Noch immer sind Erzieher-Stellen vorwiegend weiblich besetzt, männliche Kollegen eher die Ausnahme. Das aber hat Nico Soete nicht davon abgehalten, sich genau dafür zu entscheiden. Er ist einer von zurzeit drei so genannten PiA-Auszubildenden des Legdener Familienzentrums „Wir für alle“, zu dem drei katholische Kindertageseinrichtungen St. Brigida, St. Margareta und St. Martin gehören. Für sie alle erfolgt die dreijährige Ausbildung praxisintegriert, gehört neben der Theorie eben auch die Praxis dazu.
Doch der Reihe nach. Der junge Legdener absolviert zuerst die Ausbildung als Schreiner und stellt fest, wie er erzählt, dass ihm etwas fehlt. Was er damit meint? „Eine sinnhafte Tätigkeit“, sagt er. Er stammt aus einem christlichen Elternhaus, hat einen klaren Werte-Kompass und begibt sich auf die Suche. Erste Station ist ein Wohnheim für Erwachsene mit Einschränkungen. Ein Jahr arbeitet der Quereinsteiger als ungelernter Eingliederungshelfer dort und ist ganz nah bei den Menschen und mittendrin in deren Lebensgeschichte.

Start in einem Wohnheim
Ein herausforderndes Jahr, in dem er von vielen Schicksalsschlägen erfährt, die ihn tief berühren. Auch deswegen, weil Wünsche und Wirklichkeit der Bewohner oft so weit auseinanderklaffen, es hier eigentlich immer um die Vergangenheit geht. Für Nico reift daher nach und nach der Gedanke, sich stärker der Zukunft zu widmen, sprich sich nach einem Betätigungsfeld mit Kindern umzuschauen. Zu seiner Freude und auch der von Verbundleiterin Nora Göcke bekommt er einen Ausbildungsplatz im Kita-Verbund, startet am 1. August. Schon jetzt aber ist er überzeugt, dass er hier richtig ist: „Man kann einfach soviel bewirken“, sagt er und spricht von der „Nachhaltigkeit“ der erzieherischen Arbeit.
„Nestwärme“ zu vermitteln, aber auch Respekt und Regeln“ steht für den 28-Jährigen ganz oben auf seiner persönlichen Agenda und freut sich darüber, dass man von den Kindern so viel zurückbekommt: „Sie sind unbefangen, im positiven Sinne unverbildet und vor allem ganz direkt in ihren Äußerungen.“ Eine Einschätzung, die auch Ole Eßling (16), einer der beiden FOS-Praktikanten, teilt.
Und ähnlich wie Nico erlebt auch er nur positive Reaktionen in seinem persönlichen Umfeld, wenn er von der Tätigkeit im Kindergarten erzählt. „Niemand findet das uncool, im Gegenteil“. Für Verbundleiterin Nora Göcke hat das vor allem mit einem geänderten gesellschaftlichen Stellenwert zu tun: „Der Wert der Erzieherausbildung hat sich gewandelt, wir sind heute Bildungseinrichtung und leisten Familienarbeit.“
Gewandelt habe sich daher auch der Anspruch an die Erziehenden: „Die Arbeit ist viel individueller geworden.“ Das bedeute aber auch, dass man sehr viel sensibler auf die jeweilige Situation der Kinder reagiere und bei Auffälligkeiten in deren Verhalten eben auch sehr schnell reagieren könne.
Zwischen Nähe und Distanz
Nico und Ole ist klar, dass ihre Arbeit mit Kindern auch mit großer Nähe zu tun hat und sie sich daher in einem sehr sensiblen Bereich bewegen. Naturgemäß gibt es dafür im Sinne des Kinderschutzes aber auch klare Regeln (des Kita-Verbunds, des Bistums), wie viel Nähe vertretbar ist. Die Auszubildenden werden zudem von ihren Praxisanleitern intensiv begleitet. Neben dem fachlichen Austausch im Verbund gibt es auch das Bistum regelmäßige Präventionsschulungen. Und: „Jeder Mitarbeitende hat zusätzlich auch seine eigenen Grenzen“, betont Nora Göcke.
Wichtig sei auch hier, dass es in den drei Einrichtungen ein gutes Miteinander, den regelmäßigen Austausch auch mit den Eltern gebe. Große Konflikte unter den Beteiligten gebe es daher kaum. Nora Göcke: „Wir befinden uns im ländlichen Raum und erleben hier schon noch so etwas wie eine heile Welt.“
Nico ist sich jedenfalls sicher, dass er an seinem beruflichen Ziel angekommen ist. Für Ole ist das noch nicht klar. Zuerst möchte er sein Fachabi machen und studieren. Ob es dann die Arbeit in einer Kita oder eher nicht werden soll, weiß er nicht: „Auf jeden Fall aber was Soziales.“