Nach Krisenjahr keimt Hoffnung auf bessere Zeiten Neujahrsempfang von Gemeinde Legden und Wila

Nach Krisenjahr keimt Hoffnung: Neujahrsempfang von Gemeinde Legden und Wila
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Sonntag, 15. Januar, Gasthaus Düstermühle, eine Viertelstunde vor 11 Uhr. Im Saal treffen Dieter Berkemeier, Josef Scharlau und Michelle Brümmer vom Bürgermeister-Büro letzte Vorbereitungen für den Neujahrsempfang von Gemeinde und Wirtschaftsinitiative Legden-Asbeck (Wila). Keiner weiß da, wie viele kommen werden und sind überrascht, dass es dann so viele werden.

Mehr als 90 Gäste wird man später zählen. Ein Querschnitt der Gemeinde: Vertreter von Gewerbe, Handel, Wirtschaft, Gastronomie, Vereinen, sowie von Verwaltung und politischen Parteien, für die das Format Neujahrsempfang als Gelegenheit zum Kennenlernen und Austausch gedacht ist.

Das Krisenjahr im Blick

Aus aktuellem Anlass stand dabei aber vor allem das abgelaufene Jahr im Fokus. Nicht nur beim „Noch-Wila-Vorsitzenden“ Scharlau, wie sich dieser bei der Begrüßung selbst vorstellte. „Das bislang wohl schwierigste Jahr überhaupt“ sei 2022 gewesen, sagte er mit Blick auf den fürchterlichen Krieg gegen die Ukraine und seine Folgen.

Dennoch hoffe er mit verhaltenem Optimismus auf das neue Jahr und eine Rückkehr zur Normalität. An die Gäste richtete er: „Helfen Sie alle mit, die Welt etwas besser zu machen!“

Als „denkwürdiges Jahr, als Krisenjahr und Jahr der Zeitenwende“ bezeichnete Bürgermeister Berkemeier das abgelaufene. Und: „Die Ausnahme wurde zum Dauerzustand“. Die ständige Dauerbelastung, die hohe Taktzahl bei Projekten, all‘ das hinterlasse Spuren bei den Kommunen und vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Dabei sei die Versorgung von Geflüchteten nur eine von ganz vielen Herausforderungen und noch nicht beendet: „Es ist mit einer weiteren Flüchtlingswelle zu rechnen.“

Besinnen auf eigene Ziele

Weitere Stichworte für den Bürgermeister: Gasmangellage, Black- oder Brownout, Notfallinformationspunkte. Sein Einschätzung für Legden: „Wir sind vorbereitet. Vorbereitungen liefen auch, um den wachsenden Bedarf an Wohnbaugrundstücken künftig zu decken. Für Asbeck seien 35 geplant, für Legden liefen entsprechende Verhandlungen.

Gespräche gebe es auch, neben vielen anderen positiven Punkten, zur Entwicklung der bisherigen Venceremos-Fläche, wo auf rund 15.000 Quadratmetern sich eine „Neudefinition von Zentrum“ ergeben könne. Insofern hoffe er, dass man sich den eigenen Zielen in diesem Jahr wieder widmen könne. „Es ist viel Arbeit liegen geblieben.“

Vertraute Runde: Die beiden Gastgeber Josef Scharlau (l.) und Bürgermeister Dieter Berkemeier (neben ihm Mitarbeiterin Michelle Brümmer) im Kreis der Bürgermeister-Kollegen aus Ahaus, Schöppingen und Heek sowie Gastredner Dr. Daniel Schultewolter (hinten r.).
Vertraute Runde: Die beiden Gastgeber Josef Scharlau (l.) und Bürgermeister Dieter Berkemeier (neben ihm Mitarbeiterin Michelle Brümmer) im Kreis der Bürgermeister-Kollegen aus Ahaus, Schöppingen und Heek sowie Gastredner Dr. Daniel Schultewolter (hinten r.). © Christiane Hildebrand-Stubbe

Krisenresilient und strukturstark

Positiv fiel dann auch die Analyse von Dr. Daniel Schultewolter, Gastredner und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) für den Kreis Borken, aus. Die örtlichen Zuhörer hatte er sofort „überzeugt“, als er ausdrücklich nicht nur die Legdener, sondern auch die Asbecker begrüßte und damit Lacher und Applaus erntete. Anders aber, als man bei seiner Anfangsthese „im Kreis Borken war eigentlich immer Krise“ hätte vermuten können, war seine aktuelle Sicht ausgesprochen optimistisch.

Bürgermeister Dieter Berkemeier bedankt sich bei Gastredner Dr. Daniel Schultewolter für seine grundlegende Einschätzung von Schwächen und Stärken der Wirtschaft im Kreis Borken.
Bürgermeister Dieter Berkemeier bedankt sich bei Gastredner Dr. Daniel Schultewolter für seine grundlegende Einschätzung von Schwächen und Stärken der Wirtschaft im Kreis Borken. © Christiane Hildebrand-Stubbe

Belege dafür, dass sich nach den Krisen-Jahrzehnten von Textil-und Möbelindustrie sowie Landwirtschaft, seit den 1980er-Jahren eine „mittelständische Unternehmenslandschaft“, eine „Vorzeigeregion“ entwickelt habe, hatte er auch. Die höchste Anzahl an Erwerbstätigen, eine Arbeitslosenquote unter Landesdurchschnitt, eine der niedrigsten Pro-Kopf-Verschuldung im Land und, und.

Gelungen sei das durch eine erstaunliche „Krisenresilienz“ und dadurch, dass parallel zu den ehemals strukturprägenden andere Branchen erstarkt seien und als „Startrampe“ im Strukturwandel wirkten. Hin zu einer Branchenvielfalt. Ob zum Beispiel Handwerk, Kunststoffbetriebe, Maschinen- und Anlagenbauer, IT-Dienstleister – darin sieht der Wirtschaftsförderer die Bausteine für den strukturstarken Kreis Borken.

Wila war untergetaucht

Als weiteren Pluspunkt für eine starke Wirtschaft bescheinigte er ihr „eine hohe Identifikation mit der Region“. Aber und sozusagen seine Schlussbotschaft: „Sie müssen noch lauter werden und die Erfolgsgeschichte erzählen!“ Die Unternehmer seien die „besten Markenbotschafter“.

Das letzte Wort hatte aber, nachdem der Bürgermeister die Heimatpreise 2022 verliehen hatte, der noch-Wila-Vorsitzende Scharlau in eigener Sache. Ja, die Wila sei aus verschiedenen Gründen „in den letzten zwei Jahren untergetaucht“. Jetzt aber sei auch durch die Kooperation mit Hey-Lena Zeit für eine Neuorientierung: „In absehbarer Zeit wird es bei einer Mitgliederversammlung eine endgültige Entscheidung geben“. Dann soll klar sein, wie es weiter geht, ob mit oder ohne Wila.