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Nazi-Straßen in Münster: Castelleweg blieb - Wagenfeldstraße umbenannt
Straßennamen
In Münster ist das Thema Nazi-Straßen kein neues mehr. Im Jahr 2012 fielen zwei Entscheidungen, an denen sich Legden orientieren könnte. Ein Experte nennt einen Grund für eine Umbenennung.
In Legden sollen drei Straßennamen weichen, weil sie einen nationalsozialistischen Hintergrund haben, so lautet ein Antrag aus dem Rat. Das ist in Legden vielleicht neu, in anderen Kommunen wurden schon öfter Straßen umbenannt.
Ein Beispiel ist Münster. Dort ging im Jahr 2008 ein Antrag zur Umbenennung des Hindenburgplatzes in die Beratung der politischen Gremien. Am 21. März 2012 beschloss der Rat der Stadt Münster die Umbenennung des Hindenburgplatzes in Schlossplatz. Zuvor fand ein Bürgerentscheid statt. 59,38 Prozent der abgegebenen Stimmen waren für die Benennung in Schlossplatz.
Castelleweg in Münster blieb
Die Bürger sollen auch in Legden gefragt werden, zumindest die, die an den betroffenen Straßen (Friedrich-Castelle-Straße, Lönsweg, Wagenfeldstraße) wohnen. Ein Castelleweg wurde zuletzt in Münster-Ost diskutiert. Die Straße wurde im Jahr 1958 nach dem Redakteur und Dichter benannt. Im Jahr 2012 wurde beschlossen, den Namen Castelleweg beizubehalten, obwohl die Kommission das anders sah: „Die Kommission empfiehlt – wegen der Parallele zu Karl Wagenfeld – einstimmig die Umbenennung des Castelleweges.“
Anders erging es der Wagenfeldstraße in Münster-Mitte. 1951 wurde die Straße nach dem Redakteur und Organisator des Westfälischen Heimatbundes benannt. Der Beschluss zur Umbenennung wurde im Jahr 2012 getroffen. Die Wagenfeldstraße wurde in Robert-Blum-Straße umbenannt.
Wagenfelds Namensvetter
Matthias Frese ist wissenschaftlicher Referent am LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte. Er hat im Gespräch mit der Reaktion erklärt, dass Straßen mit dem Namen Friedrich Castelle relativ selten geändert werden. Straßen, die den Namen von Hermann Löns tragen, würden schon häufiger geändert. Am verbreitetsten sei die Änderung der Wagenfeldstraße.
„Zumindest ist das nach meiner Wahrnehmung so“, meint er. Trotzdem sei es wesentlich einfacher, eine Wagenfeldstraße beizubehalten, weil man einfach sagen könne, „dass sich hinter der Benennung ein Namensvetter verbirgt, der ein Bauhaus-Schüler war und Lampen designt hat“, so Frese. Dieser hieß Wilhelm Wagenfeld.
Heute wird sich mehr mit Nazis beschäftigt
In den 1950er-, 60er- und 70er-Jahren habe man sich laut Matthias Frese einfach weniger Gedanken über Nationalsozialisten gemacht. Meist wären die heute strittigen Namen damals vor allem wegen ihrer Literatur und Dichtkunst anerkannt gewesen und nicht wegen ihres Nazitums. „Jetzt wird sich wieder mehr damit beschäftigt“, sagt Matthias Frese im Gespräch mit der Redaktion.
Bei Straßennamen handelt es sich immer um Ehrungen und diese Namen werden immer Teil der Geschichte sein. Heutzutage würde aber niemand mehr diese Männer mit nationalsozialistischem Hintergrund ehren. Matthias Frese sagt zur möglichen Umbenennung in Legden: „Ich würde Straßen umbenennen, wenn die Personen, nach denen die Straßen benannt sind, an Verbrechen beteiligt waren.“
Laura Schulz-Gahmen, aus Werne, ist Redakteurin bei Lensing Media. Vorher hat sie in Soest Agrarwirtschaft studiert, sich aber aufgrund ihrer Freude am Schreiben für eine Laufbahn im Journalismus entschieden. Ihr Lieblingsthema ist und bleibt natürlich: Landwirtschaft.
