Sonntagmorgen, neun Uhr in Legden. In dem Geschäft der Bäckerei Ebbinghoff an der Ahauser Straße herrscht viel Betrieb. Ein Kunde wundert sich, vor zwei Tagen habe er für das gleiche Brötchen weniger bezahlt, ist er sich sicher. Die Mitarbeiterin gibt ihm recht. Seit diesem Jahr gebe es den Sonntagszuschlag, alle Backwaren seien dann teurer als an den restlichen Wochentagen.
Das bestätigt auch Manuela Yasin, Inhaberin der Bäckereikette mit Filialen auch in Nienborg und Schöppingen im Telefonat mit der Redaktion. An Sonntagen würde ab sofort sieben Prozent auf die sonst üblichen Ladenpreise aufgeschlagen. „Für einen Dienst am Sonntag bekommen unsere Mitarbeiter mehr Gehalt als an den übrigen Wochentagen. Deshalb sind wir in diesem Jahr den Schritt gegangen und erheben am Sonntag einen kleinen Aufschlag“, erklärt sie.
In guter Gesellschaft
Unsere Recherche hat ergeben, Ebbinghoff ist bei weitem nicht die einzige Bäckerei, bei der Brot, Brötchen und Kuchen sonntags teurer sind als wochentags. Auch bei der Bäckerei Mensing gibt es den sogenannten Sonntagsaufschlag. In Legden merken die Kunden davon nichts, weil die Filiale sonntags geschlossen ist. „Seitdem die Bäckereien sonntags öffnen und verkaufen dürfen, kosten unsere Backwaren an diesen Tagen mehr“, erklärt der Chef Stephan Mensing.
Etwas anders handhabt es die Bäckerei Voß. Der Geschäftsführer des Bäckereibetriebs, Jan Lienkamp, erklärt, bei ihnen gebe es keinen Sonntagsaufschlag, sondern eine Mischkalkulation. Im Prinzip tragen alle Kunden die Lohnmehrkosten für die Sonn- und Feiertage.
Mehr Lohn für alle
50 Prozent Lohnaufschläge bekämen alle Mitarbeiter, die an Sonn- und Feiertagen arbeiten, erklärt Stephan Mensing. „Vom Bäcker über die Bäckereifachverkäuferin und die Fahrer bis zu den Mitarbeitern, die im Hintergrund tätig sind“, betont er.
Schlussendlich handelt es sich bei den erhobenen Aufschlägen um Beträge im Cent-Bereich. Ein normales Schnittbrötchen kostete innerhalb der Woche bei Ebbinghoff 48 Cent, sonntags erhöht sich der Preis um sieben Prozent, was gerade mal drei Cent sind. Stephan Mensing erklärt für seine Filialen: „Wir schlagen sonntags fünf Cent je Brötchen drauf“. Das werde in den Filialen selbstverständlich auch so ausgezeichnet, stellt er klar.
Seit 1996 auch sonntags Brötchen
Am 1. November 1996 durften Bäckereien in Deutschland erstmals auch am Sonntag backen und ihre Backwaren verkaufen. Dafür haben sie lange gekämpft. Das Privileg der Tankstellen, auch an Sonn- und Feiertagen frische Brötchen verkaufen zu dürfen, war vielen Bäckern ein Dorn im Auge. Ein Start in den Sonntag ohne das gemütliche Frühstück mit frischen Brötchen ist für die meisten heute wahrscheinlich undenkbar.
Dieser Artikel erschien zuerst am 8. Januar 2025.