Die Autos stauten sich am Freitag, 28. April, auf der Hauptstraße von der Ampelkreuzung bis zur T-Kreuzung mit der Vikar-Entrup-Straße. Dazwischen kleine Gruppen mit Kindern auf ihren Fahrrädern. Der ein oder andere Autofahrer machte seinem Ärger über die Wartezeit direkt Luft und schimpfte laut über die Verzögerung. Manche versuchten sogar, über die Fahrspur des Gegenverkehrs an der Schlange vorbeizukommen.
Auf der Kreuzung stand Polizist Stefan Benölken mit einer Schülerin der Brigidengrundschule. Er erklärt ihr gerade ganz genau, worauf sie achten muss, und wie sie sich richtig verhält, wenn sie mit dem Fahrrad abbiegen möchte. „Ja, das dauert manchmal ein bisschen, bis die Kinder sich sicher sind und abbiegen“, erklärt Verkehrssicherheitsberater Jan Tonke im Gespräch mit der Redaktion.
Ihm sei bewusst, dass dadurch die Geduld aller anderen Verkehrsteilnehmer gefordert würde. „Aber die Kinder müssen es ja irgendwie lernen“, appelliert er. Er bedauert, dass Autofahrer sich immer wieder über die Regeln hinwegsetzen und andere Verkehrsteilnehmer dadurch in Gefahr bringen. „Gerade deshalb ist es so wichtig, dass unsere Kinder sicher im Straßenverkehr unterwegs sind“, so Tonke weiter.
Update für die Eltern
In den Lehrplänen der Grundschule ist die Verkehrserziehung fest verankert. Alle Grundschulen im Kreis Borken üben mit den Schülerinnen und Schülern im dritten oder vierten Schuljahr das richtige Verhalten im Straßenverkehr als Fahrradfahrer. „Im Vorfeld findet immer ein Infonachmittag statt, bei dem mein Kollege Stefan Benölken und ich den Eltern ein Update geben, worauf zu achten ist“, so Jan Tonke. Außerdem wird die Strecke mit all ihren Widrigkeiten anhand von Bildern erklärt.

Danach startet die Ausbildung im realen Straßenverkehr. „Die Kinder benötigen eigentlich nur ein verkehrssicheres Fahrrad und einen Helm“, erklärt Jan Tonke. „Das Fahrrad sollte schon passend sein und die Kinder vertraut damit. Alles andere lenkt die Kinder beim Üben nur ab“, ergänzt er.
Obwohl es in Deutschland keine Helmpflicht gebe, müsse bei der Radfahrausbildung und natürlich auch bei der Prüfung ein Helm getragen werden, das sei ein Konferenzbeschluss, so Tonke. Er und seine Kollegen empfehlen natürlich jedem, beim Radfahren immer einen Helm zu tragen. „An das Anschnallen im Auto haben wir uns ja auch gewöhnt, so könnte das auch mit dem Fahrradhelm gehen“, sagt er schmunzelnd.
Mögliche Gefahren
An einem Morgen begleiten die beiden Verkehrssicherheitsberater der Polizei die Kinder. Sie fahren einen Teil der Strecke mit und weisen auf mögliche Gefahren hin. „Da müssen die übrigen Verkehrsteilnehmer dann einfach mal geduldig warten“, sagt Jan Tonke voller Überzeugung.
In unserer Region ist das Fahrrad nach wie vor ein sehr beliebtes Fortbewegungsmittel. „Es ist die Aufgabe der Eltern, die Kinder bei der Radfahrausbildung zu unterstützen“, so Tonke. „Wir können nur unterstützen, die Eltern müssen dafür sorgen, dass sich ihre Kinder sicher im Straßenverkehr bewegen“, ergänzt er.

Dabei ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die Kinder einen völlig anderen Blickwinkel haben. „Die sind nur 1,30 Meter groß“, sagt Jan Tonke. Auch die Geräusche, Entfernungen und die Geschwindigkeit der andere Verkehrsteilnehmer nehmen Kinder ganz anders wahr als Erwachsene.
Beim Üben sei es daher wichtig, dass die Eltern die Kinder entscheiden lassen, wann abgebogen oder die Straße überquert werden kann. „Die Kinder lernen nur durch eigene Erfahrungen“, so Jan Tonke. Dafür müsse man sich als Eltern schon mal die Zeit nehmen und die Strecke ein paar Mal fahren, appelliert er.
Man lernt nie aus
Die Verkehrserziehung in der Grundschule ist aber nicht das einzige Angebot der Polizei zum Thema „Verkehrserziehung“. „Bereits im Kindergarten sind Kollegen mit der Puppenbühne vor Ort, in der weiterführenden Schule gibt es dann Aktionen zum Thema Toter Winkel und Drogen und Alkohol und auch für Erwachsenen bieten wir zum Beispiel Pedelec-Kurse an“, erläutert Jan Tonke abschließend.
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