Unkraut zupfend kniet Anja Herkes-Dillhage zwischen den Kürbispflanzen. „In diesem Jahr ist alles ein bisschen später dran als sonst“ erklärt sie im Gespräch mit der Redaktion. „Es war so lange kalt, dass das erste Obst und Gemüse später reif ist als sonst“, ergänzt sie. Dadurch sei sie auch noch nicht auf dem Markt, um ihre Ware anzubieten.
Als die Elternzeit des ältesten Sohnes vor 16 Jahren endete, habe sie überlegt, wie es weitergehen soll. „Ich bin eigentlich Erzieherin“, sagt sie. Den eigenen Sohn von jemand Fremden betreuen lassen, damit sie andere Kinder betreue, kam für die passionierte Gärtnerin nicht in Frage.
„Meine Oma hat über 50 Jahre lang Obst, Gemüse und Eier in Münster auf dem Markt verkauft“, so Anja Herkes-Dillhage. „Das probiere ich einfach auch“, erinnert sie sich an ihre Gedanken von damals.
In ihrem Garten wuchsen immer die unterschiedlichsten Obst- und Gemüsesorten. Im Angebot sind aber auch Blumen, Kräuter und selbst gekochte Marmelade.
Um sieben geht es los
„Meine Marktsaison beginnt eigentlich im Juni, wenn die ersten Himbeeren, Bohnen und der Salat reif sind“, erklärt Herkes-Dillhage. Um sieben Uhr belädt sie dann ihren blauen Bulli. Begonnen habe sie damals mit zwei Klapptischen, erzählt sie. Das habe sich über die Jahre dann immer weiterentwickelt.
„Die beiden Marktstände, die ich jetzt nutzte, hat mein Mann Peter gebaut“, erklärt die Legdenerin. Der sei mindestens so begabt wie Mc Gyver und habe schon einiges gebaut, was ihr das Gärtnern und Verkaufen erleichtere, erzählt sie lachend. Bis Ende Oktober steht Anja Herkes-Dillhage immer freitags in Coesfeld auf dem Marktplatz und bietet die Erzeugnisse aus ihrem Garten an.
„Ich habe aber auch schon Lehrgeld bezahlt“, sagt sie im Gespräch. Dass sie die Einnahmen bei der jährlichen Steuererklärung angeben müsse, sei ihr klar gewesen. Über eine geeichte Waage habe sie aber nie nachgedacht. „Eines Tages stand jemand von der Stadt Coesfeld an meinem Stand und hat danach gefragt“, daraufhin habe sie dann ein entsprechendes Gerät angeschafft, dass jetzt alle zwei Jahre neu geeicht wird.
Offizielles Siegel
Sehr gerne hätte sie für ihre Gartenerzeugnisse ein offizielles Siegel oder ähnliches, das belegt, dass die Produkte Bio-Qualität haben. Das sei aber extrem aufwändig und „unbezahlbar“.
„Ich verfolge die Idee des biologischen gärtnerns“, erläutert sie. Das bedeute nicht nur, dass sie komplett auf chemische Schädlingsbekämpfungsmittel verzichte, auch der Dünger kommt uneingeschränkt aus der Natur. „Ich verwende nur Brennnesseljauche, die ich selbst ansetze und unseren eigenen Kompost zum Düngen“, ergänzt sie.
„Vier-Felder-Wirtschaft“
Außerdem arbeitet sie in ihrem Garten nach dem Modell der „Vier-Felder-Wirtschaft“. Vier gleich große Quadrate werden im Rotationsprinzip mit stark, mittel und schwach zehrenden Gemüsepflanzen bestückt. „Das ist ein ganz altes Prinzip, dass die Mönche früher in den Klostergärten schon angewandt haben“, erklärt die Gärtnerin.

Der Clou dabei sei, schwach zehrende Pflanzen wie Bohnen, Linsen und Erbsen, sie gehören zu den Leguminosen, der einzigen Pflanzenfamilie, die mit Hilfe von Bakterien den wertvollen Stickstoff, nach dem alle Pflanzen hungern, im Boden binden könne, erklärt die Legdenerin. Im Folgejahr pflanzt man auf diese Fläche dann Starkzehrer und der Kreislauf beginnt von vorne.
Dreistöckige Vorzucht
Das Saatgut bestellt Anja Herkes-Dillhage im Internet. Im Januar sät sie das Gemüse und die Blumen in eine dreistöckige Beet-Regal-Konstruktion, die natürlich auch ihr Mann gebaut hat aus. Im Haus werden die Sprößlinge dann vorgezogen, bevor sie nach den Eisheiligen, Mitte Mai, in den Garten umziehen.
Die Gärtnerin bewirtschaftet auf ihrem Grundstück im Legdener Beikelort einen großen Obst- und Gemüsegarten. Hier wachsen unter anderem Kartoffeln, Bohnen, Kürbissen, Gurken und Tomaten, aber auch Aubergine, Chili und Schalotten. Es gibt unzählige Obstbäume, Himbeer- und Brombeersträucher. Jedoch auch Feigenbäume, und Sträucher der Ananaskirsche.
Leibspeise für Rehe
Im vergangenen Jahr hat sie zudem mehrere Obstbäume angepflanzt. Darunter such unbekanntere Sorten wie zum Beispiel eine Nashi-Birne. „Im unteren Bereich habe ich die Bäume natürlich gegen gefräßige Kaninchen gesichert“, erklärt Anja Herkes-Dillhage. Völlig überrascht hat sie dann eines Morgens gesehen, wie Rehwild durch den Garten spaziert sei und sich die frischen Triebe der Bäumchen einverleibt habe.

Bisher hat die passionierte Gärtnerin Ware, die auf dem Markt nicht verkauft wurde, an einem kleinen Stand an der Straße angeboten. „Auf Vertrauensbasis“, erklärt sie „Im vergangenen Jahr wurde mir da aber mehrfach einiges geklaut“, erzählt sie enttäuscht. Daher werde sie in diesem Jahr was Neues ausprobieren. Direkt am Hof will sie überschüssige Ware in einem Pavillon anbieten.
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