Das Problem ist bekannt: der immer älter werdenden Bevölkerungsstruktur stehen immer weniger Ärzte, vor allem Hausärzte gegenüber. Auf dem Land ist die Situation noch schlimmer als in Ballungszentren und Städten. Aus Legden kommt ein neuer Lösungsansatz für die Problematik. Und der wird als LEADER-Projekt sogar gefördert.
Die meisten Menschen hier in der Region möchten auch im Seniorenalter so lange wie möglich Zuhause wohnen bleiben. Um das zu ermöglichen, braucht es unter anderem eine wohnortnahe ärztliche Versorgung. „Das könnte zukünftig schwierig werden“, macht Dr. Diane Lange, die Koordinatorin des Projekts „Mobiles Team Gesundheit Westmünsterland“ im Gespräch mit der Redaktion deutlich.
Hausbesuche auf Rezept
Die Ärzte in der Region werden immer älter, viele niedergelassene Praxisinhaber stehen vor dem Ruhestand. Dem gegenüber steht ein stetig wachsender Anteil von Menschen im Rentenalter. Chronische Erkrankungen nehmen zu, Patienten werden immer früher aus den Krankenhäusern und stationären Einrichtungen entlassen.
Die Zahl derer, die durch gesundheitliche Einschränkungen nicht mehr selbstständig in der Lage sein werden, ihren Hausarzt aufzusuchen, wird in den kommenden Jahren zunehmen, ist sich Diane Lange sicher. Hier kommt das Projekt „Mobiles Team Gesundheit Westmünsterland“ ins Spiel.
Sozial-medizinischer Blick
Sabrina Dücker (Gesundheits- und Krankenpflegerin) und Lena Kahler, die zu ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin auch noch einen Bachelor in Gesundheitspsychologie und Medizinpädagogik hat, fahren zu Patienten nach Hause und übernehmen dort medizinische Maßnahmen. „Das können Dinge wie Blutdruck messen, Wundversorgung oder die Überprüfung der Medikation sein“, erklärt Sabrina Dücker.
Gleichzeitig werfen die Fachkräfte bei diesen Besuchen einen Blick auf das soziale Umfeld der Patienten und deren Angehörigen. Bedarfe zu Themen wie Pflegebedürftigkeit, Einsamkeit, finanzielle Probleme, Sucht oder dem Tod eines Angehörigen werden geprüft und Hilfestellung angeboten. Oft wüssten die Patienten gar nicht, welche Möglichkeiten es gebe, erläutert Lena Kahler. „Neben der Vermittlung unterstützen wir, wenn nötig, aber auch bei der Antragstellung der Sozialleistungen“, ergänzt sie.
LEADER-Fördermittel
Das alles erfolgt natürlich im engen Austausch mit dem Mediziner, der das Team beauftragt hat. „Im Anschluss an den Besuch übermitteln wir die erhobenen Gesundheitsdaten an den entsprechenden Hausarzt“, erklärt Sabrina Dücker. Das Team arbeitet praxisübergreifend in der LEADER Region Kulturlandschaft Westmünsterland. Diese hat das Vorhaben mit rund 178.000 Euro gefördert.
Außerdem habe die Sparkassenstiftung 5000 Euro gespendet, berichtet Martina Schrage, die Geschäftsführerin des Vereins Gesundheitsnetz Gemeinsam Westmünsterland. Dieses von der Kassenärztlichen Vereinigung anerkannte Ärztenetz hatte die Idee zu dem Projekt, das die medizinische Versorgung und die Hilfestellung bei sozialen Engpässen verknüpfen und dadurch zu einer Entlastung der Hausärzte beitragen soll.
Finanzierung durch die Kassen
Die Zahl der Patienten wachse stetig, bestätigt Diane Lange. Beauftragt werde das Team von den rund 50 Ärzten, die Mitglied im „Gesundheitsnetz Gemeinsam“ sind. Die Rückmeldungen werden wissenschaftlich ausgewertet. Über diese Auswertung wird sich zeigen, wie gut das sozial-medizinische Projekt angenommen wird und in welcher Form es weitergeführt werden kann. Eine Finanzierung wäre beispielsweise über die Krankenkassen denkbar, so Schrage.
Diesen Artikel haben wir am 7. November 2024 veröffentlicht.