich die Dynamik. 2004 zählte Profilan 77 Mitarbeiter. Nach dem zehnten Jahr wuchs der Export. Der Export wurde zum „Wachstumstreiber“. Hubert Rosing sagt: „Wir haben in den letzten fünf Jahren unseren Umsatz verdoppelt.“ Mehr als 45 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr.
Ausbildung in fünf Berufen
Gestiegen ist auch die Mitarbeiterzahl. In fünf Berufen wird ausgebildet. Und es könnten gerne noch mehr werden. Doch hier kämpft Profilan genauso wie andere Unternehmen mit dem immer stärker werdenden Nachwuchs- und Fachkräftemangel.

Feinstes Pulver ist der Ausgangsstoff für viele Produkte. © Ronny von Wangenheim
Ausgangsstoff allen Tuns bei Profilan ist Polyethylen-Pulver – UHMW und HMW. Daraus entstehen in Sinterpresstechnik Kunststoffhalbzeuge – also Platten zwischen drei und 250 Millimetern und bis zu acht mal zwei Meter groß. In den ersten Jahren kam der Rohstoff als Sackware an. „Das war eine Knechterei“, so Rosing. Heute kommen Silo-Tankzüge nach Legden.
Neben den Halbzeugen/Platten entstehen bei Profilan auch Fertigteile. Waren das am Anfang vor 20 Jahren auch mal Küchenschneidebretter, sind es heute vielfach Hightech-Produkte. Die Bandbreite der Kunden reicht von der Automobilindustrie bis zum Getränkehersteller, die Einsatzgebiete von der Medizin-, Förder- oder Agrartechnik bis zur Elektrotechnik.

Computergesteuert werden Formen aus Kunststoffplatten gefräst. © Ronny von Wangenheim
In den ersten Jahren wurden Zeichnungen mitgeliefert. Heute läuft alles computergesteuert. Die Anbindung an ein CAD/CAM-System nennt Rosing. Profilan hat in seinen Hallen 18 modernste CNC-Bearbeitungszentren stehen. „Manchmal wissen wir gar nicht, wofür die Teile sind“, erzählt der Profilan-Geschäftsführer lächelnd.
Einsatzort in der Tiefe des Schwarzen Meeres
Einer der originellsten Einsatzorte eines Profilan-Produkts ist das Schwarze Meer. Als dort Wissenschaftler eine alte Galeere gut erhalten auf dem Meeresboden entdeckten, schützte ein Käfig aus Polyethylen den Unterseeroboter.
Exportiert wird in 50 Länder, überwiegend Platten als Halbzeug. Überall in der Welt also. „Außer den USA“, sagt Hubert Rosing, während er durch die Hallen führt. Der Verkauf der Halbzeug-Platten macht etwa die Hälfte des Geschäfts aus.

Das Pulver muss vor dem Pressvorgang geglättet werden. Für das Foto legt Hubert Rosing (l.) selbst Hand an. © Ronny von Wangenheim
Vorbei geht es an Pressen, wo gerade rotes Pulver gleichmäßig in der Pressform verteilt und geebnet wird, bevor dann der Pressvorgang beginnt. In einer anderen Halle werden gerade in einer CNC-Maschine Formen aus weißen Platten gefräst. Es fliegen die Späne.
100 Prozent Recycling
Nicht nur hier sieht man sie auf Maschinen oder dem Boden liegen. „Das wird alles abgesaugt und zu fast 100 Prozent recycelt“, betont Hubert Rosing und führt zu einem Lagerort, wo bunte Kunststoffteile liegen. Denn einfarbig weiß, grün oder blau sind diese Teile aus dem Abfall früherer Produkte natürlich nicht.
Wie kam es zu dem Erfolg von Profilan? Hubert Rosing muss nicht lange überlegen: „Meine Antwort: Wir haben die Chance gesehen und wir haben die Chance genutzt.“ Profilan sei stark auf Messen präsent und verhalte sich kundenorientiert. Dass Rosing aus dem Vertrieb gekommen ist, das gibt er gerne zu, war auch ein Vorteil.
Zum Wachstum des Unternehmens trägt natürlich auch bei, dass Kunststoff als Werkstoff sehr gute mechanische Eigenschaften hat und zunehmend andere Werkstoffe wie beispielsweise Stahl ersetzt. Hubert Rosing nennt als Beispiele den Hafenbau, verweist auf Schleusen oder Brücken, wo bei den Befestigungsanlagen Kunststoff zum Beispiel Holz ersetzt.
Und noch einen Erfolgsfaktor nennt Hubert Rosing, während er durch die Hallen führt. „Wir investieren ständig in neue Produktionsanlagen.“ Und das auch in den Jahren um 2008, als die Wirtschaft in Deutschland schwächelte. „In der Krise haben wir in neue Pressen investiert und damit eine wichtige Voraussetzung geschaffen für die Expansion“, sagt er und ergänzt: „Wir sind aus der Krise gestärkt hervorgegangen.“ Jedes Jahr werde im siebenstelligen Bereich investiert. Robot-Technik und Digitalisierung 4.0 sind die aktuellen Stichworte.
Wichtige Messe in Düsseldorf
Im Blickpunkt steht jetzt der große Familientag bei Profilan. Der nächste wichtige Termin folgt bereits vom 16. bis 23. Oktober. Dann ist in Düsseldorf die alle drei Jahre stattfindende internationale Messe K 2019. Hubert Rosing: „Da dürfen wir nicht fehlen.“