Wenn der Unimog im Schlamm versinkt fühlt sich Alfred Wemhoff am wohlsten

Mit dem Unimog Alfred Wemhoff und Team fahren durch Wasser und Schlamm
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Der Unimog steht noch ungewaschen auf dem Platz in Legden. Die Startnummern kleben an den Türen. Erst vor wenigen Tagen stand Alfred Wemhoff (73) bei der Geländerallye in Breslau (Polen) auf dem Siegertreppchen. Er und sein Team erreichten den dritten Platz, erzählt er stolz im Gespräch mit der Redaktion.

Vom 23. bis 29. Juni feierten die Veranstalter die 30. Rallye Breslau mit sechs Renntagen und einer Nachtetappe. Für Alfred Wemhoff war es gleichzeitig seine Abschiedsrallye. Zum 12. Mal ist er angetreten. Im Jahr 2015 siegte er mit seinem Team. „Ein einmaliges Erlebnis“, schwärmt er.

Alfred Wemhoff winkt aus seinem Unimog.
Alfred Wemhoff winkt aus seinem Unimog. © Privat
Alfred Wemhoffs Rallye-Unimog.
Noch ungewaschen stand der Rallye-Unimog einige Tage später auf dem Platz in Legden. © Schulze Beikel

Bereits einige Tage vor Rennstart verlud Alfred Wemhoff seinen Rallye-Unimog auf einen LKW, um ihn nach Polen zu bringen. Dort angekommen, wurde sein 4,9 Tonnen schwerer, 350 PS starker Mercedes LKW, wie alle Fahrzeuge des Rennens auf Herz und Nieren geprüft. „An der Rallye teilnehmen dürfen nur Fahrzeuge, die die strengen Sicherheitsvorkehrungen erfüllen“, erklärt er.

Dazu gehören unter anderem Schalensitze und Überrollbügel, aber auch Warnhinweise, falls man mal fest sitze im unwegsamen Gelände, erklärt Wemhoff anschaulich. Zum ersten Mal teilgenommen habe er im Jahr 2008 mit einem „normalen“ Unimog. Über die Jahre wurde der immer weiter an die Anforderungen angepasst, erläutert der Legdener.

Einen Tag vor dem offiziellen Rallyestart findet dann der Pre-Start statt, quasi eine Testfahrt. Wie bei der Formel eins werden anhand der dort erzielten Ergebnisse die Startplätze vergeben. Das Team Wemhoff erfuhr sich den zehnten Startplatz und kämpfte sich über die sieben Renntage bis auf Platz drei vor.

„Das ist das Ergebnis hervorragender Teamwork“, erläutert Alfred Wemhoff. Seit einigen Jahren startet er mit Robert Goeschel als Beifahrer. Der erledige die komplette Navigation, so Wemhoff. Damit die Voraussetzungen für alle gleich sind, bekommen die Teams nur wenige Stunden vor Start einer Etappe das entsprechenden Roadbook.

Blick auf einen Roadbook-Block.
Im Roadbook der letzten Rallye sieht man die unzähligen Notizen und farbigen Markierungen. © Schulze Beikel

Ein Block, auf dem genaue Kilometerangaben, Fahrtrichtungsanweisungen und Erläuterungen abgebildet sind. „Mein Beifahrer erkennt schwierige Stellen direkt, macht sich zusätzliche Notizen und farbige Markierungen“, zeigt Wemhoff in einem der Blöcke. Doch das ist bei weitem nicht alles, was Beifahrer bei der Fahrt quer durch die polnische Natur leisten müssen.

„Unterwegs müssen wir auch immer wieder Wasserstellen durchqueren“, erzählt Wemhoff und zeigt gleichzeitig Fotos, auf denen sein Unimog bis zu 170 Zentimeter tief im Schlamm steckt. „Mein Beifahrer schwimmt notfalls vorher durch die großen Pfützen und bringt das Stahlseil der Fahrzeug eigenen Winde am gegenüberliegenden Ufer an.

Wemhoffs Unimog im tiefen Wasser.
Mitunter schwimmt der Beifahrer durch Gewässer, um die Seilwinde am gegenüberliegenden Ufer zu befestigen. © Privat

Damit ziehen wir uns dann raus, wenn die Motorkraft nicht reich, erklärt der Rallye-Experte. Die gut 1400 Kilometer des Rennens sind in sieben Etappen eingeteilt. Am Tag legen die 300 teilnehmenden Teams bis zu 350 Kilometer zurück.

Gerade in den ersten Tagen komme man an einer Menge liegen gebliebener Fahrzeuge vorbei, so Wemhoff. Das abwechslungsreiche und unwegsame Gelände fordere den Teams einiges ab. Übermut führe schnell zum plötzlichen Ende der Fahrt. „Das muss man einfach ‚erfahren‘“, sagt er schmunzelnd.

Blick auf ein Gewässer.
Immer wieder durchfahren Alfred Wemhoff und sein Beifahrer große Wasserlöcher mit dem Unimog. © Privat

Trotz Zeitdruck, gewonnen hat am Ende derjenige, der die gesamte Strecke in der kürzesten Zeit absolviert hat, ist immer wieder Geduld gefragt. „Manchmal muss man warten, weil sich jemand festgefahren hat und Überholen nicht möglich ist.“ Es sei aber auch schon vorgekommen, dass er sich mit seinem Beifahrer verfahren habe. „Dann drehen wir um und fahren zurück, bis wir uns sicher sind, wieder auf dem richtigen Weg zu sein“, so Wemhof.

Eindrücke vom Rennalltag.
Eindrücke vom Rennalltag. © Privat

Das allerschönste am gesamten Rallyegeschehen ist für Alfred Wemhoff jedoch der freundschaftliche Umgang untereinander. „Das gesamte Rallye-Camp besteht aus rund 1500 Leuten“, berichtet er. Gemeinsam, mit einem befreundeten Team würde er seine Zelte immer mit 20 Rallye-Fans aufschlagen.

Abends gäbe es bei einem Bierchen immer regen Austausch unter den Teams über die absolvierten Etappen. „Das werde ihm zukünftig bestimmt fehlen“, schließt Alfred Wemhoff wehmütig ab.

Beste Stimmung unter den Teams beim Rallye-Camp.
Unimog © Privat

Diesen Text haben wir am 10. Juli 2024 veröffentlicht.

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